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Anpfiff Europa 2017

Grenzen überwinden - Brücken bauen

25.08.2017 · C·A·P



Junge Menschen aus Deutschland und Polen zusammen zu bringen, gemeinsam zu musizieren und Fußball zu spielen sowie über Europa zu diskutieren ist Ziel des nunmehr seit sieben Jahren bestehenden Projekts Anpfiff Europa. Angesichts mancher politischer Spannungen in den deutsch-polnischen Beziehungen und vor dem Hintergrund des zunehmenden Populismus und Nationalismus in Europa werden derartige Projekte zur Völkerverständigung immer wichtiger. Als Thema für dieses Jahr wurde daher das Motto 'Grenzen überwinden - Brücken bauen' gewählt. Gemeint sind Grenzen, die beim Denken beginnen, aber auch solche, die auf der Landkarte bestehen, die Menschen in Europa trennen und die Europäische Union mehr und mehr abgrenzen. Brücken der Verständigung und des gegenseitigen Respekts zu bauen ist in Krisenzeiten, wie wir sie derzeit in Europa erleben, immer notwendiger.


Gruppenphoto vor dem Eingang zum Bildungs- und Begegnungszentrum Schloss Trebnitz

Anpfiff Europa fand mit 60 fußball- und musikbegeisterten Kindern und Jugendlichen aus Deutschland und Polen statt, die während der Projektwoche vom 6.-13.8.17 im Bildungs- und Begegnungszentrum Schloss Trebnitz bei Berlin untergebracht waren. Auch ein anerkannter Flüchtling aus Syrien war diesmal mit dabei. Er bereicherte das Programm durch seinen Vortrag "Grenzen überwinden auf dem Weg nach Europa. Meine Flucht aus Syrien nach Deutschland", die er minderjährig und ohne Begleitung seiner Eltern aus dem Kriegsgebiet auf sich genommen hatte.

Das C·A·P unterstützt und begleitet das Projekt "Anpfiff Europa" mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche über Ländergrenzen hinweg über Musik und Fußball miteinander in Kontakt zu bringen. Dadurch erhalten sie die Möglichkeit, Gleichaltrige aus dem Nachbarland kennenzulernen und Freundschaften zu schließen. Über Interaktion beim Fußball und bei der Musik können wichtige europäische Werte wie Toleranz, Respekt für einander und gegenseitige Anerkennung mit Spaß vermittelt und selbst erlebt werden. Sprachbarrieren treten dabei in den Hintergrund. Für die Verständigung bei den inhaltlichen Workshops stand eine Sprachmittlerin zur Verfügung.


Auftakt zur Gruppenarbeit "Brücken bauen in Europa - aber wie?"

Die bildungspolitische Dimension dieses Projekts umfasst neben der Beschäftigung mit aktuellen europapolitischen Fragen auch die Reflexion über die gemeinsame Geschichte. In der Projektwoche beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer intensiv mit dem Thema „Grenzen überwinden - Brücken bauen“. In einem einführenden Workshop erarbeiteten sie in kleinen deutsch-polnischen Teams, was ihnen an Europa gefällt und wo sie Verbesserungsbedarf sehen bzw. welche "Brücken" aus ihrer Sicht in Europa gebaut werden müssten, um die bestehenden Probleme wie z.B. Rassismus zu überwinden.

Es fällt auf, dass die Brücken-Assoziationen der Jugendlichen tiefgehende Überlegungen zur Zukunft Europas aufgreifen:

Eine Brücke verbindet Deutschland mit Polen und ermöglicht herzliche Begegnung von Menschen. Aus Sicht der Jugendlichen ermöglicht Europa Jobs, gute Lebensverhältnisse und Solidarität mit Flüchtlingen, wenn sie einwilligen, Teil der europäischen Kultur zu werden. Auch die Transaktion von Geld aus Europa in Entwicklungsländer wird als Brücke gesehen. Einige Jugendliche stellen die Brücke in den Farben eines Regenbogens dar, der für Sprachkurse, Öffnung der Grenzen und Kommunikation steht. Die widersprüchliche Flüchtlingspolitik wird von ihnen mit Regenwolken dargestellt. Andere zeichnen die Brücke als Tower Bridge in London mit Groß-Britannien auf der einen und mit der EU auf der anderen Seite. Zu sehen ist der Anfang der Brücke, allerdings ist fraglich, wo die Straße der Brücke auf dem Bild endet. Auf einer weiteren Brückenstraße sind einige Flaggen europäischer Länder sowie die Europaflagge gemalt. Die Brücke trägt die Überschrift „Fights – Dream of Peace“ und unter der Brücke befindet sich ein Peace-Zeichen, welches als Stütze dient. Eine weitere Brücke wird zur Hälfte als sehr brüchig dargestellt, mit Gewitterwolken als Zeichen für schwierige Kommunikation und uneinige Flüchtlingspolitik. Die andere Seite ist solide gebaut und nicht einbruchgefährdet. Ein Regenbogen und die Sonne repräsentieren Reisen, die gleiche Währung und Frieden. Auf einem weiteren Bild werden zwei Wege aus Polen und Deutschland kommend zu einem Weg, der trotz unterschiedlicher Sprachen und Kulturen die Brücke zusammen überqueren lässt und somit Einigkeit repräsentiert. Durch die Brücke verständigen sich Polen und Deutsche besser, was auf einem Bild durch eine gemeinsame Sprache „Poleutsch“ gezeigt wird. Eine weitere Brücke hält die EU zusammen. Überspannt wird diese Brücke mit einem (Rettungs-)Schirm, aus dem Euromünzen herunterfallen. Ein anderes Bild zeigt Terroristen, Waffen und Rassismus, wenn man zu der anderen Seite der Brücke gelangt, kann man jedoch Frieden erwarten.


