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Europa-Handbuch

Erstausgabe von 1999, herausgegeben von Werner Weidenfeld

Werner Weidenfeld (Hrsg.): Europa-Handbuch, Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 1999,
ISBN 3-89204-819-3

05.12.1999 · C·A·P



Leseprobe

Werner Weidenfeld und Franco Algieri:
Europas neue Rolle in der Welt

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Olaf Hillenbrand:
Europa als Wirtschafts- und Währungsunion

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Michael Kreile:
Die Osterweiterung der EU

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Patrick Meyer:
Die Europapolitik der Bundesrepublik Deutschland

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Vorwort des Herausgebers

Das Europa des 20. Jahrhunderts ist ein Labor der Weltgeschichte. Auf engstem Raum sind hier die politischen und geistigen Strömungen aufeinandergetroffen, die die historische Entwicklung weit über die Grenzen des Kontinentes hinaus bestimmt haben: die Gegensätze zwischen Nationalismus, Demokratie und Kommunismus, zwischen machtpolitischer, gar kriegerischer Konfrontation und friedlicher internationaler Zusammenarbeit. Auf kleinstem geographischen Raum kennt Europa eine Vielfalt der Kulturen und politischen Systeme, die einzigartig ist - ebenso einzigartig wie der modus vivendi der politischen Integration, zu dem der Großteil des Kontinentes am Ende des 20. Jahrhunderts gefunden hat.

Nach einem Jahrzehnt rasanten Wandels stehen die Europäer nun vor Entscheidungen, die die zukünftige Gestalt dieser Friedensordnung im 21. Jahrhundert bestimmen werden. Im Brennpunkt dieser Entwicklung befindet sich die Europäische Union. Inmitten der dramatischen Transformationen in Ost- und Mittelosteuropa, der Verschiebung der globalen Machtverteilung und des neuen Wettbewerbs in der Weltwirtschaft ist sie zum Fokus der Erwartungen ihrer Nachbarstaaten geworden. Die EU strahlt heute mehr politische und wirtschaftliche Anziehungskraft als je zuvor. Sie hat sich in den neunziger Jahren durch die Vollendung des Binnenmarktprogramms und den Einstieg in die Währungsunion sowie die Erweiterung auf 15 Mitglieder stark gewandelt und modernisiert; doch reichen diese Fortschritte nicht aus, um die EU auf die zentralen Zukunftsaufgaben vorzubereiten. Um im Hinblick auf die nächsten Erweiterungsrunden ihre Regierbarkeit nachhaltig zu sichern, muß sie sich einer weitreichenden Reform ihrer Entscheidungsverfahren stellen, ihre Kompetenzen sauber von denen der Nationalstaaten abgrenzen und in Bereichen wie ihrer Agrar- oder Strukturpolitik die Reichweite europäischer Solidarität neu definieren.

An dieser Nahtstelle der historischen Entwicklung zieht das Europa-Handbuch eine Bilanz der Integrationsschritte der achtziger und neunziger Jahre und schafft Überblick über die Akteure und Probleme, die die nahe Zukunft Europas prägen werden. Sein wichtigster Zweck jedoch ist es, die Vielfalt und die besondere Art des Zusammenlebens der Europäer darzustellen. Kapitel 1, Die historische Ausgangslage, ordnet die politische Integration Europas in die historische Entwicklung des Kontinents ein und verdeutlicht ihre Einzigartigkeit, die auch die beherrschende Rolle der Nationalstaaten nicht unberührt gelassen hat. Kapitel 2, Die Staatenwelt in Europa, stellt die gegenwärtigen und möglichen zukünftigen Mitglieder der Europäischen Union vor und bietet ein Panorama ihrer vielfältigen politischen Systeme und sozioökonomischen Ausgangslagen. Besonderes Augenmerk gebührt dabei ihrem Beitrag zum europäischen Integrationsprozeß. Kapitel 3, Die Einigung Europas, analysiert die Politiken und das politische System der Europäischen Union und verdeutlicht ihr Wesen als Gemeinschaft für Frieden, wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt und föderale Zusammenarbeit. Vorgestellt werden hier auch die nichtstaatlichen Akteure des europäischen Politikprozesses, namentlich europäische Verbände und Parteien. Kapitel 4, Die deutsche Rolle in Europa, zeichnet die besondere historische Situation Deutschlands in der Mitte des Kontinents nach und versucht durch Gegenüberstellung von Innen- und Außensicht Deutschlands dessen individuellen Beitrag zur Einigung Europas zu erklären. Kapitel 5, Einstellungen zu Europa, verfolgt den Wandel der öffentlichen Meinung über die Politiken und Institutionen der EU. Drei Beiträge aus Sicht der Deutschen, der anderen europäischen Bürger und der jungen Generation gehen der Frage nach, welcher Konsens den Integrationsprozeß heute trägt, und ob sich die Wurzeln einer europäischen Identität im Bewußtsein der Bürgerinnen und Bürger verankert haben. Kapitel 6, Die Außenbeziehungen Europas, untersucht den Einfluß der EU als Akteur der Weltpolitik und beleuchtet ihr Verhältnis zu ihren Nachbaren. In Kapitel 7, Die Zukunft Europas, gilt die Aufmerksamkeit den Herausforderungen, denen sich die Union im nächsten Jahrzehnt stellen muß, und deren Spektrum von der Klärung der Kompetenzverteilung in ihrem Innern bis zur Definition ihrer Rolle in der Welt reicht.
Das Europa-Handbuch ist in Zusammenarbeit von Bundeszentrale für politische Bildung, Bertelsmann Stiftung und Forschungsgruppe Europa am Centrum für angewandte Politikforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München entstanden. Sehr herzlich ist allen Autoren für ihre Mitarbeit zu danken. Um die Redaktion haben sich Stefan Rottmann, Nicole Schley und Annette Heuser verdient gemacht.

Prof. Dr. Werner Weidenfeld
Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung
der Ludwig-Maximilians-Universität, München
Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh