Europäische Politik für internationale Studenten
Im Gespräch mit Michael Bauer, MISU LMU European Studies
29.06.2012 · LMU Newsletter International Office
Herr Bauer, Sie leiten das Nahostprojekt am Centrum für angewandte Politikforschung, kurz C·A·P, an der LMU. Schwerpunkt Ihrer Arbeit ist die Sicherheitspolitik auf europäischer und in-ternationaler Ebene; Sie sind Experte für die Nahostregion. Wir haben Sie heute eingeladen, um von Ihnen etwas mehr über die European Studies innerhalb der Münchener Sommer-Universität MISU LMU zu erfahren. Seit wann existiert das Programm?
Es existiert seit 2006. Ich bin seit 2008 für den akademischen Teil verantwortlich.
Ist die Teilnahme für jeden Interessierten oder nur für Studierende bestimmter Partneruniversitäten möglich?
Am Anfang gab es nur ein offenes Programm. Dann kamen sukzessive speziell ausgerichtete Intensivkurse hinzu, vor allem mit Kooperationspartnern aus China und anderen Ländern Südostasiens. Diese Programme orientieren sich auch an den Wünschen der Partnerhochschule und haben sich inhaltlich spezialisiert. So stehen beim Programm mit der Tsinghua Universität vor allem die chinesisch-europäischen Beziehungen und Fragen der europäischen Forschungspolitik im Blickpunkt.
Welche weiteren Partneruniversitäten sind beteiligt?
Neben der Tsinghua University sind es noch die Peking University, die National University of Singapore (NUS), die Al-Yamamah University in Saudi-Arabien und die Chulalongkorn University in Thailand. Die Partnerschaften können sicherlich noch weiter ausgebaut werden. Die Sommeruniversität kann ein Türöffner für größere Projekte sein, die sich eventuell mit Hilfe von Drittmitteln am Geschwister-Scholl-Institut realisieren lassen.
Wie sind die Kurse aufgebaut?
Die Kurse dauern in der Regel drei bis vier Wochen. Die spezialisierten Kurse finden nicht nur in München statt, sondern werden durch Seminarteile in Wien, Prag oder Brüssel ergänzt.
Mit welcher Motivation und mit welchen Zielen kommen die Teilnehmer nach München?
Die wissenschaftliche Motivation ist immer vorhanden. Immerhin handelt es sich bei der LMU um eine internationale Top-Adresse. Für Studierende der NUS ist es eher ein Einführungskurs in die Funktionsweise der EU. Die Studenten der Chulalongkorn haben sehr gute Vorkenntnisse und wollen durch den Besuch der MISULMU eine Zusatzqualifikation erwerben. Aber natürlich hat München auch touristische Reize. Manche Teilnehmer verlängern später ihren Aufenthalt, um europäische Nachbarländer zu besuchen.
Was ist das Besondere an dem Programm mit der Chulalongkorn University?
Von der Chulalongkorn kommen ausschließlich Master-Studenten des dortigen European Studies Programms. Deshalb kennen sie sich in der Regel schon sehr gut mit der EU aus, und entsprechend anspruchsvoll ist der Kurs. Den Anfang macht eine Seminarwoche in Bangkok. Dann kommen die Teilnehmer nach Europa, mit Stationen in München, Wien und Brüssel. Aber das genaue Format wird von Jahr zu Jahr angepasst.
Gibt es ein spezielles Freizeitprogramm?
Das Freizeitprogramm ist identisch mit dem Angebot des Internationalen Universitätsclub München, IUCM, von Herrn Wede und seinem Team, u.a. mit einem Wochenendbesuch in Berlin und einer Exkursion zum Schloss Neuschwanstein. Auch die Angebote und Aktivitäten der Asien-AG werden gern wahrgenommen.
Wird ein begleitender Deutschkurs angeboten?
Die Unterrichtssprache ist immer Englisch. Einen begleitenden Deutschkurs gibt es nur in dem offenen Programm.
Gibt es Leistungsnachweise für die Teilnehmer?
Es gibt Credit Points, je nach Kursniveau. Dafür müssen die Teilnehmer eine Präsentation und ein Essay vorlegen, bei dem eine bestimmte Forschungsfrage und eine entsprechende These zu formulieren sind.
Wie viele Mitarbeiter sind beteiligt?
Die Hauptansprechpartner sind mein Kollege Sebastian Schäffer und ich. Insgesamt arbeiten bis zu sieben Dozenten in diesem Programm.
Wird European Studies in der jetzigen Form und im jetzigen Umfang weiterlaufen? Das Programm ist erfolgreich und wird auf jeden Fall fortgeführt. Ich kann mir sehr gut eine Ausweitung auf Kurse mit Partnern in Nordafrika und Brasilien vorstellen.
Wie beurteilen Sie das Interesse ausländischer Studenten an europäischer Politik? Welche Themen stehen im Mittelpunkt?
Die Europäische Einigung lässt sich ohne geschichtliche Kenntnisse nicht erklären. Der Pfad der EU wird also auch historisch beleuchtet, um das Nebeneinander von EU und nationalstaatlichen Interessen zu verstehen. Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und dem jeweiligen Heimatland (besonders bei Chinesen) sind immer von Interesse, und auch die derzeitige Finanzkrise nimmt einen breiten Raum ein.
Wie sehen Sie das Konzept und den Erfolg der MISULMU? In den letzten Jahren ist das Programmangebot merklich gewachsen.
Das Konzept ist wirklich gut. Es gibt immer mehr spezialisierte Fachkurse, in denen wissenschaftliche Kompetenzen vermittelt werden. Die Studierenden, aber auch die Dozenten machen neue Erfahrungen. Die Kursinhalte fließen bei einigen der Partnerinstitute in das normale Semesterangebot ein.
Das Interview führte Bernd Hilker.
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