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Für Demokratie streiten – was sollen wir tun?

Online Vortrag und Diskussion am Schmittmann Kolleg

18.06.2020 · C·A·P



Für das Sommersemester 2020 hat das Schmittmann-Kolleg das Thema "Streitbare Demokratie. Die Bedrohung der offenen Gesellschaft durch rechte Gewalt und wie wir uns dagegen wehren können." gewählt. Das 24-köpfige Kolleg in der Kölner Südstadt beschäftigt sich regelmäßig mit politischen und gesellschaftlichen Themen. Eva Feldmann-Wojtachnia (Forschungsgruppe Jugend und Europa) wurde am 15. Juni 2020 eingeladen, um sich mit der Frage "Für Demokratie streiten - was sollen wir tun?" auseinanderzusetzen.

Ist Engagement für die Demokratie eine Sisyphusarbeit? Wie steht es um die Demokratie in Krisenzeiten? So leitete Eva Feldmann-Wojtachnia ihren Vortrag ein. Die Veranstaltung musste aufgrund der Corona Beschränkungen online über ZOOM stattfinden und wurde zusätzlich als Livestream auf der Facebook Seite des Kollegs übertragen. Um trotz der digitalen Distanz zwischen Köln und München Interaktivität zu schaffen, forderte sie die Anwesenden und Livestream-Zuschauer*innen auf, crisis management, das Wort zur aktuellen gesellschaftspolitischen Lage, in einer Gebärdensprache ihrer Wahl zu übersetzen, zu interpretieren und anschließend vor dem Plenum zu präsentieren. Danach folgte eine Abstimmung zu der Frage, mit welchen Herausforderungen die Demokratie heute konfrontiert ist. Genannt wurden hier u.a. Populismus, Globalisierung, soziale Ungleichheit und eine geringe Wahlbereitschaft. Daran anknüpfend erläuterte die Referentin, inwieweit realpolitische Erschütterungen und der gesellschaftliche Wandel Krisenlagen begünstigen.

Auf die interaktive Umfrage bei den Teilnehmenden über das online Tool Mentimeter, ob die derzeitige Corona-Krise eher als Chance oder Risiko gesehen werden kann, zeigte sich eine große Bandbreite an Einschätzungen und Wahrnehmungen. In ihrem Vortrag unterstrich Eva Feldmann-Wojtachnia, dass die Demokratie in Krisensituationen aufgrund der hohen Gestaltungs- und Anpassungsfähigkeit, des „Pluralismusgebots", einer nachhaltigen Legitimation von politischen Entscheidungen, sowie dem Anspruch weitest möglicher Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten des Einzelnen einige Vorteile gegenüber anderen Regierungsformen und gesellschaftspolitischen Aushandlungsprozessen bietet.

Darüber hinaus wurden im Vortrag einige relevante Einstellungsdaten zur Haltung junger Menschen gegenüber der Demokratie diskutiert, was verdeutlichte, dass "die Jugend" keinesfalls vereinfachend als 'politikverdrossen' bezeichnet werden kann. Dennoch ist eine Kluft zwischen der Politik und Bürger*innen zu beobachten, welche populistische oder gar extremistische Bewegungen stärkt.

Im weiteren Verlauf des Vortrags folgte erneut eine Umfrage unter den Zuhörer*innen bezüglich der Einschätzung des Populismus als Gefahr in der Bundesrepublik sowie anderen westlichen Ländern. Laut Ansicht der Teilnehmenden wird die Gefährdung durch Populismus in Deutschland als sehr hoch eingeschätzt, ist aber in anderen Ländern als noch ausgeprägter zu bewerten. In diesem Zusammenhang diskutierte die Referentin die Ziele und Methoden populistischer Bewegungen.

Ein Höhepunkt des Vortrages stellte die Frage nach der Notwendigkeit und Möglichkeiten der Revitalisierung unserer Demokratie dar. Auch hier äußerten sich die Zuhörer*innen interaktiv und auf vielfältige Art und Weise. Eva Feldmann-Wojtachnia stellte als Handlungsmaxime die Forderungen nach einer radikalen Verjüngung der Politik, nach neuen Dialogformaten, nach qualitativer politischer Bildungsarbeit und das Aufbrechen veralteter Machtstrukturen in Parteien in den Vordergrund.

Zum Abschluss forderte Eva Feldmann-Wojtachnia mehr Erfahrungsräume für die Demokratie – dieser Abend, der trotz des online Formats in einer lebhaften Diskussion endete, könnte als gelungenes Beispiel genau dafür gelten.

Autoren: Carolina Gerwin und Lukas Ott. Beide absolvieren zurzeit ein online Praktikum im Home-Office am C·A·P.

Weitere Informationen zum Schmittmann-Kolleg: www.schmittmann-kolleg.de


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