Europatagung in Ottobeuren
Für ein stabiles Europäisches Haus auf christlichen Fundamenten
Europatagung im Kloster Ottobeuren des Bistum Augsburg gemeinsam mit der Hanns-Seidel-Stiftung. Vortrag von Prof. Dr. Werner Weidenfeld.
26.04.2024 · C·A·P
Prof. Dr. Werner Weidenfeld; Photographin: Annette Zöpf
in stabiles und starkes Europa der Zukunft muss ein Europa sein, das sich seiner christlichen Vergangenheit bewusst ist und auf diesem Fundament aufbaut – diese Botschaft stand im Mittelpunkt eines europapolitischen Manifestes, dass Bischof Bertram am Ende einer Europatagung im Kloster Ottobeuren gemeinsam mit dessen Abt Johannes Schaber OSB und mit Markus Ferber, dem Vorsitzenden der Hanns-Seidel- Stiftung, unterzeichnet hat.
Organisiert hatten die Tagung, die im Rahmen des Ulrichsjubiläums 2023/24 stattfand, die Hanns-Seidel-Stiftung und das Bistum Augsburg gemeinsam. „Wenn wir das Haus Europa weiterbauen wollen, dann müssen wir die Fundamente prüfen", sagte Markus Ferber in seiner Begrüßung. Dass diese Fundamente aus den Werten des Christentums gegossen sind, darüber waren sich in Ottobeuren alle einig. Bischof Bertram lenkte den Blick der zahlreich erschienenen Tagungsteilnehmer auf den Bistumspatron Ulrich: „Er hat nicht nur durch sein Handeln als Bischof und Reichsfürst im Kontext der bekannten siegreichen Lechfeldschlacht 955 die europäische Geschichte mitbeeinflusst und das Christentum verteidigt, sondern in deren Vorfeld vor allem durch seine Friedensvermittlung zwischen König Otto und seinem Sohn im Frieden von Tussa (Illertissen) im Jahre 954 gezeigt, dass nur der Zusammenhalt stark macht und die Chance auf eine gute Zukunft eröffnet."
Den Festvortrag auf der Europatagung in Ottobeuren hielt der langjährige Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering. Er spannte einen weiten Bogen der Europäischen Geschichte mit dem Fazit: „Die Europäische Union gründet sich auf die Würde des Menschen, auf Freiheit und Frieden, Demokratie sowie die Herrschaft des Rechts. Das Recht hat die Macht, und nicht die Macht diktiert das Recht. So sichert das Recht den Frieden...Dabei sollten wir uns immer unserer politischen Identität bewusst sein: Heimat, Vaterland, Europa, Verantwortung für die Welt gehören zusammen. Wer nur seine Heimat sieht, wird sie nicht schützen. Wer das eigene Land über alle anderen Länder stellt, wird zum Nationalisten, und Nationalismus führt zum Krieg. Wer nur als Europäer empfindet, hat keine Wurzeln. Möge uns diese Balance – ganz benediktinisch - immer gelingen, und bleiben wir dafür engagiert. Dann haben wir auch als Christen Anlass zu Hoffnung und Zuversicht."
In einer Diskussionsrunde nach der heutigen Bedeutung der christlichen Werte gefragt, die Europa begründet haben, sagte Bischof Bertram: „Für mich ist ein wesentlicher Wert die Freiheit. Wie weit reicht meine eigene Freiheit? Wo fängt die Freiheit des anderen an? Wir sehen das gerade in vielen Diskussionen über die kirchliche Erneuerung in Deutschland. Wir haben eine große Dialogfreiheit, aber wo sind auch die Rahmenbedingungen? Diese Erneuerung der Kirche ist eine Herausforderung für einen Bischof, weil er sich in seiner Freiheit immer zwischen Extremen bewegt."
Im zweiten Tagungsteil richtet sich der Blick auf anstehenden Herausforderungen. Prof. Dr. Werner Weidenfeld widmet seinen Vortrag der Suche nach einer europäischen Zukunftsstrategie. Die anschließenden Podiumsdiskussionen nehmen zentrale Felder europäischer Politik in den Fokus.
Zum Abschluss der Tagung unterzeichneten Bischof Bertram, Abt Johannes und Markus Ferber das „Europamanifest von Ottobeuren", das sich in zehn Punkten unter anderem für einen friedlichen, sozialen und auf christlichen Werten gründenden Kontinent ausspricht.
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