Herausforderung Einwanderungsgesellschaft. Toleranz fördern, Demokratie stärken
Fachveranstaltung zum Modellprojekt „Kinder gegen Rassismus – Kinder für Toleranz“
Toleranz-Rap: Kinder gegen Rassismus – Kinder für Toleranz
„Was ist Toleranz? Na so was wie Akzeptanz!“ So haben die Kinder der Ernst-Reuter-Grundschule in München in Erkenntnisse aus dem Modellprojekt „Kinder gegen Rassismus – Kinder für Toleranz“ in einem Toleranz-Rap auf den Punkt gebracht. Der Rap ist in Zusammenarbeit mit dem Künstler Alexander Wassilenko (Magdeburg) entstanden. Es ist der Abschluss eines viertätigen Workshop Programms, welches von Eva Feldmann-Wojtachnia und Dr. Barbara Tham am C·A·P konzipiert wurde, um bereits Kinder in der Grundschule mithilfe von interaktiven, kreativen und künstlerischen Methoden zu empowern, sich gegen Rassismus und für ein tolerantes Miteinander in der Einwanderungsgesellschaft einzusetzen.
Video: Copyright C·A·P / Konstantin Sautier
24.10.2019 · C·A·P
Die Kinder der Klasse 4a der Ernst Reuter Schule (München) mit dem Amtschef im Bayerischen Kultusministerium, Ministerialdirektor Herbert Püls, den beiden Lehrerinnen Claudia Lübcke und Doris Höpfl und dem Rapkünstler Alexander Wassilenko (von rechts nach links). Fotos: Konstantin Sautier, C·A·P 2019
Wie kann es gelingen, bereits Kinder stark zu machen, sich für mehr Toleranz in unserer Gesellschaft einzusetzen, Rassismus zu erkennen und sich dem entgegen zu stellen? Welche Ansätze der politischen Bildungsarbeit sind bereits in der Grundschule sinnvoll einzusetzen? Am 21.10.2019 fand hierzu die Fachveranstaltung „Herausforderung Einwanderungsgesellschaft. Toleranz fördern, Demokratie stärken“ in der Volkshochschule München statt. Rund 90 Teilnehmer aus den Bereichen Politik, dem schulischen und außerschulischen Bildungswesen und dem universitären Umfeld nahmen an der Konferenz teil, um sich gemeinsam mit den Ergebnissen des Projekts „Kinder gegen Rassismus – Kinder für Toleranz“ auseinanderzusetzen.
Im Modellprojekt „Kinder gegen Rassismus – Kinder für Toleranz“ wurden am C·A·P Ansätze entwickelt, die bereits Kinder in der Grundschule stark machen gegen Diskriminierung sowie das gegenseitige Verständnis und den toleranten Umgang fördern. Dabei erwerben insbesondere auch Kinder mit Migrationshintergrund Kompetenzen, um ihre Rolle in der Schule und ihrem lokalen Sozialraum zu finden und sich an deren Gestaltung auch aktiv zu beteiligen.
Nach einer Begrüßung von Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Weidenfeld zeigten die Kinder der Klasse 4a der Ernst-Reuter-Grundschule, was sie beim toleranten Miteinander für wichtig halten: Was ist Toleranz? Na so was wie Akzeptanz! Die Schule ist eine der 13 Projektschulen, an denen das Modellprojekt im Schuljahr 2018/19 mit insgesamt 52 Workshops erfolgreich umsetzt wurde.
Prof. Dr. Werner Weidenfeld
Ministerialdirektor Herbert Püls
Im Anschluss an den Toleranz Rap wurde die Veranstaltung durch Ministerialdirektor Herbert Püls, Amtschef im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, eröffnet, der die Wichtigkeit betonte, die Grundwerte der Demokratie im schulischen Kontext zu lernen und zu leben. In den letzten Jahren ist in Bayern der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund an den Grundschulen ständig gestiegen. Im Schuljahr 2018/2019 lag der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund an den rund 2400 Grundschulen bei knapp 30 Prozent. Die Integration dieser Kinder, insbesondere solcher Kinder, die aus Krisengebieten geflüchtet sind und sich erst seit kurzem in Deutschland befinden, stellt Lehrkräfte und Betreuungspersonal vor Herausforderungen und eröffnet gleichzeitig Chancen. Ministerialdirektor Püls hält es daher für wichtig, im Rahmen des neuen Lehrplan Plus das tolerante Miteinander auch an Grundschulen zu stärken:
„In unserer Gesellschaft hat Rassismus keinen Platz. Es ist unsere Verpflichtung, darauf acht zu geben, dass in unserem Land niemand aufgrund seiner Hautfarbe, seiner Religion oder aus anderen Gründen benachteiligt wird. In unseren Schulen werden Werte wie Toleranz, Fairness und Gleichberechtigung gelebt. Diese Eckpfeiler unserer Demokratie zu vermitteln ist Aufgabe und Verpflichtung zugleich. Das Projekt 'Kinder gegen Rassismus - Kinder für Toleranz' zeigt, welche Möglichkeiten und Chancen hier der Unterricht in der Grundschule bietet. Wohl überlegte und lehrplanbezogene didaktisch-methodische Konzepte ermöglichen hier die sinnvolle Einbettung in Unterricht und Schulbetrieb.“
