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State of the Union Rede 2025 – und wo bleibt die Jugend?

Veranstaltung anlässlich der Rede von Ursula von der Leyen in München

17.09.2025 · C·A·P




Fotos: C·A·P

Am 10. September 2025 hielt die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihre jährlich stattfindende Rede zur Lage der Union (SOTEU 2025).

Zu diesem Anlass luden die Regionalvertretung der Europäischen Kommission und das Europe Direct der LH München  zu einer gemeinsamen Veranstaltung mit anschließender Podiumsdiskussion mit Politikerinnen und Politikern der Kommunalebene ein.

Nach Begrüßung durch Wolfgang Bücherl, den Leiter der Vertretung der EU-Kommission in München, wurde die Veranstaltung wortwörtlich geschmackvoll begonnen: mit einem Weißwurst- und Brezenfrühstück! Das Ambiente im Café Luitpold schaffte eine lockere Atmosphäre, in der zum Einstieg anregende Gespräche möglich waren.
Gestärkt sah man sich dann gemeinsam die Rede der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an. Die Stärkung war notwendig, denn besonders der Anfang der Rede hatte es in sich!

Europa im Kampf für Werte und Unabhängigkeit

„Europe is in a fight“ war Ursula von der Leyens erste Aussage. Statt wie in den Jahren zuvor mit enthusiastischen und zuversichtlichen Worten zu starten, zeichnete von der Leyen in diesem Jahr einen realistischen, schonungslosen Blick auf die Lage Europas in der von Machtinteressen geprägten neuen Weltordnung. Dies sei der Moment, in dem die EU für ihre demokratischen, freiheitlichen Rechte kämpfen müsse. Für diesen Kampf brauche es Mut und Geschlossenheit in der EU, plädierte von der Leyen. Auch wenn dieser Ruf nach Zusammenhalt und pro-europäischen, demokratischen Werten kein neuer ist, so wirkte er doch eindrücklicher und ernster als zuvor.

Die inhaltlichen Schwerpunkte der Rede waren der Krieg in der Ukraine und jener zwischen Palästina und Israel, die Sicherheit und Verteidigung der EU, die europäische Wettbewerbsfähigkeit sowie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Erwähnung fanden zudem die Themen Migration, Lebensmittelsicherheit, Armutsbekämpfung, Klimawandel und die Beziehung zu den USA.


Fenja Robl, Jessica Reitbauer und Wendla Schaper (v.l.n.r.) absolvieren zur Zeit ein Praktikum am C·A·P und haben in diesem Rahmen die Veranstaltung gemeinsam besucht.

Und wo bleibt die Jugend Europas?

Junge Menschen kamen in der Rede nur vereinzelt oder am Rande vor, beispielsweise als besonders hart von den Kriegsverbrechen Russlands gegenüber der Ukraine betroffene Gruppe. Scharf verurteilte von der Leyen die Kindesentführung und Umerziehung ukrainischer Kinder und kündigte einen europäischen Gipfel zur Organisation ihrer Rückkehr an.

Ihre ambitionierten Ziele im Klimaschutz, die Reduktion von Treibhausgasemissionen um 90% bis 2040, erwähnte von der Leyen eher als Mittel zum Zweck für Energieunabhängigkeit und wirtschaftliche Investitionen. Zum Ende der Rede griff sie das Thema nochmal auf. Jedoch blieb es bei einem Lob an die zivilgesellschaftliche Stärke im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels, repräsentiert von einem Feuerwehrmann, der half, die zerstörerischen Waldbrände Spaniens zu bändigen. Dieser indirekte Umgang mit der Klimakrise sendet ein schwaches Signal an junge Menschen, welche laut der letzten EU Youth Barometer Umfrage (Flash Eurobarometer EP013EP, 2024) Umweltschutz und den Kampf gegen den Klimawandel als hohe Priorität für die EU ansehen.

