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7. Einbindung in die internationale Gemeinschaft und Außenpolitik

7.6. Die Beziehungen Türkei – Naher Osten

Das Verhältnis zwischen der Türkei und seinen arabischen Nachbarn ist äußerst ambivalent und historisch vorbelastet. Die gemeinsame Vergangenheit – das Osmanische Reich – ist zugleich trennendes Element zwischen Arabern und Türken. Zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung unter Sultan Süleyman gehörten dem Osmanischen Reich alle Staaten des heutigen Nahen Ostens an. Allerdings sehen die Araber die osmanische Herrschaft als Zeit der Unterdrückung der arabischen Kultur durch die türkische Vorherrschaft. Auch die Vereinigung des politischen und religiösen Oberhaupts aller Muslime in der Person des türkischen Kalifen bedeutete für die Araber eine ungewollte osmanische Hegemonie.

Das Ende des Osmanischen Reiches brachte keine Aussöhnung zwischen Türken und Arabern. Ganz im Gegenteil wurde die Kluft durch die Gründung der laizistischen, türkischen Republik noch tiefer. Das kemalistische Konzept eines laizistischen Staates stand im krassen Gegensatz zu den theokratischen Systemen vieler arabischer Länder.

Ein weiterer Grund für das Misstrauen der arabischen Staaten gegenüber der Türkei liegt in deren Unabhängigkeit. Denn während die türkische Bevölkerung in Folge des Unabhängigkeitskrieges bereits im Jahr 1921 einen unabhängigen Staat gründete, standen die Staaten des Nahen Ostens teilweise bis 1971 (im Falle der Vereinigten Arabischen Emirate) unter der Vorherrschaft der Alliierten.

Auch die enge Partnerschaft zwischen der Türkei und Israel schwächte die Beziehung zwischen dem Nahen Osten und der Türkei, ebenso wie die Mitgliedschaft in zahlreichen westlichen Organisationen und die Westorientierung der Türkei.

Doch trotz dieser negativen Vorzeichen entwickelte sich das arabisch-türkische Verhältnis nach dem Zweiten Weltkrieg positiv. Besonders in den fünfziger bis siebziger Jahren näherten sich beide Seiten durch die Gründung entscheidender Bündnisse wieder an: die Türkei ist Gründungsmitglied der Konferenz Islamischer Staaten (1969) und des Bagdad-Paktes (1955) beziehungsweise der CENTO (Central Treaty Organization, gegründet 1959). In seiner Gründungsphase stellte der Bagdad-Pakt ein Freundschafts- und Verteidigungsbündnis zwischen dem Irak und der Türkei dar, doch noch im gleichen Jahr traten ihm Großbritannien, Pakistan und der Iran bei. Im Jahr 1958 wurde auch die USA Mitglied, erhielt jedoch nur Beobachterstatus. Schon ein Jahr später trat der Irak aus dem Bagdad-Pakt wieder aus, endgültig zerfiel das Bündnis durch die Islamische Revolution des Irans im Jahr 1979.

Aktuell belastet der PKK-Konflikt im türkisch-irakischen Grenzgebiet das Verhältnis zwischen der Türkei und dem Irak. Am 17. Oktober 2007 stimmte das türkische Parlament für einen Einmarsch türkischer Truppen in den Nordirak, um dort gegen die kurdischen Separatisten vorzugehen.

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Auf den englischsprachigen Seiten des Projekts "Europa und der Nahe Osten" finden Sie weitere Informationen zur Region.

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