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„Vom Aufbau Ost zur Zukunft Ost“

C·A·P-Forschungskolloquium mit Florian Hippler, PRpetuum GmbH

08.02.2013 · C·A·P



Ratlosigkeit machte sich breit in der zweiten Hälfte der 90er Jahre: Milliardenschwere Aufbauhilfen hatten für Forschungseinrichtungen und Unternehmen in den neuen Bundesländern gute infrastrukturelle Voraussetzungen geschaffen; doch die im Westen erprobten innovationspolitischen Konzepte liefen meist ins Leere, forschungsstarke Großunternehmen und innovative Mittelständler blieben Mangelware. Die Folge: Ostdeutschland verlor im Vergleich zu den alten Ländern weiter an Boden. Gleichzeitig mehrten sich bis in die christlich-liberale Koalition hinein die Stimmen, die von den neuen Bundesländern „endlich Leistung“ verlangten.  

Ausgehend von diesem Befund skizzierte Florian Hippler, PR-Berater bei der Kommunikationsagentur PRpetuum, zunächst die Genese der Innovationsinitiative „Unternehmen Region“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). „Unternehmen Region“ basiert auf dem „InnoRegio“-Wettbewerb, mit dem das BMBF 1999 erstmals einen themen- und akteursoffenen Wettbewerb um Fördergelder ausschrieb, der Unternehmen, Forschungseinrichtungen und weitere Akteure einer Region zu strategiegeleiteten, unternehmerischen Bündnissen zusammenbrachte.


Florian Hippler und Professor Werner Weidenfeld mit dem „Innovationsatlas Ost 2010“.

Seit dem Start der regionenorientierten Innovationspolitik sind insgesamt sieben komplementäre Förderprogramme für die neuen Bundesländer entstanden. Dadurch wurden bis heute 383 regionale Innovationsbündnisse mit 2377 Einzelprojekten gefördert, darunter etwa das sachsen-anhaltische Automobilzuliefernetzwerk MAHREG und das Leipziger „Zentrum für Innovationskompetenz“ ICCAS zur computerassistierten Chirurgie.

„Im Mittelpunkt stehen die für den Osten zentralen Zukunftsthemen“

Im zweiten Teil seines Vortrags erläuterte Hippler die Kommunikationsstrategie, die PRpetuum seit dem Jahr 2003 für das BMBF entwickelt hat und bis heute modifiziert und umsetzt. Grundsätzlich ist Kommunikation zu öffentlichen Förderprogrammen laut Hippler nötig, weil die Verwendung von Steuergeldern belegt werden müsse und ein vielfältiges Interesse bestehe, Erfolge darzustellen. Im Falle von „Unternehmen Region“ kämen als weitere Ziele die Erklärung komplexer Programminhalte und vor allem die Motivation bereits geförderter Initiativen sowie potenzieller Bewerber hinzu.

Aufbauend auf Hintergrundgesprächen vor Ort und der Analyse aller relevanten Einflussgrößen „hat PRpetuum eine Kommunikationsstrategie entwickelt, in deren Mittelpunkt die neu geschaffene, unverwechselbare und selbst erklärende Dachmarke ‘Unternehmen Region‘ steht“, erklärte Hippler. Ein weiteres zentrales strategisches Mittel sei der selbstbewusste und eigenständige Charakter der Kommunikation. Dies steigere die Identifikation der geförderten Initiativen mit der Programmfamilie „Unternehmen Region“ und wirke bis heute attraktiv auf neue Interessenten. Auf dieser Basis hat PRpetuum ein Set interner und externer Kommunikationsmaßnahmen entwickelt, zu dem u.a. ein Newsletter, verschiedene Veranstaltungsformate, den Internetauftritt www.unternehmen-region.de und das Magazin „Unternehmen Region“ gehört.

Florian Hippler hob hervor, dass jede Kommunikationsstrategie anpassungsfähig sein müsse, dass dies für eine sich wandelnde Innovationsinitiative wie „Unternehmen Region“ aber in besonderem Maße gelte. Obwohl die grundsätzlichen Themen – wie unternehmerisches Handeln, Innovationen und regionale Kompetenzen – dieselben geblieben seien, habe sich der Fokus klar verlagert: „Nach fast zehn Jahren stehen nicht mehr allein die Erklärung der Programme und die Präsentation von Erfolgsgeschichten im Mittelpunkt, sondern auch die für den Osten zentralen Zukunftsthemen.“ Dazu gehörten die Rolle der Hochschulen genauso wie Unternehmensgründungen oder der sich abzeichnende Fachkräftemangel.

Neben den sich verändernden Themenschwerpunkten unter dem seit 2010 kommunizierten Motto „Vom Aufbau Ost zur Zukunft Ost“ berichtete Hippler auch von neu erschlossenen Kommunikationskanälen: Dazu gehörten die Ausstellung „ideenreich.zukunftssicher. Die Zukunft Ost im Blick” im Berliner Sony Center genauso wie der siebenbändige „Innovationsatlas Ost 2010“ oder etwa auch der virtuelle Marktplatz, den PRpetuum für das jüngst gestartete Förderprogramm „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ entwickelt hat.

In der an den Vortrag anschließenden Diskussion wurden etwa die Fragen erörtert, inwiefern der Referent in seiner Tätigkeit vom politikwissenschaftlichen Studium profitiert, wie groß der Gestaltungsspielraum von PRpetuum beim Design von Projekten ist und inwieweit der Förderansatz von „Unternehmen Region“ bisher erfolgreich war.

Florian Hippler studierte bis 2008 Politikwissenschaft, Italienische Philologie und Japanologie an der LMU München. Nach Stationen am C·A·P und bei der Abendzeitung München ist er seit 2010 bei der PRpetuum GmbH in München tätig.