Dr. Barbara Tham und Eva Feldmann-Wojtachnia, C·A·P, erläutern das Workshopkonzept
Es folgte eine Einführung in die Workshopreihe „Kinder gegen Rassismus – Kinder für Toleranz“ durch Eva Feldmann-Wojtachnia und Dr. Barbara Tham, die das Konzept im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben! am C·A·P durchgeführt haben. Die hierfür entwickelten Methoden und Materialien zielen auf das Empowerment von Kindern für Toleranz und ein gemeinsames Miteinander in der Einwanderungsgesellschaft. Anschließend wurde das Projekt durch den Blickwinkel der Kooperationspartner genauer beleuchtet. Konstanze von Unold und Wolfgang Brünjes, Grundschulverband, gingen dabei näher auf den pädagogischen Ansatz des Modellprojekts ein. Fazit: insgesamt hatten Kinder und Lehrkräfte viel Spaß, Austausch und Gelegenheit Wege und Möglichkeiten für ein tolerantes Miteinander nachzudenken. Friederike Junker, Morgen e.V. und Nermina Idriz vom Münchner Forum für Islam widmeten sich der Frage des Empowerments von migrantischen Kindern und beleuchteten im Projekt gesammelten Erfahrungen.
Podiumsdiskussion zu Strategien und Akteuren im alltäglichen Kampf gegen Rassismus
Es folgte eine Podiumsdiskussion zur generellen Debatte über Strategien und Akteure im alltäglichen Kampf gegen Rassismus und zur Stärkung der Toleranz in der Zivilgesellschaft. An der Podiumsdiskussion nahmen Gudrun Brendel-Fischer (Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung), Meike Plötner (Referat 103 „Integration und Vielfalt“ im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), Dr. Miriam Heigl (Fachstelle der Landeshauptstadt München für Demokratie), Basira Beutel (Morgen e.V. und C·A·P-Teamerin), Hamado Dipama (Referent der AGABY für Antidiskriminierungs- und Antirassismusarbeit) und Martin Becher (Bayerisches Bündnis für Toleranz) teil.
Basira Beutel, C·A·P Trainerin erfgreift das Wort auf der Podiumsdiskussion
Als Grundlage für die Podiumsdiskussion diente ein Strategiepapier „Mehr Toleranz wagen in der Einwanderungsgesellschaft!“, welches aus den im Modellprojekt gemachten Erfahrungen konkrete Handlungsempfehlungen für die Bildungspolitik ableitet. Nach der intensiven und kontroversen Diskussion konnten sich die Teilnehmenden am interkulturellen Mittagsbuffet Über den Tellerrand stärken.
Najem Wali erinnert sich an seine Kindheit im Irak
Zuvor hatte jedoch der Schriftsteller und Journalist Najem Wali das Wort. In seinem Text „Nachdenkliches zum Miteinander in der Einwanderungsgesellschaft“ ließ er die Teilnehmenden auf philosphisch-poetische Weise an dem Reichtum seiner eigenen Migrationsgeschichte teilhaben und warf dabei einige kritische grundsätzliche Fragen zum interkulturellen Voneinander Lernen auf.
Den Abschluss des Tages bildeten drei interaktive Arbeitsgruppen zur Umsetzung des Projekts, Ansätzen, Methoden und Materialien mit den Themenschwerpunkten „Politische Bildungsarbeit in der Grundschule" (geleitet vom C·A·P-Teamer Stefan Ebert), „Andere Schulformen und Altersgruppen“ (geleitet von Eva Feldmann-Wojtachnia) und „Außerschulische Jugend- und Bildungsarbeit“ (geleitet von Dr. Barbara Tham).
C·A·P-Teamer Stefan Ebert erläutert die Methoden des Projekts im Workshop
Es gehört zu den Aufgaben der Schule, die demokratischen Grundwerte zu vermitteln und dabei die Toleranzfähigkeit einzuüben. Der Grundschule kommt aufgrund der großen Heterogenität ihrer Schülerschaft in der Integration eine besondere Bedeutung zu. Mit ihrem umfassenden Bildungsanspruch ist sie ein idealer Ort dafür, Demokratie zu lernen und zu leben. Nicht nebeneinander, sondern gleichberechtigt und gemeinsam.
Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und bot allen Teilnehmenden einen spannenden Einblick und neue Impulse zur Jugend- und Bildungsarbeit sowie einen Ausblick auf zukünftige mögliche Kooperationen und eine Weiterentwicklung des Modellprojekts.
Kooperationspartnerin Nermina Idriz (MFI e.V.) berichtet über ihre Erfahrungen im Projekt
Downloads & Links
Presseecho im Deutschlandfunk, gesendet am 21.10.19
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