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Deutschlands Umgang mit dem Dritten Reich, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus

Diskussionsveranstaltung im C·A·P

14.06.2016 · C·A·P



Der Neudruck von Hitlers Programmschrift „Mein Kampf“, der dieses Jahr nach dem Auslaufen der Urheberrechte des Freistaats Bayern veröffentlicht wurde, hat in Deutschland für kontroverse Diskussionen gesorgt. Doch bereits der Historikerstreit in den 1980er Jahren, die Kontroversen um Daniel Jonah Goldhagens These von den Deutschen als „Hitlers willige Vollstrecker“ 1996, das umstrittene Buch „Der Brand“ von Jörg Friedrich 2002 und 2012 der Erfolg von Timur Vermes Satire-Roman „Er ist wieder da“ über den im Merkel-Deutschland wieder erwachten Karrierist Adolf Hitler machen folgenden Sachverhalt deutlich: Die Frage, wie die Deutschen mit dem Dritten Reich umgehen sollen, ist Kontinuum bundesdeutscher Geschichte und Identität. Viele andere Beispiele könnten ergänzt werden. Gegenwärtig sind es vor allem der NSU-Prozess, das laufende NPD-Verbotsverfahren sowie die zahlreichen Übergriffe auf Asylbewerberunterkünfte die politischen und gesellschaftlichen Diskursen zu Fragen des Umgangs mit Dritten Reich und aktuellen Erscheinungsformen des Rechtsextremismus Nahrung geben. Für zahlreiche Diskussionen sorgen jedoch auch die Wahlerfolge der rechtspopulistischen Partei AfD und die Frage nach der angemessenen Reaktion auf diese Partei.

Sich mit diesen schwierigen, aber umso zentraleren Themen interkulturell auseinanderzusetzen, war so auch Thema einer Diskussionsveranstaltung von amerikanischen und deutschen Studierenden am Centrum für angewandte Politikforschung (C∙A∙P). In München trafen Studierende der Geschichte, Psychologie und Erziehungswissenschaften des Wheelock College Boston auf Studierende des Geschwister-Scholl-Institutes für Politikwissenschaft sowie anderer Fachbereiche der Ludwig-Maximilians-Universität. In ihrer Diskussion berührten sie vor allem Fragen der Gedenkstättenarbeit und des politischen, medialen und schulischen Umgangs mit dem Dritten Reich sowie mit neuen Formen des Rechtsextremismus und des Rechtspopulismus. Dabei betonten die Studierenden nicht zuletzt die besondere Hypothek stereotyper und rassistischer Denkmustern für die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und Formen rechtsextremer Gegenwart. Auch waren sich beide Seiten einig darüber, dass diese Denkmuster nicht nur am Rand der Gesellschaft zu finden seien, sondern sich zunehmend auch in der Mitte der Gesellschaft etablierten, wovon zum Beispiel rechtspopulistische Parteien profitieren.

Bildungsangebote müssten, so die Diskutanten, daher schon in frühester Kindheit ansetzen, um demokratische Denkmuster zu vermitteln. Außerdem betonten die Studierenden beider Länder die besondere Rolle der Medien, die dazu beitragen können, dass sich problematische Denkmuster nicht weiter reproduzieren. Geleitet wurde die Diskussion von Dr. Robert Philippsberg, Associate Researcher am C·A·P mit dem Forschungsschwerpunkt (Rechts)Extremismus, der zu Beginn der Veranstaltung einen Inputvortrag gehalten hat, in dem er auf die wesentlichen Aspekte des deutschen Umgangs mit dem Erbe des Dritten Reichs und aktuellen Formen des Rechtsextremismus und des Rechtspopulismus eingegangen ist. Prof. Dr. Petra Hesse und Prof. Dr. Debbie Samuels-Peretz vom Wheelock College begleiteten die amerikanischen Studierenden.


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