Europa-Handbuch
Aktualisierte Neuausgabe 2002, herausgegeben von Werner Weidenfeld
Europa-Handbuch. Aktualisierte Neuausgabe 2002, Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2002, ISBN 3-89204-630-1
05.12.2002 · Bertelsmann Forschungsgruppe Politik
Europa verstehen
Globale Herausforderungen - europäische Lösungen?
Die Aufgaben der Europäischen Union im neuen Jahrtausend sind komplex. Das vorliegende Handbuch bietet einen strukturierten Überblick über die zentralen europapolitischen Themenstellungen. Es beleuchtet die Entwicklung der EU aus einer zeitgeschichtlichen Perspektive und diskutiert darüber hinaus die neue Rolle Europas in einem veränderten internationalen Umfeld. Die Zusammenfassung des Standes der europäischen Integration wird mit einer Darstellung der zentralen Daten zur kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Position der Mitgliedsländer verbunden. Die europapolitischen Visionen renommierter Persönlichkeiten vermitteln einen Einblick in die Zukunft Europas. Die Außenbeziehungen der Europäischen Union sowie die Erörterung von Problemen und Lösungsansätzen in den verschiedenen Politikbereichen runden den Charakter des Handbuches ab. Wer europapolitisch informiert sein will, kommt um dieses Standardwerk nicht herum.
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Werner Weidenfeld: Europa - aber wo liegt es?
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Vorwort des Herausgebers
Es ist eine Zeitenwende. Der Terror hat am 11. September 2001 gezeigt, dass nicht einmal der stärkste Staat der Welt für die Sicherheit seiner Bürger garantieren kann. Eine Epoche der Unsicherheit beginnt. Mit einem Schlag erscheinen die historischen Konstellationen des Ost-West-Konfliktes und die sich anschließenden Transformationsprozesse wie in einem musealen Licht. Die Stabilität von gestern ist Teil einer untergegangenen Ära.
Es erschien schon seit geraumer Zeit geradezu naiv anzunehmen, es würde alles einfach pragmatisch weitergehen wie bisher. So als müsse man die alte Konstellation nur in Trippelschritten fortentwickeln. NATO-Erweiterung, EU-Erweiterung - dies waren die Verlängerung des alten Ansatzes. Dabei zeigt ein Blick in die Geschichte, dass es in relativ kurzen Abständen immer wieder zu Brüchen und Neuorientierungen gekommen ist. Wieso sollte unsere Gegenwart die erste Ausnahme bilden?
Die Zäsur erscheint aus zwei Gründen tiefgreifend: So habe die Anschläge die bisherigen Grundlagen unseres sicherheitspolitischen Denkens ausgehebelt. "Abschreckung" war das leitende Prinzip. Beim Gegner wurde ein abwägendes Risiko-Kalkül unterstellt. Dieser Ratio folgt das weltweite Terroristen-Netzwerk heute nicht mehr. Die Erfahrung der Verwundbarkeit wird zum traumatischen Eindruck für die USA, aber auch für die restliche Welt. Dieser neue mentale Stempeldruck wird über Generationen nicht verschwinden. Zum zweiten kreiert die Verwundbarkeit der modernen Gesellschft eine wesentliche Herausforderung. Je arbeitsteiliger und differenzierter Gesellschaften sind, desto kleiner können hochorganisierte Gruppen sein, die ganze Regionen beschädigen oder gar lahm legen können. Es bedarf lediglich eines Angriffes gegen einen der zentralen Stränge des Nervensystems moderner Gesellschaften: Verkehr, Energie und Wasserversorgung, Nahrungsmittel, elektronische Datennetze. Da die Terroristen sich mit ihren hochtechnologischen Instrumenten in vielen Ländern eingenistet haben, wird die bisherige Unterscheidung zwischen innerer und äußerer Sicherheit, zwischen Bedrohung von innen und Bedrohung von außen, aufgehoben.
