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Handbuch zur deutschen Einheit 1949 - 1989 - 1999

Von Werner Weidenfeld und Karl-Rudolf Korte (Hrsg.)

Weidenfeld, Werner, Korte, Karl-Rudolf (Hrsg.), Handbuch zur deutschen Einheit 1949 - 1989 - 1999, Frankfurt am Main / New York 1999

05.12.1999 · Forschungsgruppe Deutschland



Die Epochenwende von 1989 rückt allmählich in eine geschichtliche Perspektive. Grund genug umfassend und systematisch den Prozeß der deutschen Vereinigung Revue passieren zu lassen und die kritische Bestandsaufnahme konzeptionell durch eine ausführliche Betrachtung der Folgen der Einheit für die Bundesrepublik Deutschland zu ergänzen. Ergebnis dieser Forschungen ist das 1999 neu herausgegebene "Handbuch zur deutschen Einheit", das sich seit seiner Erstausgabe im Jahr 1993 und der Neuausgabe im Jahr 1996 zu einem Standardwerk zu Geschichte und Folgen der Einheit entwickelt hat.

Sein Untertitel "1949 - 1989 - 1999" gibt das Leitthema an: 50 Jahre Bundesrepublik Deutschland, 10 Jahre Einheit, 40 Jahre Teilung. Deshalb werden darin bilanzierend zeitgeschichtliche Aspekte in den Vordergrund treten, tagesbezogene, aktuelle Bereiche dafür reduziert. Neben der Überarbeitung und Aktualisierung bereits vorhandener Artikel wird das "Handbuch zur deutschen Einheit. 1949 - 1989 - 1999" neue Stichworte - wie etwa "Doppelte Staatsgründung" oder "Verhandlungen zur deutschen Einheit" - enthalten, die speziell mit Blick auf diese Jahreszahlen aufgenommen wurden.

Die Neuausgabe des Handbuchs 1999 soll ein umfassendes Nachschlagewerk sein, das sich vor allem auf eine zeitgeschichtliche und politisch-ökonomische Bestandsaufnahme konzentriert. Nationale und internationale Aspekte sollen integriert werden: der Stand des politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Lebens, der Rückblick auf den Einigungsprozeß, die Geschichte der deutschen Frage und die aktuelle Datenlage. Eine sachkundige Problematisierung der vielfältigen Themen, die in über 70 Beiträgen von "Ausländer" bis "Wirtschaft" gegeben wird, kann dem Leser bei der individuellen Einschätzung der Geschichte der deutschen Einheit und ihrer Folgen helfen.

Literatur:

Werner Weidenfeld (Hrsg.), Was ändert die Einheit?, Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 1993.

Werner Weidenfeld / Karl-Rudolf Korte (Hrsg.), Handwörterbuch zur deutschen Einheit, Campus Verlag, Frankfurt a.M./New York 1992.

Werner Weidenfeld / Karl-Rudolf Korte (Hrsg.), Handbuch zur deutschen Einheit - Neuausgabe, Campus Verlag, Frankfurt a.M./New York, 1996.

Werner Weidenfeld / Karl-Rudolf Korte (Hrsg.), Handbuch zur deutschen Einheit 1949 - 1989 - 1999, Campus Verlag, Frankfurt a.M./New York, 1999.

Vorwort

Das "Handbuch zur deutschen Einheit" hat sich als Wegbegleiter der deutschen Einheit bewährt. Die staatliche Vereinigung vollzog sich in großer Geschwindigkeit, markierte eine Epochenwende und gehört nunmehr bereits zum Alltag. Der schnelle Prozeß und Vollzug der Einheit machte verschiedene Ausgaben des Buchs notwendig. Die Erstausgabe des Jahres 1992 hieß noch "Handwörterbuch zur deutschen Einheit". Darin dominierte die historische Dokumentation der deutschen Frage, ergänzt durch eine Betrachtung der unmittelbar noch nachwirkenden deutschen Vereinigung. Bereits 1993 konnten wir das nicht nur im Titel geänderte "Handbuch zur deutschen Einheit" publizieren. Damals rückte bereits die Epochenwende von 1989 selbst in eine geschichtliche Perspektive. Grund genug, um umfassend und systematisch den Prozeß der deutschen Vereinigung Revue passieren zu lassen. Mehr noch: Es lohnte sich, die kritische Bestandsaufnahme konzeptionell durch eine aus-führliche Betrachtung der Folgen der Einheit für die Bundesrepublik Deutschland zu ergänzen. Während dann die Ausgabe von 1996 systematisch die Lage der Nation in den Mittelpunkt stellte, folgt das nun vorliegende "Handbuch zur deutschen Einheit 1949-1989-1999" den Leitthemen zehn Jahre nach dem Fall der Mauer, 40 Jahre Teilung, 50 Jahre Bundesrepublik. In den Beiträgen rücken die zeitgeschichtlichen Aspekte in den Vordergrund, die jeweiligen Politikfelder werden systematisch abgehandelt, wobei der Bezug zur deutschen Einheit und die gesamtdeutsche Perspektive durchgehend präsent bleibt. Der Blick zurück legt gerade im Jubiläumsjahr die wechselvolle, stets aufeinanderbezogene Beziehungsgeschichte zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR offen. Geschärft wird wie in Zeitraffer das Wissen über die Lebenserfahrungen in der Zweistaatlichkeit mit unterschiedlichen Sozialisationsmustern bei gleichzeitig nationalen Identitätsangeboten. Verschieden und gleich, getrennt und vereint: erst der Rückblick aus Distanz macht deutlich, was Episode bleibt und was zum Geschichtsbewußtsein auch zukünftig gehören wird.

