Zeitenwechsel. Von Kohl zu Schröder. Die Lage
Publikation von Werner Weidenfeld
Werner Weidenfeld: Zeitenwechsel. Von Kohl zu Schröder. Die Lage, Stuttgart (Deutsche Verlagsanstalt) 1999, 191 S., DM 29,80, ISBN 3-421-05205-0
01.10.1999 · Forschungsgruppe Deutschland
Anders als in anderen Demokratien bedeutete in Deutschland ein Kanzlerwechsel immer eine Epochenzäsur. Der Abgang Adenauers, Brandts oder Schmidts ließ die Seele der Nation in Schwingungen geraten. Die Amtszeit Kohls hingegen endete nur mit einem leisen Aufseufzen der Republik. Merkwürdig widerstandslos verabschiedete sich eine Zeit, die als letzter Nachhall der Ära Adenauer das Land prägte. Sie verschwand ganz sanft.
Dieser Oberflächenbefund verstellt jedoch den Blick auf die eigentlich relevante Verschiebung, die sich in der Tiefendimension von Politik und Gesellschaft vollzieht. Zum ersten Mal wurde in der Bundesrepublik eine Regierung durch Wahlen abgelöst, die größte Wählerwanderung war zu registrieren, und vor allem: es ist eine neue Generation, die nun Deutschland von Berlin aus regiert.
Die Kanzlerschaft Kohls war das letzte Echo der Adenauer-Ära. Mit dessen Ende werden der Erfahrungshorizont der Adenauer-Kohl-Generationen in die Archive aufgenommen. Der Mangel an Dramatik beim Übergang von Kohl zu Schröder bleibt daher ein oberflächlicher Befund. In seiner Tiefendimension markiert auch dieser Regierungswechsel eine historische Zäsur - eine neue Zeit beginnt.
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