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Deutsche Kontraste 1990-2010

Konzeptband zur Verfasstheit der Bundesrepublik Deutschland

Manuela Glaab / Werner Weidenfeld / Michael Weigl (Hrsg.): Deutsche Kontraste. Politik – Wirtschaft – Gesellschaft – Kultur, Frankfurt am Main: Campus-Verlag, 2010.

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Exlibris-Rezension

20.10.2010 · Forschungsgruppe Deutschland



Deutschland steht vor zahlreichen Herausforderungen. Die Umwälzungen einer globalisierten Welt und der demographische Wandel sind nur zwei Stichworte für dramatische Veränderungen, die in alle Politikbereiche wirken und viele Bürger, aber auch die Politik verunsichern. Gleichzeitig sieht sich Deutschland seit nunmehr zwanzig Jahren mit einer weiteren „Herkulesaufgabe“ konfrontiert: die Herstellung der inneren Einheit. Der zwanzigste Jahrestag der Einheit am 3. Oktober 2010 ist Anlass, den Zustand Deutschlands genauer zu analysieren: Welche politischen und gesellschaftlichen Spannungen sind in Deutschland zu identifizieren? Welche Bedeutung kommt beispielsweise der sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Arm und Reich zu? Und wie steht es tatsächlich um die Einheit von Ost- und Westdeutschland? Antworten auf diese Fragen gibt der von Manuela Glaab, Werner Weidenfeld und Michael Weigl herausgegebene und von der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur geförderte Konzeptband „Deutsche Kontraste. Politik – Wirtschaft – Gesellschaft – Kultur“, der im Campus-Verlag Frankfurt am Main erscheint.

Mit der Publikation „Deutsche Kontraste“ legt das Centrum für angewandte Politikforschung (C∙A∙P) nach dem „Handbuch zur deutschen Einheit“ und dem „Deutschland-TrendBuch“ abermals eine grundlegende Analyse zur politischen und gesellschaftlichen Verfasstheit Deutschlands vor. Die 22 renommierten Autorinnen und Autoren begnügen sich dabei aber nicht mit einer bloßen Bilanzierung der deutschen Einheit. Vielmehr geht es darum, vorhandene Unterschiede, Trennlinien und Gegensätze im vereinten Deutschland auszuleuchten und deren Intensität zu bestimmen. Das Buch richtet sich so an all diejenigen, die an der politischen, ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung des vereinten Deutschland interessiert sind. Eine breitere, über wissenschaftliche Fachkreise hinausreichende Leserschaft soll damit erreicht werden.

Leitgedanke der Publikation ist, dass es keine pauschale Antwort auf die Frage „Wo steht Deutschland?“ gibt, sondern vielmehr „Deutsche Kontraste“ auf zahlreichen Ebenen zu finden und differenziert zu betrachten sind. Das Buch gliedert sich entsprechend in vier thematische Abschnitte, um politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Kontrastpaare in den Blick zu nehmen. In der Bilanz der Beiträge wird deutlich: Der zentrale, da viele andere Unterschiede, Trennlinien und Gegensätze beeinflussende Kontrast im vereinten Deutschland des beginnenden 21. Jahrhunderts manifestiert sich in der sich immer weiter öffnenden Kluft zwischen Arm und Reich. Seinen Ausdruck findet dieser Kontrast in vielerlei Gestalt. Der Gegensatz Ost versus West ist dagegen nicht mehr annähernd so stark ausgeprägt wie noch 1990. Deutschland wächst mehr und mehr zusammen – nur langsamer, als vor zwanzig Jahren gedacht. Der manchmal erhobene Vorwurf einer „freundlichen Übernahme“ der DDR durch die Bundesrepublik Deutschland zielt dabei ins Leere. Zumeist haben sich tatsächlich beide Seiten im Laufe der Entwicklung der letzten zwanzig Jahre aufeinander zubewegt. Viele der bis heute zu konstatierenden Einstellungsunterschiede – zum Beispiel gegenüber Europa, Fremden oder dem »anderen« Teil Deutschlands – verweisen jedoch auf unterschiedliche Sozialisationserfahrungen in Bundesrepublik und DDR, die auch im vereinten Deutschland noch Wirkung entfalten oder weiter tradiert werden.

Die Analyse „deutscher Kontraste“ ist von hoher Aktualität: Spätestens mit der Bundestagswahl im September 2009 hat sich mit Die Linke eine „ostdeutsche“ Partei bundespolitisch etabliert, was Auswirkungen auf den Parteienwettbewerb hat. Die Finanz- und Wirtschaftskrise verlangt ebenso nach politischem Krisenmanagement und wirtschaftlichen Innovationen wie nach Vermittlung entsprechender Strategien gegenüber der Öffentlichkeit. „Ostalgie“ steht dauerhaft auf der medialen Agenda. Nach 20 Jahren Einheit lassen sich alte wie neue Problemstellungen identifizieren. Das Buch „Deutsche Kontraste“ leistet einen Beitrag dazu, diese Herausforderungen zu benennen und angemessen anzugehen.


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