Neue Stichwörter spiegeln den veränderten Blickwinkel auf die Bundesrepublik Deutschland wider und zeichnen die sich dynamisch verändernde Forschungslandschaft nach. Auf Grund von Aktenfunden kam es auch zu neuen wissenschaftlichen Ergebnissen, die unsere Autoren in die Beiträge aufnahmen. Herausragend ist die Freigabe der Akten der Bundesregierung für das Forschungsprojekt "Geschichte der deutschen Einheit". Statt auf der regulär dreißigjährigen Sperrfrist zu beharren, öffnete das Bundeskanzleramt sein Archiv bereits wenige Jahre nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Die Fülle neuer Erkenntnisse, die 1998 in vier Bänden publiziert wurden, schlägt sich in der Neuausgabe des Handbuches vor allem in drei Beiträgen nieder, die die inneren, ökonomischen und internationalen Aspekte des Einigungsprozesses gesondert behandelt. Eigene Beiträge behandeln nun außerdem erstmals die Stichwörter Berichte zur Lage der Nation, DDR: Opposition und Widerstand, Doppelte Staatsgründung, Eliten, Identität, Juden und Kontroversen zur deutschen Frage. So ist die Geschichte dieses Buchs, in seinen vier sehr verschiedenen Ausgaben, mithin auch eine Geschichte des Perspektivenwechsels im Umfeld der deutschen Einheit. Nur die Information schützt zuverlässig vor neuen Legendenbildungen.
Das Grundanliegen des "Handbuchs zur deutschen Einheit 1949-1989-1999" als lexikalisch angeordne-tes Informationspaket ist jedoch konstant geblieben: Das Buch soll seriös, zuverlässig und umfassend nationale und internationale Aspekte integrieren:

- den Stand des politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Lebens;
- den Rückblick auf den Einigungsprozeß sowie die Geschichte der deutschen Frage;
- die jeweils aktuelle Datenlage in den vielschichtig vorgestellten Politikfeldern.

Alle 71 Stichwörter sind faktenorientiert an der aktuellen Situation ausgerichtet. Eine sachkundige Problematisierung der Themen hilft dem Leser bei der individuellen Einschätzung des gesamten Einigungsvorgangs. In den Stichwörtern analysieren, erklären und bewerten 67 Geistes- und Sozialwissenschaftler, Juristen, Fachjournalisten und Praktiker aus Verwaltung und Bildungsarbeit den Prozeß der deutschen Vereinigung. Das Buch soll eine Hilfe für die vielfältigen Multiplikatoren in Wissenschaft, Schule, Medien und Politik sein. Auch deshalb ist es als Nachschlagewerk und Lehrbuch konzipiert. Wer den Zugang zum Thema über bestimmte Begriffe sucht, dem helfen das Stichwortverzeichnis und das Register weiter. Wer das Handbuch vorrangig als Lehrbuch benutzen will, der sollte von einem Stichwort ausgehend die Querverweise intensiv nutzen. Die nachfolgenden Hinweise liefern anschaulich Beispiele für den Umgang mit der Grundkonzeption des Buches und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Teilbereichen: den historisch-politischen, innen- und außenpolitischen, ökonomischen und rechtlichen Aspekten. Der systematische Aufbau der einzelnen Bei-träge führt zu einer transparenten Gesamtanlage des Handbuchs. Die Autoren, die sich alle an einem einheitlichen Gliederungsraster orientierten, haben dazu maßgeblich beigetragen.

Die Aufsätze sind in alphabetischer Reihenfolge angeordnet. Die Querverweise und das umfangreiche Sach- und Personenregister bieten weiterführende Hilfestellung für die stofflichen Zusammenhänge.

Die Autorinnen und Autoren verleihen dem Handbuch das spezifische Profil. Wir danken ihnen dafür. Sie alle standen vor dem Problem, ein schwieriges und sich dynamisch veränderndes Thema auf wenigen Manuskriptseiten zu behandeln. Darüber hinaus ist die Publikation des Buchs erst durch das große Engagement des Redaktionsteams (Forschungsgruppe Deutschland des Centrums für angewandte Politikforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München) möglich geworden. Andreas Kießling M.A. ist für die Gesamtredaktion, das Lektorat sowie die Koordination der einzelnen Arbeitsschritte verantwortlich. Als Redaktionsassistenten haben Michael Weigl und Rebecca Heinemann M.A. wertvolle Arbeit geleistet. Inhaltliche, konzeptionelle Anregungen und Hilfestellungen boten außerdem Rüdiger Thomas, Dr. Harald Geiss sowie Dr. Gernot Dallinger an, denen hierfür besonders gedankt werden soll. Das umfangreiche, aktualisierte Sach- und Personenregister ist von Andreas Kießling und Michael Weigl in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Forschungsgruppe Deutschland erstellt worden, die im Team ihren Beitrag zum Gelingen des Handbuchs geleistet haben. Ihnen allen sind wir zu Dank verpflichtet.

Werner Weidenfeld / Karl-Rudolf Korte


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