Transatlantischer Dialog
Craig Kennedy, Präsident des German Marshall Fund of the United States zu Besuch am C·A·P.
01.06.2002 · Forschungsgruppe Europa
Josef Janning, Craig Kennedy und Prof. Dr. Werner Weidenfeld. Foto: C·A·P
In einer Ära, in der die traditionellen Bindungen im transatlantischen Verhältnis nicht mehr eine reibungslose Kooperation zwischen Europa und den Vereinigten Staaten garantieren, braucht das Verhältnis einen stabilen und regelmäßigen Austausch zwischen Amerikanern und Europäern. Anlässlich seines Besuches am C·A·P plädierte der Präsident des German Marshall Fund of the United States, Craig Kennedy, für einen umfassenden transatlantischen Dialog, der das Potential in den USA und Europa zur Gestaltung einer globalen Ordnung nutze.
In seiner Analyse der gegenwärtigen Situation konstatierte Kennedy zahlreiche Widersprüche. Während in den ökonomischen Beziehungen beide Partner gleichwertig seinen, sei im Bereich der Sicherheit nach wie vor amerikanische Führerschaft die Regel. Während in den vergangenen zehn Jahren das transatlantische Verhältnis im Bereich der Zivilgesellschaft mit einer zunehmenden Zahl von Unternehmensfusionen, Medientransfers oder touristischen Kontakten seine Vitalität und Attraktivität beweise, sei die Verständigung auf außenpolitischem Parkett schwieriger geworden.
Einen Grund für diese Verständigungsschwierigkeiten sieht Kennedy vor allem in der seit dem 11. September 2001 offenkundig gewordenen Differenz zwischen den Europäern und Amerikanern in ihrer jeweiligen Bedrohungsperzeption. Während letztere eine unmittelbare Gefahr durch Terrorakte oder Massenvernichtungswaffen thematisierten, sei diese Haltung in Europa nicht gleichermaßen ausgeprägt. Hinzu komme ein unterschiedlicher außenpolitischer Ansatz: Während die Europäer eine Kultur der multilateralen Zusammenarbeit und ein Selbstverständnis als Zivilmacht entwickelt hätten, bevorzugten die Amerikaner zuweilen unilaterales Handeln, zumal sie - im Gegensatz zu den Europäern - auch die militärischen Mittel besäßen, um ihre Interessen zur Geltung zu bringen.
Eine mögliche Annäherung der außenpolitischen Positionen der USA und der Europäer könnte, so Kennedy entstehen, wenn die bisherigen Ansätze der Europäer und der Amerikaner Schwächen offenbarten. So sollten die USA z.B. Formen des zivilen Konfliktmanagements verstärkt ins Visier nehmen. Die EU hingegen müsste sich verstärkt auf gemeinsames Handeln in der Außenpolitik festlegen, um als glaubwürdiger Partner der USA auftreten zu können.
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