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Erfahrung und Perspektive: Die Zukunft gestalten

Alumni-Treffen vom 15. Oktober 2010 an der LMU

20.10.2010 · C·A·P



Prof. Dr. Werner Weidenfeld

Das Alumni-Treffen des Lehrstuhls von Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Weidenfeld blickt inzwischen auf eine lange Tradition zurück. Bereits während seiner Professur an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz kam ein ständig wachsender Kreis von Ehemaligen regelmäßig zu den damals sogenannten „Schnauferltreffen“ zusammen.

An der LMU München fand das Alumni-Treffen am 15. Oktober 2010 nun zum fünften Male statt. Und wie in den vergangenen Jahren gelang es durch die erfolgreiche Verknüpfung des Treffens mit einer Fachtagung, unter den über 50 Teilnehmern aus allen Alumni-Generationen einen intensiven intellektuellen Austausch anzuregen.

Die diesjährige Veranstaltung fand unter dem Titel  „Fit für den Wandel? Strategien zur Gestaltung einer unsicheren Zukunft“ statt. Hierüber diskutierten auf dem Podium Hon. Prof. Dr. Thomas Leif (Chefreporter Fernsehen des SWR Landessender in Mainz), Tassilo Wanner (Planungsgruppe der CSU der CDU/CSU Bundestagsfraktion) und Mario M. Beilhack (Künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professor Eberhard Piltz an der Hochschule für Fernsehen und Film in München) unter der Moderation von Professor Weidenfeld.


Werner Weidenfeld, Mario M. Beilhack, Tassilo Wanner und Thomas Leif

In der kontroversen Diskussionsrunde stellte Beilhack eröffnend die Frage, ob die Welt überhaupt unsicherer geworden sei oder ob sich nur unsere Wahrnehmung der selbigen verändert habe. Dabei wies er darauf hin, dass wir heute mehr denn je in einer medial vermittelten Welt leben, die durch ihre Digitalisierung eine unumkehrbare Dynamisierung erfahren hat. Insbesondere die Politik steht in einer globalisierten Welt vor der schwierigen Aufgabe, auf Nachrichten, die uns inzwischen in Echtzeit erreichen, angemessen zu reagieren.

Auf den Vorwurf der angeblichen Planlosigkeit der heutigen Politik, die viel mehr reagiert als agiert, konterte Wanner mit der Gegenfrage, ob Politik denn jemals wirklich planbar war? Gleichzeitig gab er anschauliche Beispiele aus der Arbeitsmarkt-, Familien- und Energiepolitik, anhand derer man ablesen könne, dass die Politik heutzutage durchaus planvoll vorgehe. Zudem wies er darauf hin, dass Krisenzeiten seit jeher zu einem partiellen Vertrauensverlust in die Politik geführt haben und dass die daraus aktuell resultierende Politikverdrossenheit daher nichts Außergewöhnliches darstelle.

Konträr hierzu konstatierte Leif eine politische Umbruchphase, in der sich die parlamentarische Demokratie in Deutschland momentan befinde. Seinen Beobachtungen zufolge ist das aktuelle politische Klima Ausdruck der Unzufriedenheit in der Bevölkerung angesichts der Akkumulation von unbearbeiteten Themen in zahlreichen Politikfeldern. Es fehle in der heutigen Politik die Verbindung einer vernünftigen Problem- und Faktenanalyse mit einem Set schlüssiger, politischer Leitideen. Das sei zurückzuführen auf die jahrzehntelange Tabuisierung politischer Problemfelder. Neben einer vernünftigen Programmatik fehle es der heutigen Politik zugleich an politischen Leitfiguren, die im Stande wären, politische Leitideen mit Hilfe einer proaktiven Kommunikation in der Öffentlichkeit zu plausibilisieren.

Übereinstimmend sprachen sich die Diskutanten für eine neue politische Beteiligungskultur aus, die in ihrer Form und Grenzen aber noch unklar sei. Beilhack stellte fest, dass sich die Bürger über Social Media und Web 2.0 wieder politische Spielräume zurückerobern und es zukünftig  interessant sein wird zu beobachten, wie die Politik darauf reagiert. Bürgerliche Initiativen, die wie die Proteste gegen Atomenergie oder „Stuttgart 21“ ohne medialen Anstoß entstehen, sieht Leif zumindest als ernstzunehmende Menetekel für anstehende politische Entscheidungsprozesse an. So bedürfe die Politik von Morgen Integrationsfiguren mit der Fähigkeit, vorausschauend auf die Bedürfnisse der Bürger einzugehen. Auch müssten sie das „Management der Vielfalt“ beherrschen.


Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen im Restaurant „Zum Franziskaner“ erwartete die Teilnehmer neben kulinarischen, auch literarische Schmankerl. Hierfür sorgte der Literat und Stadtschreiber Lothar Schöne, der den Anwesenden aus seinen beiden neusten Werken „Das Labyrinth des Schattens“ und „Schönes Wörterbuch. Das Nachschlagewerk für alle Fälle“ vorlas.


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