Auf dieser Unterscheidung zwischen innerer und äußerer Sicherheit aber beruht die Architektur unserer bisherigen sicherheitspolitischen Organisation. Bundeswehr, Polizei, Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst, militärischer Abschirmdienst - sie alle sind in diesem Muster einer untergegangenen Zeit verortet. Wenn nun die Debatte in Deutschland auf Datenschutz, Vereinsrecht und Einwanderungsgestz abhebt, dann trifft sie nur Randornamente des Themas. Im Kern geht es um die grundlegende Neuorganisatin unserer Sicherheit.
Weltpolitisch ergibt sich ein neues Gespür für die Notwendigkeit, Partner zu haben. Gegen ein hochmodernes, global agierendes Netz des Terrors ist jede Macht auf sich alleine gestellt überfordert. Diese Erkenntnis wird dem europäisch-amerikanischen Verhältnis, dessen Erosionen unübersehbar wurden, eine neue Sinnhaftigkeit für alle Beteiligten verleihen. Außerdem wird sich diese transatlantische Gemeinschaft um eine Allianz mit Russland und China bemühen. Die Kulisse eines neuen Gefüges der internatinonalen Politik wird greifbar.
An dieser Nahtstelle der historischen Entwicklung zieht das Europa-Handbuch eine Bilanz und schafft einen Überblick über die Akteure und Probleme, die die nahe Zukunft Europas prägen werden. Wichtigstes Ziel ist es jedoch, die Vielfalt und die besondere Art des Zusammenlebens der Europäer darzustellen. Kapitel 1, Die historische Ausgangslage, ordnet die politische Integration Europas in die historische Entwicklung des Kontinentes ein und verdeutlicht ihre Einzigartigkeit, die auch die beherrschende Rolle der Nationalstaaten nicht unberührt gelassen hat. Kapitel 2, Die Staatenwelt in Europa, stellt die gegenwärtigen und die voraussichtlich zukünftigen Mitglieder der Europäischen Union vor und bietet ein Panorama ihrer vielfältigen politischen Systeme und sozioökonomischen Ausgangslagen. Besonderes Augenmerk gebührt dabei deren Beitrag zum europäischen Integrationsprozess. Kapitel 3, Das politische System der Europäischen Union, beschreibt die Funktionen und das Innenleben der EU. Vorgestellt werden hier auch die nichtstaatlichen Akteure des europäischen Politikprozesses, namentlich europäische Verbände und Parteien. Kapitel 4, Die Politikbereiche der Europäischen Union, analysiert die Politiken der EU und verdeutlicht deren Wesen als Gemeinschaft für wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt. Kapitel 5, Deutschland in Europa, zeichnet die besondere historische Situation Deutschlands in der Mitte des Kontinentes nach und versucht durch die Innen- und Außensicht Deutschlands dessen individuellen Beitrag zur Einigung Europas zu klären. Kapitel 6, Europas Außenbeziehungen, untersucht den Einfluss der EU als Akteur der Weltpolitik und beleuchtet deren Verhältnis zu ihren Nachbarn. In Kapitel 7, Die Zukunft Europas, gilt die Aufmerksamkeit den Herausforderungen, denen sich die Union in der nahen und fernen Zukunft stellen muss, und deren Spektrum von der Osterweiterung bis zur Definition ihrer Rolle in der Welt reicht. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Beiträge dreier renommierter Persönlichkeiten - Jacques Delors, Wladyslaw Bartoszewski und Roger Liddle - fallen, die ihre Visionen von der künftigen Europäischen Union schildern.
Das Europa-Handbuch ist in Zusammenarbeit zwischen dem Centrum für angewandte Politikforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Bertelsmann Stiftung und der Bundeszentrale für politische Bildung entstanden. Der Herausgeber dankt allen Autoren für ihre Mitarbeit. Besonderer Dank gilt Sabine Busse und Nicole Schley vom Centrum für angewandte Politikforschung, durch deren fachkundige redaktionelle Arbeit eine Publikation mit einem homogenen Gesamtansatz entstanden ist.
Prof. Dr. Werner Weidenfeld
Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung
der Ludwig-Maximilians-Universität, München
Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh
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