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Junges Europaforum

Was jungen Menschen für Europas Zukunft wichtig ist

25.10.2021 · C·A·P




Fotos: C·A·P

Wie kommen wir in Europa zu einer fairen Wirtschaft und sozialer Gerechtigkeit? Was muss gegen den Klimawandel getan werden? Gibt es einen guten Weg für die Digitalisierung?

Mit diesen und weiteren Fragen haben sich 200 junge Menschen im Projekt „Junges Europaforum: Konferenz zur Zukunft Europas“ auseinandergesetzt. In Kooperation mit dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung hat die Forschungsgruppe Jugend und Europa am C·A·P im September und Oktober 2021 eine bundesweite Dialogreihe zur EU-Zukunftskonferenz und den Anliegen der jungen Generation mit sieben Präsenzworkshops vor Ort und einer zentralen Online Veranstaltung mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments durchgeführt. Im Fokus standen dabei die Themen Umwelt- und Klimapolitik, Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie Digitalisierung.

Workshops zur Meinungsbildung und Positionierung

Zur Vorbereitung auf den Dialog mit den Europapolitiker*innen hatten sich die Teilnehmenden aus Magdeburg, Datteln, Hagen, Kranichstein, Rutesheim, Kirchheim und Geretsried in Präsenzworkshops intensiv mit der Konferenz zur Zukunft Europas (CoFoE) beschäftigt. In drei ausgewählten Politikbereichen erarbeiteten sie, was ihnen wichtig ist, welche Ideen sie der EU vorschlagen möchten und welche Fragen sie dabei an die politischen Akteure haben. Angeleitet wurden sie hierbei von jungen C·A·P Teamer*innen, die zuvor sowohl methodisch-didaktisch wie auch inhaltlich auf ihren Einsatz vorbereitet wurden.

Während des Workshops im Ökumenischen Kinder- und Jugendhaus Kranichstein gaben zwei Teilnehmende einen persönlichen Einblick, welche Bedeutung Europa für ihr Leben hat. Für Carlos Macuacua und Naomi Adu Agyeman ist Europa der Ort, an dem sie aufgewachsen sind, mit dem sie die meisten Erinnerungen verbinden und wo sie auch am meisten Einfluss haben. Gleichzeitig ist Europa im Alltag oftmals nur schwer zu fassen. Die größten Herausforderungen sehen die beiden Jugendlichen in der aktuellen Migrationspolitik und in der Berücksichtigung der Interessen und Anliegen junger Menschen. Zudem müsste sich die Europäische Union wieder mehr auf ihre eigenen Werte besinnen oder sich neue Werte setzen. Toleranz und Akzeptanz sollten mehr gefördert sowie die Vielfalt in Europa sichtbarer gemacht werden, um andere Kulturen kennen und verstehen zu lernen.

Auch für Niclas Sandner und Beyza Öztaşkın aus dem Verein East West East in Hagen hat Europa eine große Bedeutung für ihr Leben in Deutschland. Die EU ist für sie eine Wertegemeinschaft und sollte aber daran denken und klarer vertreten, weswegen sie ursprünglich gegründet wurde. Beyza wünscht sich für die Jugendpolitik, dass endlich intersektional gearbeitet wird, was eigentlich Sinn und Zweck der EU ist. Niclas hofft, dass endlich der Rassismus überwunden wird.

Rege Beteiligung seitens der Politik beim Online Dialog

Während der bundesweiten Workshops wurde erarbeitet, was jungen Menschen besonders in den Bereichen Klima, Wirtschaft und Digitalisierung für die Zukunft Europas wichtig ist. Daran anknüpfend haben sie Ideen entwickelt, wie diese Ziele auf europäischer Ebene erreicht bzw. umgesetzt werden können. Ihre Forderungen wurden vom C·A·P gebündelt und in drei Ergebnispapieren zusammengefasst. Sie dienten als Grundlage für den zentralen Online Dialog mit der Politik. Diese wurden am 14. Oktober bei der gemeinsamen digitalen Abschlussveranstaltung durch die Teamer*innen des C·A·P präsentiert und mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments in kleinen Gruppen diskutiert. Eingeladen waren die Abgeordneten Henrike Hahn MdEP (B'90/ Die Grünen), Alexandra Geese MdEP(B'90/ Die Grünen), Erik Marquardt MdEP (B'90/ Die Grünen), Gabriele Bischoff MdEP (SPD), Petra Kammerevert MdEP (SPD), Dennis Radtke MdEP (CSU) und Markus Ferber MdEP (CSU).