Gruppenphoto unter dem Motto "Alle, die Freunde haben" am Brandenburger Tor

Ein wichtiger Programmpunkt war der gemeinsame Ausflug nach Berlin. Hier machten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im sogenannten Tränenpalast am S-Bahnhof Friedrichstraße mit der deutschen Teilung und ihrer Überwindung in der Geschichte vertraut und erlebten im Europäischen Haus am Brandenburger Tor, welche immense Integrationsleistung die Europäische Union zur Überwindung der Teilung des Kontinents bisher vollbracht hat.



Die Gruppe zu Gast im Europäischen Haus in Berlin

Beim täglichen gemeinsamen Fußballtraining mit Trainer Frank Schenatzky vom SG Trebnitz e.V. lernten sich die Jugendlichen auch von ihrer sportlichen Seite besser kennen. Sie traten beim Abschlussturnier in länderübergreifenden und gemischten Teams gegeneinander an. Fair Play und Teamgeist standen dabei für die Jugendlichen im Vordergrund.


Aufstellung zum Abschlussturnier


Mit Fair Play wird um den Sieg gerungen

Unter der Leitung des musikalischen Direktor Dieter Kanzleiter und der Mitarbeit von Matthias Schädlich und Adam Czyzowski musizierten die Kinder und Jugendlichen täglich als internationales Orchester. Trotz der unterschiedlichen Leistungsstände entwickelte sich das Zusammenspiel schnell zu einem schönen Ensemble.


Der musikalische Direktor Dieter Kanzleiter bei der Orchesterprobe

Den Abschluss des Projekts stellte das gemeinsame Konzert in Witnica in Polen dar. Hierbei musste die deutsch-polnische Grenze überquert werden, die die Teilnehmenden zu Fuß über eine Brücke passierten. Für den syrischen Flüchtling war es das erste Mal, dass er in Europa eine Grenze legal überschreiten konnte - und das gemeinsam mit seinen neuen Freunden aus Polen und Deutschland.

Das Konzert wurde von drei Dirigenten aus den beiden Ländern Deutschland und Polen dirigiert – ein schönes symbolisches Zeichen des gemeinsamen musikalischen Miteinanders über Grenzen hinweg.


Die Mediengruppe bei der Ausstellungseröffnung

Das Projekt „Anpfiff Europa“ wurde von allen Beteiligten und Kooperationspartnern als sehr positiv bewertet und durch eine Mediengruppe der Teilnehmer dokumentiert, welche die Woche in einer Ausstellung dokumentierten. Das europäische Zusammengehörigkeitsgefühl wurde gestärkt, die Teilnehmenden sammelten wertvolle Erfahrungen mit dem Fazit: "Man muss auf Menschen zugehen und einfach reden, weil Leute aus anderen Nationen uns sehr ähnlich sind. Ich möchte weiterhin internationale Freundschaften knüpfen, damit wir auf diese Weise ein bisschen Frieden in der Welt schaffen können." 


Auswertungsrunde

Das Projekt „Anpfiff Europa“ wird von der Forschungsgruppe Jugend und Europa am Centrum für angewandte Politikforschung wissenschaftlich begleitet. Die Idee wurde im Rahmen der DFB-Kampagne „Kinderträume 2011“ ausgezeichnet.

„Anpfiff Europa“ wurde im Jahr 2017 erneut großzügig von MAN Financial Services unterstützt. Vielen Dank!  Ebenfalls sei den zahlreichen weiteren Sponsoren gedankt. Ohne folgende Unterstützer wäre das Projekt nicht durchführbar gewesen:


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