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7. Einbindung in die internationale Gemeinschaft

7.3. Die Beziehungen Türkei – USA

Das Verhältnis zwischen den USA und der Türkei lässt sich als traditionell gut bezeichnen. Durch ihre Unterstützung und Bindung an die USA versuchte die Türkei stets ihre westliche Orientierung unter Beweis zu stellen und ihrer strategischen Lage in der internationalen Politik Gewicht zu verleihen. Aber auch von Seiten der USA besteht besonderes Interesse an einer guten Beziehung zur Türkei: Neben Israel ist die Türkei der wichtigste Verbündete der USA im Nahen Osten, auch mit Blick auf Zentralasien ist die Türkei von Bedeutung.

Enge Kontakte zwischen den beiden Ländern bestehen bereits seit langer Zeit. So förderten die USA Schulprojekte und Missionsprojekte im Osmanischen Reich, mit denen das Land eine Stärkung der christlichen Minderheit in der Türkei verfolgte. Zudem spielte die Türkei für die US-Regierung bei der Erschließung der Öl- und Gas-Vorkommen in der zentralasiatischen Region und als Transitland für Rohstoffe nach Europa eine wichtige Rolle.

Nach dem Ersten Weltkrieg standen die Zeichen für die amerikanisch-türkischen Beziehungen jedoch vorübergehend schlecht. Die jungtürkische Unabhängigkeitsbewegung machte sich aus Sicht der US-Regierung durch ihr Bündnis mit der Sowjetunion als kommunistische Bewegung verdächtig.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs lehnte sich die Türkei wieder verstärkt an die USA an und schloss sich der Kriegserklärung an Deutschland an. Damit sicherte sich das Land die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen. Im Gegenzug verschlechterten sich die türkisch-sowjetischen Beziehungen zusehends, was sich unter anderem in Gebietsforderungen Stalins an die Türkei ausdrückte. Vor diesem Hintergrund sagte der amerikanische Präsident Truman in seiner Doktrin vom 12. März 1947 allen von der Sowjetunion bedrohten Staaten, in erster Linie der Türkei und Griechenland, materielle und wirtschaftliche Hilfe zu. Bereits 1947 erfolgte die erste Rüstungshilfe, worauf eine Vielzahl militärischer und wirtschaftlicher Kooperationsabkommen folgte. Zwischen 1947 und 1971 erhielt die Türkei 3,2 Milliarden US-Dollar Militär- und 1,5 Milliarden Dollar Wirtschaftshilfe aus dem Marshall-Plan. Dafür war es dem US-Militär gestattet, bei Adan Nuklearraketen zu stationieren und dreißig Militärstützpunkte auf türkischem Territorium zu errichten. Im Gegenzug leistete die Türkei den Amerikanern im Korea-Krieg (1951-53) Gefolgschaft, indem sie 6000 türkische Soldaten nach Korea entsandte, wobei die türkischen Streitkräfte hohe Verluste zu beklagen hatten.

Der erste Streitfall der Nachkriegszeit zwischen den USA und der Türkei war die Zypern-Frage. Die USA lehnten das interventionistische Vorgehen der Türkei besonders nach 1964 strikt ab und ermahnten die türkische Regierung mehrmals, von weiteren Maßnahmen abzusehen. Die Türkei ging jedoch auf die amerikanischen Forderungen nicht ein, sondern verstärkte ihre Angriffe auf Zypern. Als die Türkei Nordzypern am 20. Juli 1974 besetzte, verhängten die USA im September 1974 ein Waffenembargo, das erst vier Jahre später wieder aufgehoben werden sollte.

Im Zweiten Golf-Krieg (1990-1991) verbesserte sich das Verhältnis wieder zusehends, als die türkische Regierung dem amerikanischen Präsidenten George Bush bei der Befreiung Kuwaits Gefolgschaft leistete. Ankara stellte dabei Flugplätze in der Südosttürkei zu Verfügung, von denen aus amerikanische Flugzeuge ihre Einsätze in die Kriegsregion flogen.

Die positiven Beziehungen zwischen den beiden Staaten wurden in den letzten Jahren wieder mehrfach getrübt: In ihrer ersten Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 sicherte die Türkei den USA zwar ihre Unterstützung zu, auch bei einem eventuellen Militärschlag gegen die Taliban. Darüber hinaus wurde der türkische Luftraum für die amerikanische Nutzung geöffnet und über die Bereitstellung von Basen im Osten beziehungsweise Südosten der Türkei verhandelt. Im Jahr 2002 beteiligte sich die Türkei an der internationalen Friedenstruppe für Afghanistan (ISAF) und übernahm schließlich die Führung des Einsatzes. Im März 2003 entschied sich das türkische Parlament jedoch gegen die Entsendung türkischer Truppen in den Irak und lehnte zudem den Einmarsch amerikanischer Truppen in den Irak über türkisches Territorium und damit die Eröffnung einer zweiten Front an der türkisch-irakischen Grenze ab. Diese Absage stürzte die bilateralen Beziehungen in eine tiefe Krise.

Als weitere Schwächung des Verhältnisses erwies sich die Anerkennung des Genozids an den Armeniern zwischen 1915 und 1917 durch den Auswärtigen Ausschuss des US-Repräsentantenhauses im Oktober 2007. Die Türkei zog daraufhin zeitweise ihren Botschafter aus Washington ab, die türkischen Medien kritisierten die Entscheidung der USA lautstark.

Auch in der türkischen Bevölkerung kühlten die Sympathien gegenüber den USA auf dem Gefühlsbarometer der „Transatlantic Trends 2007“ ab: Im Vergleich zum Vorjahr bewerteten die Türken 2007 ihre Gefühle gegenüber den USA um 9 Punkte schlechter, das heißt mit 11, wobei 100 die bestmögliche Bewertung darstellt.

Nach wie vor große Unterstützung erhält die Türkei von den USA allerdings mit Blick auf den türkischen EU-Beitritt. Die US-Regierung unterstützt die EU-Mitgliedschaft der Türkei nicht zuletzt deswegen, weil man die Türkei als wichtigen strategischen Partner in dieser Region für Europa nicht verprellen dürfe. Die USA befürchtet im Falle eines Scheiterns der Beitrittsverhandlungen die Abwendung der Türkei vom Westen und eine Orientierung hin zu Staaten des Nahen Ostens, was einen gravierenden Einflussverlust der USA in der Region bedeuten würde.

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Josef-Thomas Göller: Die Türken sind als einziger NATO-Partner der USA im Irak unerwünscht

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