In drei Runden waren die Politker*innen beim „Speed Dating“ mit unterschiedlichen Jugendlichen im Gespräch. Es wurde dabei deutlich, wie intensiv und mit welch persönlichem Interesse sich die Jugendlichen mit den zentralen Themen auseinandergesetzt hatten. Vor allem die Vereinbarkeit von Ökologie und Wirtschaft sowie gute Bildung sind Kernpunkte, die für die Teilnehmer*innen von besonderem Interesse waren.

Nach dem Dialog mit den EP-Abgeordneten stimmten die Jugendlichen über die bundesweit erarbeiteten Ideen und Vorschläge ab. Folgende Forderungen fanden dabei ihre Zustimmung und sollen auf europäischer Ebene vorangebracht werden:

  • Gemeinsame Regelungen in der EU (Mindestlohn, Rente, Wohnen, Gesundheit)

  • Chancengleichheit (Schule, Ausbildung, Arbeitsmarkt)

  • Angepasste Steuersätze in der EU; Anreize für Unternehmen, klimafreundlicher zu werden; Steuerbegünstigungen für nachhaltige Produkte und Angebote

  • Investitionen in klimaneutrale Energieproduktion, neue Technologien (u.a. Geothermie, CO2 Filtern, E-Batterien, H2-Motoren)

  • Bessere Kontrolle der Vorschriften, höhere Strafen bei Umweltverschmutzung

  • Verbesserung der digitalen Netzinfrastruktur und kostengünstiges Internet, WLAN an öffentlichen Plätzen, Free WiFi in den Städten

  • Besserer Datenschutz (kein Verkauf von Daten), Datensicherheit (EU Cloud), Schutz vor Datenmissbrauch (Kinderpornographie, Cypermobbing)

Am Ende der Online Veranstaltung zeigten sich die Teilnehmer*innen begeistert von dem Format, das dazu beiträgt junge Menschen in den politischen Prozess mit eigenen Ideen einzubeziehen. Daniel Nasemann aus Lünen bringt im Rückblick auf den Punkt, was viele der teilnehmenden an dem Projekt sehr zu schätzen wussten: „Ich fand die Veranstaltung mit seinem zweiteiligen Format – aus Workshops vor Ort und dem gemeinsamen Online Dialog – sehr ansprechend. Die Gespräche mit den Abgeordneten haben mir das Europaparlament deutlich nahbarer gemacht.“ Sebastian Auer aus Mühldorf nimmt „erfreut mit, dass es anscheinend viele Jugendliche wie mich gibt, die sich eine Zukunft für Europa und die EU wünschen.“ Ebenso äußert sich Lorena Mijic aus Rutesheim zum Ende des Online Dialogs „Vielen Dank für diese informativen Einblicke! Es ist schön zu wissen, dass man engagiert ist unsere Meinungen und Interessen in die Politik aufzunehmen.“ Auch die Europaabgeordneten sahen sich bereichert, wie zum Beispiel Markus Ferber MdEP, der sich Chat mit den Worten verabschiedete: „Vielen Dank für die tolle Veranstaltung, kann viel davon für meine Arbeit mitnehmen“ oder wie Gabriele Bischoff MdEP die „den Esprit und die Erwartungen“ der jungen Menschen mit zurück nach Brüssel nimmt.

Fazit: Mehr junges Europa wagen!

Es wurde deutlich, dass sich junge Menschen sehr ersthafte Gedanken über ihre (!) Zukunft in Europa machen und substantielle Ideen zur nachhaltigen politischen Gestaltung haben, die sie gerne auch einbringen, wenn man ihnen einen entsprechenden Rahmen hierfür anbietet. In diesem Sinne konnte die Veranstaltung nur ein Anfang für mehr Dialog zwischen Jugend und Politik sein. Die Ergebnisse aus den Workshops und ein Projektbericht wurden unter der Referenz Nummer cofe-MEET-2021-10-64186 offiziell in das Online Tool der Konferenz zur Zukunft Europas futureu.europa.eu eingestellt und können auf diese Weise europaweit Sichtbarkeit erlangen und weiter diskutiert werden.

Ergebnispapiere aus den Workshops

Wirtschaft

Digitaler Wandel

Klimawandel & Umweltpolitik

 


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