7. Einbindung in die internationale Gemeinschaft und Außenpolitik
7.5. Die Beziehungen Türkei Israel
Die Beziehungen zwischen der türkischen Republik und Israel können als gut und stabil bezeichnet werden. Dies mag angesichts der zahlreichen Konflikte, in denen Israel mit anderen Staaten des Nahen Ostens steht, verwundern, ist die türkische Bevölkerung doch selbst mehrheitlich islamisch. Grund für das enge Verhältnis ist die Ansiedlung sephardischer Juden in der Türkei unter Sultan Bayezid II. im Jahr 1492, nachdem diese vor der Spanischen Reconquista geflohen waren.
Auch während der Zeit des Dritten Reiches positionierte sich die Türkei auf der Seite der Juden. Die türkischen Juden sahen sich im Gegensatz zu den Juden in vielen anderen europäischen Ländern keiner Ausgrenzung oder gar Verfolgung ausgesetzt. Der Forderung der Nationalsozialisten, Juden zu deportieren, kam die Türkei nicht nach. Damit wurde der türkische Staat zu einem Zufluchtsort für Tausende europäischer Juden und erwies sich als Fluchtweg nach Palästina. Ferner erkannte die Türkei als eine der ersten westlichen Staaten bereits 1949 Israel an und setzte 1950, noch vor den USA, eine türkische Botschaft in Jerusalem ein.
Die USA standen dem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Israel und der Türkei zwiespältig gegenüber. Einerseits erfolgte die Anerkennung des israelischen Staates durch die Türkei auch unter amerikanischem Druck, denn die Unterstützung einer anti-israelisch orientierten Türkei wäre mit der pro-israelischen US-Außenpolitik nicht vereinbar gewesen. Andererseits fürchteten die USA, die türkisch-israelischen Sympathien könnten für einen Riss zwischen der Türkei und anderen muslimischen Ländern des Nahen Ostens führen, die der Gründung Israels ablehnend gegenüber standen. Die Türkei sollte sich jedoch in der Region als Großmacht etablieren und auf die übrigen Staaten des Nahen Ostens Einfluss ausüben und mit diesen ein Bollwerk gegen die Sowjetunion bilden. Folge des amerikanischen Drucks war ein jahrlanges Abkühlen der Beziehungen zwischen Israel und der Türkei, das durch Abkommen wie dem Bagdad-Pakt und der CENTO verstärkt wurde.
Das Ende des Ost-West-Konflikts markierte den Wendepunkt in den israelisch-türkischen Beziehungen in Richtung einer bis heute anhaltenden engen Partnerschaft. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten ist vor allem militärischer und wirtschaftlicher Natur. Das Handelsvolumen belief sich im Jahr 2005 auf drei Milliarden US-Dollar, seit 1996 bestehen zwischen beiden Staaten weit reichende militärische und wirtschaftliche Kooperationen. Israelische Kampfflugzeuge trainieren über türkischem Boden, die Türkei schickt ihre Arbeitnehmer nach Israel, während türkische Panzer in Israel modernisiert werden und israelische Gelder in die Entwicklung des Südostanatolien-Projekts fließen. Auch die türkischen und israelischen Geheimdienste arbeiten eng zusammen.