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Unternehmensnetzwerke im globalisierten Energiesektor: Entstehung, Strukturen und Reorganisation

Mit Professor Paul Thurner zu Gast im C·A·P

06.12.2010 · C·A·P



Netzwerke werden immer wichtiger in der heutigen Gesellschaft. Daher gewinnt auch die Netzwerkanalyse als sozialwissenschaftliche Untersuchungsmethode an Relevanz. Diese wird inzwischen nicht nur von Unternehmensberatungen benutzt, sondern hat auch eine weite Verbreitung in der Politikwissenschaft und dort insbesondere auch im Teilbereich der Internationalen Beziehungen gefunden.


Prof. Dr. Werner Weidenfeld und Prof. Dr. Paul Thurner

Mit Prof. Dr. Paul Thurner konnte das C·A·P einen ausgewiesenen Experten auf dem Gebiet der empirischen Netzwerkanalyse für das Forschungskolloquium gewinnen. Einer von Thurners Forschungsschwerpunkten ist die Frage, wie mittels Netzwerkanalysen Erklärungsansätze für die Entstehung von intergouvernementalen Organisation (IGO) gefunden werden können. Im Zentrum steht dabei die Frage, wieso souveräne Staaten solchen Regimen beitreten. Als Analyseinstrumentarium lassen sich damit nicht nur die Mitgliedsstrukturen von IGOs, wie etwa der Organisation der erdölexportierenden Staaten (OPEC), untersuchen, sondern auch die Motive und Konditionen für den Beitritt eines Staates ermitteln. Zu klären ist im Hinblick auf die OPEC beispielsweise, warum nur 29% der Erdöl-Förderländer in dieser Institution organisiert sind.

In seinem Vortrag stellte Professor Thurner das Konzept der Netzwerkanalyse an Hand der Fragestellung vor, ob und wie man die internationalen Energiemärkte global regeln sollte. Dabei griff er den Vorschlag von David Victor und Linda Yueh zur Errichtung eines „Energy Stability Boards“ (siehe dazu: The New Energy Order. Managing Insecurities in the Twenty-first Century, in Foreign Affairs, Vol. 39 No. 1) auf und unterzog dieses Konzept einer empirischen Überprüfung. Ziel des Boards soll es sein, das sogenannte „governance vacuum“ im Energiesektor zu überwinden, indem die zwölf größten Erdölexporteure  und -importeure dort vertreten sind.

Die Untersuchung von Prof. Thurner warf sehr schnell eine ganze Reihe von Fragen auf: Welche Länder sollen in dem Gremium vertreten sein? Bemisst man die größten Erdölexporteure nach ihrer aktuellen Produktion oder nach den Reserven? Ist der politische Wille vorhanden, auch den Iran aufzunehmen? Untersucht wurde auch, wie sich das „Energy Stability Board“ in das bestehende Organisationsfeld einfügen lassen würde.

Die Ergebnisse der Studie kamen insgesamt zu einem positiven Ergebnis. So konnte etwa durch eine Zentralitätsanalyse gezeigt werden, dass die großen „key player“ im internationalen Energiemarkt, wie z.B. Russland und die USA ihre Vormachtstellung in der Netzwerkstruktur nicht verlieren würden. Dies lässt eine Implementierung dieses Governance-Regimes im Energiebereich durchaus realistisch erscheinen. Als Fazit jenseits der hier vorgestellten, sehr konkreten Forschungsfragen, verwies Prof. Thurner ganz grundsätzlich auf die Vorzüge der Netzwerkanalyse als Forschungsmethode und betonte insbesondere ihre Einsetzbarkeit zur Erforschung von Reorganisationsprozessen im Bereich globaler Governance-Strukturen.


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