Kronberger Gespräche zum Nahen Osten
Konferenz mit hochrangigen Politikern und Experten aus Europa, den USA und dem Nahen Osten.
24.01.2002 · Bertelsmann Forschungsgruppe Politik
Bundesaußenminister Joschka Fischer und CAP-Direktor Prof. Dr. Werner Weidenfeld während der Kronberger Gespräche. Foto: Martin Joppen.
Trotz des seit etlichen Monaten gewaltsam ausgetragenen Konflikts im Nahen Osten ist es in Kronberg gelungen, eine hochrangige Gruppe von Vertretern der Konfliktparteien wie der externen Vermittler in einen konstruktiven Dialog zu führen. Die Terrorattacken vom 11. September haben Probleme unserer südlichen Nachbarregion vor Augen geführt. "Wir müssen uns um unsere Nachbarn im Süden kümmern", betonte der Vize-Außenminister Spaniens, Miquel Nadal Segalá als Vertreter der EU-Präsidentschaft. Wie sehr sich die politischen Entscheidungsträger dieser Tatsache bewusst sind, haben einmal mehr die hochkarätige Besetzung bei den 7. Kronberger Nahostgesprächen und die kompetenten Diskussionen gezeigt. Die Gespräche wurden von Professor Werner Weidenfeld, Mitglied des Präsidiums der Bertelsmann Stiftung und Direktor des Münchner Centrums für angewandte Politikforschung, geleitet.
Es wurde deutlich, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Israelis und Palästinensern völlig zusammengebrochen ist und ein Ausweg aus der derzeitigen Spirale der Gewalt nur mit Hilfe internationaler Vermittler, insbesondere der USA und der EU, möglich ist. Der Hohe Beauftragte der Europäischen Union, Javier Solana, und der deutsche Außenminister Joschka Fischer appellierten in engagierten Beiträgen an die Konfliktparteien, die andauernde Eskalation zu stoppen. Solana verwies auf den Mitchell-Bericht als Grundlage einer Wiederaufnahme der Verhandlungen, der Friedenszug "Mitchell-Express" müsse jetzt nur noch den Bahnhof verlassen. Der von einer Untersuchungskommission unter Leitung des ehemaligen amerikanischen Senators George Mitchell erstellte Bericht fordert die Wiederaufnahme der Sicherheitskooperation, das Ende des Terrors und das Einfrieren aller Siedlungsaktivitäten als Grundlage für neue Verhandlungen. Außenminister Fischer versicherte ohne Pathos: "Wenn Sie um Hilfe bitten, wird die internationale Gemeinschaft sofort handeln". Fischer hob hervor, dass es für beide Seiten keine tragbare Alternative zur Wiederaufnahme der Kooperation gebe.
Die Nahostsondervermittler der EU, der Vereinten Nationen und Russlands nutzten die Kronberger Gespräche zur Abstimmung ihres weiteren Vorgehens. Israelische und palästinensische Vertreter werteten die Gespräche als wichtiges Forum der Vertrauensbildung. Von marokkanischer Seite wurde eine Friedensinitiative arabischer Intellektueller zum Abbau von Vorurteilen angeregt, die breite Zustimmung fand. Wichtiger Bezugspunkt der Debatte neuer Regelungsansätze war das Strategiepapier der Bertelsmann Forschungsgruppe Politik am Centrum für angewandte Politikforschung in München. Seine Analysen und Schlussfolgerungen wurden von den verschiedenen Seiten konstruktiv aufgegriffen und als richtungsweisend gewürdigt. Prof. Weidenfeld hob hervor, dass Bertelsmann Stiftung und CAP dem Friedensprozess auch künftig große Bedeutung in ihrer politikberatenden Arbeit beimessen werden.
Teilnehmer der Konferenz von links nach rechts: Ignacio Guardians (Spanisches Parlament), Shlomo Avineri (Universität Jerusalem) Gunther Thielen, Liz Mohn (beide Bertelsmann Stiftung), Javier Solana. Foto: Martin Joppen.
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Europe and the Middle East: Strengthening Responsibility for Stability and Development, Discussion Paper presented by the Bertelsmann Group for Policy Research, Center for Applied Policy Research, Munich to the VII. Kronberg Talks
17.-19. January 2002 organised by the Bertelsmann Foundation, Gütersloh.
Download (112 KB, PDF-Format): Strategiepapier
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