Deutsch-arabische Transformationspartnerschaft in der Politikwissenschaft
Sondierungsreise von C·A·P-Experten nach Tunis
09.11.2011 · C·A·P
Tunesien, in dem vor einem Jahr der Umbruch in der arabischen Welt begann, befindet sich inmitten eines umfassenden Transformationsprozesses. Als einer der Schlüsselfaktoren für das Gelingen der immensen Herausforderungen, vor denen das Land steht, gilt die Restrukturierung des Ausbildungs- und Hochschulwesens. In den Jahren der autoritären Herrschaft wurde dort gerade der sozialwissenschaftliche Bereich, einschließlich der Politikwissenschaft, systematisch vernachlässigt. Der begrenzte Entwicklungsstand der Politikwissenschaft in Tunesien kontrastiert mit einem enormen Bedarf an politikwissenschaftlicher Expertise und entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten nach dem Regimewechsel vom 14. Januar 2011. Auf diese strukturellen Defizite, die sich jetzt etwa bei der Parteienorganisation und im politischen Journalismus unmittelbar auswirken, wollen die tunesischen Hochschulen mit einer umfassenden Stärkung der Disziplin reagieren.
Dr. Reinhardt Rummel und Edmund Ratka diskutieren in der Cité des Sciences in Tunis mit über das deutsche Grundgesetz und den gegenwärtigen tunesischen Verfassungsprozess.
Eine wichtige Rolle soll dabei die internationale Zusammenarbeit spielen. Diese möchte Tunesien nun auch im sozialwissenschaftlichen Bereich stärker auf Deutschland ausdehnen, das nicht zuletzt aufgrund seiner Wissenschaftskultur und seiner eigenen Transformationserfahrung hierbei als wünschenswerter Partner gilt. Dies wurde in den Gesprächen mit Vertretern mehrerer tunesischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen offensichtlich, die Dr. Reinhardt Rummel und Edmund Ratka vom Centrum für angewandte Politikforschung (C·A·P) im Zuge einer Sondierungsreise im Großraum Tunis führten.
Das starke Interesse der Tunesier an einem Erfahrungsaustausch über politikwissenschaftliche Fragestellungen zeigte sich auch im Zuge einer Podiumsdiskussion, zu welcher der Verein Tunesischer Absolventen Deutscher Universitäten (VTADU) geladen hatte. Dr. Reinhardt Rummel und Edmund Ratka referierten dort über das deutsche Grundgesetz und seine Entstehungsgeschichte und erläuterten die Grundzüge des politischen Systems der Bundesrepublik. In einer angeregten Debatte mit dem Publikum wurden anschließend Vergleiche mit dem gegenwärtigen tunesischen Verfassungsprozess gezogen und Unterschiede und mögliche Lehren herausgearbeitet.
Die Sondierungsreise wurde vom DAAD aus Sondermitteln des Auswärtigen Amtes gefördert.
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