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Die Zeitung der Zukunft

Dr. Detlef Haaks zu Gast im C·A·P-Forschungskolloquium

27.06.2012 · C·A·P



Die klassischen Zeitungen und Magazine geraten immer mehr unter Druck. Schuld daran ist einerseits der private Hörfunk und das Privatfernsehen, aber auch das Internet und insbesondere die zunehmende Verbreitung von Smartphones und Tablet-PCs. Davon sind auch Qualitätszeitungen wie die Süddeutsche oder die Frankfurter Allgemeine betroffen. Allerdings verweist Detlef Haaks, Geschäftsführer des Süddeutschen Verlags und der Süddeutschen Zeitung, darauf, dass es den Boulevard viel stärker trifft. Seit 1945 ist die Auflage deutscher Zeitungen kontinuierlich gestiegen, mit einem signifikanten Sprung als Folge der deutschen Wiedervereinigung. Seit 1995 sinkt die Auflagenstärke hingegen aufgrund der digitalen Konkurrenz. Auch bei den Werbeeinnahmen ist quantitativ ein deutlicher Rückgang zu erkennen.


Prof. Dr. Werner Weidenfeld und Dr. Detlev Haaks

Dennoch ist Haaks sich sicher: „Die gedruckte Zeitung wird uns noch eine Zeit lang begleiten.“ Zum einen muss sich die Zeitung als Informationsquelle nur dem Fernsehen als Medium geschlagen geben, das Internet liegt hier sogar noch hinter dem Radio. Zum anderen wird den Tageszeitungen die höchste Glaubwürdigkeit zugeschrieben, mit deutlichem Abstand zu anderen Medien, wie beispielsweise dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dennoch spüren auch die Qualitätszeitung den „Strukturwandel“ und müssen sich daran anpassen.

Haaks, der nach seiner Zeit bei Roland Berger unter anderem für die WAZ-Mediengruppe und den Sparkassenverlag gearbeitet hat, kann dafür auch eine klare Strategie benennen: „Die Zeitung der Zukunft wird ein verschränktes Produkt sein.“ Das heißt Online- und Print-Inhalte werden zusehends ineinander greifen. Die Digitalisierung der Medien birgt den Vorteil Inhalte schnell und kostenlos zur Verfügung zu stellen, wohingegen die Printausgabe anschließend vertiefte Informationen und Analysen nachreichen kann.

Das Internet als Distributionskanal, vor allem auch über mobile Endgeräte, wird dabei noch an Bedeutung zulegen. So sei es durchaus vorstellbar, dass die digitale Verbreitung irgendwann die gedruckte Zeitung ersetzt. In der Zwischenzeit werden aber vor allem Programme wie die „SZ-iPad-App“ die Lücke zwischen Papier und digitaler Welt schließen. Ebenso wie Der Spiegel, Die Zeit oder die F.A.Z lässt sich die Süddeutsche Zeitung über das Apple Tablet lesen. Die kostenpflichtige Online-Ausgabe der Süddeutschen ist prinzipiell identisch mit der Printausgabe, allerdings sind die Inhalte für die Darstellung auf dem Bildschirm optimiert. Darüber hinaus bietet diese Distributionsform auch die Möglichkeit auf aktuelle Ereignisse schnell zu reagieren. Ebenso kann durch die Verknüpfung mit anderen Beiträgen und Angeboten ein erheblicher Mehrwert für den Zeitungsleser generiert werden.

Die Leser wissen das durchaus zu schätzen. Die seit etwa sechs Monaten verfügbare „SZ-iPad-App“ hat bereits 6.000 Abonnenten, wovon circa die Hälfte gleichzeitig ein Print-Abo hat. Die gedruckte Ausgabe der SZ hat, bei einem leichten Absatzrückgang, eine Auflage von 430.000 Stück. Etwa 8.000 Abonnenten nutzen parallel dazu das E-Paper. Für Haaks ist der Weg zur Zukunft der Zeitung damit bereits vorgezeichnet: „Toller Journalismus in moderner Form.“