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Einblicke in die Wahlforschung

C·A·P-Forschungskolloquium mit Prof. Dr. Paul W. Thurner

18.07.2009 · C·A·P



Unter dem Titel "Einblicke in die Wahlforschung" gab Prof. Dr. Paul W. Thurner, Lehrstuhl für Empirische Politikforschung und Policy Analysis am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaften der LMU München, im Rahmen des C·A·P-Forschungskolloquiums einen umfassenden Einblick in aktuelle Fragen der empirischen Wahlforschung. Im Mittelpunkt der Ausführungen standen Themen wie Forschungsstand und Ausbau der Disziplin in Deutschland, Anwendung in der strategischen Politikberatung, qualitative und quantitative Methoden und die Potentiale der Disziplin im Hinblick auf die Bundestagswahlen im kommenden September.


Prof. Dr. Werner Weidenfeld und Prof. Dr. Paul W. Thurner

Die strategische Beratung eröffnet für Sozialwissenschaftler mit hoher Methodenkompetenz ein weites Berufsfeld. Viele Ansätze und Methoden aus der Marktforschung lassen sich unter bestimmten Modifizierungen in der Parteien- und Wählerforschung gewinnbringend anwenden. Studenten der Politikwissenschaft sind gut beraten, diese Ansätze mit Zusatzkompetenzen aus den Disziplinen Informatik, Mathematik und Kommunikationswissenschaften zu ergänzen. Im Vergleich zur methodenorientierten Lehre und Forschung in den Vereinigten Staaten weist die Politikwissenschaft in Deutschland in diesem Bereich Defizite auf. Gerade bei methodischen Verfahren der Wahl- und Wählerforschung sind jedoch rasante Forschungsentwicklungen zu verzeichnen.

Unter Zuhilfenahme von Analysekonzepten aus der Marktforschung kommt die Wahlforschung zu der These, dass in der deutschen Wähler- und Parteienlandschaft ein Rückgang von Loyalitäten und eine Zunahme von Policy-Voting zu verzeichnen ist. Besonders wertvoll ist die Wahlforschung deshalb für Parteien, weil sie bei deren Repositionierung weit reichende Analyse- und Prognosepotentiale bietet. Weitere Anwendungsfelder liegen im Bereich der medialen und interpersonellen politischen Kommunikation, der Signalanalyse und der Policy-Issue-Erforschung.

Zusammenfassend ergeben sich für die Politikwissenschaft aus Sicht von Prof. Thurner folgende Implikationen: Entwicklungen hin zu Spezialisierung, Formalisierung und Technisierung sind zu begrüßen. Eine erfreuliche Entwicklung sei zudem, dass sich der Datenzugang für Wahl- und Wählerforscher in Deutschland in den letzten Jahren verbessert habe (z.B. durch die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung (DGfW) im Jahr 2007). Damit bietet sich eine Möglichkeit, Rückstände im Bezug auf Langzeitstudien in der empirischen Politikforschung aufzuholen und eine Vielzahl neuartiger Forschungsmethoden zur Anwendung zu bringen.


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