Auf die höchst genannte Priorität junger Menschen, steigende Preise und Lebenshaltungskosten zu senken, nahm von der Leyen wiederum ausführlicher Bezug. Die Kommission wolle sich für Armutsbekämpfung einsetzen, mit besonderem Schwerpunkt auf der Reduzierung von Kinderarmut. Dafür sei unter anderem bezahlbare und unabhängige Energie von Nöten. Wie bereits in ihrer Rede im Europäischen Parlament vor der Wahl zur Kommissionspräsidentin, betonte von der Leyen, einen Schwerpunkt auf bezahlbares Wohnen zu legen. Auf einem EU-Wohnraum-Gipfel sollen entsprechende Pläne vorgestellt werden.

Auf die Lebensrealität junger Menschen ging von der Leyen am direktesten bei dem Thema Mediennutzung ein. Der ungehinderte Zugang zum Internet und insbesondere zu sozialen Medien berge Suchtgefahr und könne zu Manipulation und Selbstverletzung führen. Eine Expertengruppe der EU werde ein Verbot von Sozialen Medien für Kinder und Jugendliche nach dem Beispiel Australiens prüfen.

Jugendpolitik, Jugendpartizipation oder die Zukunft der EU-Jugendförderprogramme Erasmus+ und das Europäischen Solidaritätskorps (ESK) fanden allerdings keine Erwähnung. Obwohl von der Leyen hier immerhin einen Erfolg zu verkünden hätte. Der in den Politischen Leitlinien für die Kommission für 2024-29 angekündigte Jugendbeirat der Kommissionspräsidentin ist am 25. Juli offiziell konstituiert worden.

Europa aus kommunaler Perspektive

Jugendpolitische Themen kamen auch in der anschließenden Paneldiskussion nicht vor, welche sich maßgeblich an den Schwerpunktthemen der Rede orientierte. Auf dem Podium diskutierten Sara Hoffmann-Cumani (SPD), Beppo Brem (Grüne), Felix Sproll (Volt) sowie Dr. Michael Haberland (CSU) über die zentralen Themen der Rede. Die Moderatorin, Politikwissenschaftlerin und Content-Creatorin Nina Poppel (@nini_erklaert_politik) schaffte es, trotz des kurzen zeitlichen Rahmens, die Stadt- und EU-Gemeinderäte in einen spannenden, teils kritischen Dialog zu bringen.

Auf die Frage nach den für sie wichtigsten Themen der Rede kritisierte Brehm, dass Migration, die Bedrohung von Rechtspopulisten sowie kulturelle und individuelle Freiheiten wichtige EU- Themen seien, jedoch zu wenig Erwähnung fanden. Hoffmann-Cumani ergänzte, dass die Friedenspolitik, insbesondere der innereuropäische Frieden, zu kurz gekommen sei. Sproll stimmte leidenschaftlich zu: Frieden müsse erkämpft werden und dafür sei der Zusammenhalt der EU zentral. Dr. Haberland betonte die Bedeutung der wirtschaftlichen Freiheit, bei der ihm in der Rede wichtige Nuancen gefehlt hätten.

Am Ende kamen die Lokalpolitiker zu überraschender Einigkeit über die Frage, welches Thema der Rede sie direkt vor Ort umsetzen würden: Mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen - durch Stadtentwicklungsprojekte und nachhaltige Förderung von Kommunen. Um zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln, brauchen sie den Rückenwind der EU und wären dabei gut beraten, Jugendpartizipation von Anfang an mitzudenken und umzusetzen.

Der Artikel wurde verfasst von Wendla Schaper (Studium der Politikwissenschaft und Nachhaltigkeitswissenschaften an der Leuphana Universität in Lüneburg und Mitglied im Jugendbeirat der Nationalen Agentur JUGEND für Europa für die EU-Programme Erasmus+ Jugend und das Europäische Solidaritätskorps (ESK); zur Zeit Praktikum am C·A·P).


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