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Erneuerbare Energien für München

Die Ausbauoffensive der Stadtwerke München - C·A·P-Kolloquium mit Dr. Hans Roth, SWM GmbH

15.02.2012 · C·A·P



Zum Abschluss des Wintersemesters widmete sich das C·A·P-Forschungskolloquium erneut Fragen der Energieversorgung. Dr. Hans Roth, bei der SWM GmbH tätig im Bereich Konzernstrategie und -steuerung, sowie Energiewirtschaftliche Grundsatzfragen, sprach über die Vorreiterrolle Münchens im Bereich regenerativer Energien. Im Rahmen der Ausbauoffensive Erneuerbare Energien möchten die Stadtwerke bis 2025 so viel Ökostrom aus eigenen Anlagen erzeugen, wie die Landeshauptstadt verbraucht. Das ehrgeizige Projekt umfasst eine Strommenge von 7,5 Mrd. kWh pro Jahr und macht Investitionen von rund 9 Mrd. Euro erforderlich. Einer der Gründe für dieses Vorhaben ist in den erforderlichen Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen zu sehen. Für Roth ist aber das ökonomische Argument ebenso von Bedeutung. Die fortschreitende Verknappung fossiler Energieträger wird diese zunehmend verteuern, und macht erneuerbare Energien damit auch wirtschaftlich interessant. Hinzu kommt die verstärkte Internalisierung externer Kosten konventioneller Energien, etwa durch den Europäischen Emissionshandel, was zu einer zusätzlichen Preissteigerung bei Kohle, Erdöl und Erdgas führen wird. Für Roth ist aber drittens auch die zumindest partielle Unabhängigkeit der Stromgewinnung aus regenerativen Quellen, im Kontrast zur Importabhängigkeit bei fossilen Energieträgern, von Bedeutung.


Prof. Dr. Werner Weidenfeld und Dr. Hans Roth.

Für die Realisierung seiner Ausbauoffensive nutzt die SWM aber nicht nur das erneuerbare Potenzial in und um München, wie beispielsweise Geothermie oder Wasserkraft, sondern beteiligt sich auch in anderen europäischen Ländern an zahlreichen Projekten. Die Kosteneffizienz dient dafür als zentrale Leitgröße. Also die Frage an welchem Standort lässt sich zu den günstigsten Konditionen die größtmögliche Potenzial nutzen. Daher sind die SWM unteranderem auch am Parabolrinnen-Kraftwerk Andasol 3 und dem Offshore-Windpark Gwynt y Môr vor der walisischen Küste beteiligt. Roth zeigt deutlich, das trotz erster Erfolge noch einiges zu tun ist, um die selbstgesteckten Ziele bis zum Jahr 2025 zu verwirklichen: „Der größte Teil des Weges liegt noch vor uns“, nicht nur für die Stadtwerke München sondern auch für das gesamte Energiesystem. Ein wesentliches Element dafür ist aus seiner Sicht technischer Natur. Zum einen ließe sich über die Steigerung der Wirkungsgrade bestehender und neuer Kraftwerke schon viel erreichen. Langfristig, je größer der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix wird, seien auch umfassende Speichertechnologien erforderlich, um die Fluktuation der Stromerzeugung aus Sonne und Wind abfedern zu können. Das drängendste Problem für Roth ist aber der Netzausbau in Europa. Da schon heute teilweise lokale Überkapazitäten an erneuerbaren Energien bestehen, während gleichzeitig andere Regionen dieses Potenzial nicht aufweisen, kann eine Erhöhung der Netzkapazitäten im europäischen Strombinnenmarkt hier zu einer nachhaltigen Entlastung führen.

Abschließend ging Roth auch noch auf das Thema Energieeffizienz und „smart energy“ ein. Bislang rechnen sich die zu erreichenden Einsparungen in Relation zum erforderlichem Aufwand und den entstehenden Kosten kaum, insbesondere für Privathaushalte. Den „Leidensdruck“, in Form höherer Strompreise, zu steigern ist für Roth aber keine Lösung. Für Energiewirtschaft und Politik wird dies also ein Feld bleiben, das in Zukunft nach innovativen Lösungen verlangt.


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