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Captive States

Institutionenbildung in Südosteuropa - wissenschaftliches Kolloquium in München

02.05.2007 · Forschungsgruppe Europa



Wohl kaum eine andere europäische Großregion hat seit dem "annus mirabilis" – der Wende von 1989 – derart oft die Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie Südosteuropa. Nicht nur die kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien, sondern auch die Integration von Slowenien, Ungarn und zuletzt auch Rumänien und Bulgarien in die EU belebten das Interesse politischer Analysten am südöstlichen Teil Europas. Die vergangenen Konflikte und die nur allzu leichtfertige Konnotierung von Korruption, Staatsversagen, Nationalismus oder Klientelismus mit den politischen Institutionen einzelner südosteuropäischer Staaten trugen mit dazu bei, althergebrachte "balkanische" Stereotypen aufleben zu lassen. Letzteres, die politische Institutionenbildung in Südosteuropa, ist Untersuchungsgegenstand des von der VolkswagenStiftung geförderten und in der Forschungsgruppe Europa angesiedelten Projekts Captive States, Divided Societies, das am 19. und 20. April zu einem Kolloquium nach München einlud.


Vierzehn Projektmitarbeiter u.a. aus den USA, Rumänien und Griechenland beleuchteten einzelne Aspekte der politischen Institutionenbildung in Südosteuropa aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie in der postkommunistischen Transformationsphase. Hierbei kam ein komparativer und transnationaler Ansatz zum Tragen, der die Autoren jeweils mindestens drei südosteuropäische Länder miteinander vergleichen ließ, um die interregionalen Transformationsprozesse, deren Spezifikas und Strukturen, herauszuarbeiten. Bei einer derart fundierten historischen und politikwissenschaftlichen Betrachtung relativieren sich manche Pauschalurteile über die Region und ihr Reformversagen. Südosteuropa stellt in Bezug auf die Ausbildung politischer Institutionen in Mittel- und Westeuropa eher keine "Ausnahme" dar, sondern weist vielmehr gravierende Ähnlichkeiten auf. Dies untermauerten die einzelnen Untersuchungsergebnisse, die die Entwicklung südosteuropäischer Armeen, das Verwaltungswesen, das Staatsangehörigkeitsrecht, die Medienlandschaft, den Parlamentarismus, die Ausbildung politischer Bewegungen oder die Interdependenz von Staat und Gewalt nachzeichneten und vorhandene Strukturzwänge innerhalb des Ausbauprozesses politischer Institutionen belegten. Unter Berücksichtigung der Nations- und Staatsbildung in Südosteuropa und der in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts erfolgten Brüche und unterschwelligen Kontinuitäten konnten die Kolloquiumsteilnehmer in Bezug auf die politische Institutionenbildung wesentliche strukturelle Rahmenbedingungen aufdecken, die bis in die Gegenwart hineinwirken. Für die weitere politische Modernisierung der Region und ihre Integration in die euroatlantischen Strukturen dürften die hier gemachten Erkenntnisgewinne, die in Form eines Policy Papers Ende des Jahres in Berlin vorgestellt werden, von Interesse sein.


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