Risiken und Chancen des Klimawandels
Prof. Dr. Dr. Peter Höppe zu Gast im C·A·P Forschungskolloquium
22.12.2011 · C·A·P
In den vergangenen Jahren haben extreme Wetterereignisse an Intensität, Frequenz und hinsichtlich der Schadenshöhe zugenommen. Der Klimawandel wird daher von führenden Wirtschaftsexperten mittlerweile als eines der größten Risiken unserer Zeit erkannt. So führte etwa die Hitzewelle 2003 in Europa zu mehr 70.000 Todesfällen und einem gesamtwirtschaftlichen Schaden von 13,8 Mrd. US-Dollar. Die Zahl der Todesopfer während der Flutkatastrophe in Pakistan im Sommer 2010 war zwar deutlich geringer, aber auch hierbei entstanden Schäden in Höhe von 9,5 Mrd. Dollar. Für Prof. Peter Höppe, Leiter der Abteilung Geo Risiko Forschung bei Munich Re, besteht ein klarer Zusammenhang zwischen diesen schadensrelevanten Naturereignissen und der erkennbaren globalen Erwärmung. Nicht nur, dass die Temperaturen seit 1900 weltweit kontinuierlich ansteigen, das vergangene Jahr stellte insgesamt mehrerer Rekorde auf: In Städten wie Moskau oder Los Angeles wurden bislang nie erreichte Temperaturen gemessen; in Queensland führten Rekordniederschläge zu einer zum Jahreswechsel zu einer Flutkatastrophe; und im Januar 2011 erreichte die Eisdecke in der Arktis erreichte einen der niedrigsten Werte, der je gemessen wurde. Höppe geht davon aus, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird.
Prof. Werner Weidenfeld und Prof. Peter Höppe
Bei Munich Re, dem größten Rückversicherer der Welt, beschäftigt man sich bereits seit 1973 mit den Folgen des Klimawandels. Da ein direkter Zusammenhang zwischen der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, dem weltweiten Anstieg der Durchschnittstemperaturen und der Zunahme von Schäden durch extreme Wetterereignisse besteht, ist die Versicherungswirtschaft davon in besonderem Maße betroffen. Über die wirtschaftlichen Interessen als Rückversicherer hinaus, versucht der Konzern aber auch einen positiven Beitrag zur Anpassung an die Auswirkungen der globalen Erwärmung zu leisten. Ein Beispiel hierfür sind Mikro-Versicherungen, die Klein- und Kleinstunternehmern in Entwicklungsländern dabei helfen, sich gegen Folgen von Überschwemmungen, Dürren oder Stürmen abzusichern.
Munich Re ist zudem auch bei Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels engagiert. Höppe, promovierter Physiker und Meteorologe der mehrere Jahre an der Ludwig-Maximilians-Universität beschäftigt war, spricht daher auch mit besonderer Begeisterung von der Desertec Initiative, an der sein Arbeitgeber beteiligt ist. Erneuerbare Energien, und hierbei insbesondere Sonnenenergie, übersteigen potenziell den globalen Energiebedarf um ein Vielfaches. Mit Desertec soll die hohe Sonnenintensität in Nordafrika genutzt werden, um damit die Stromversorgung in der Region aber auch in Europa in Zukunft zu decken. Die beteiligten Länder im Maghreb würden dabei nicht nur von einer günstigen und sicheren Stromversorgung profitieren, sondern auch durch zusätzliche Arbeitsplätze und ausländische Investitionen.
Der Klimawandel verursacht aber nicht nur Schäden, sondern kann in manchen Sektoren auch positive Effekte haben. So stellen etwa kürzere und milde Winter in Europa und anderen Regionen für das Baugewerbe durchaus einen Vorteil dar. Auch die Landwirtschaft in der nördlichen Hemisphäre kann durchaus von der globalen Erwärmung profitieren. Für Höppe überwiegen dennoch die Risiken. Prinzipiell ist er davon überzeugt, dass sowohl technisch als auch politisch Maßnahmen möglich wären, um den Klimawandel zumindest einzudämmen. Gegenwärtig sei aber das Problembewusstsein noch zu gering um tatsächlich weltweite, effektive Gegenstrategien umzusetzen. Desertec und ähnliche Initiativen sieht er daher als große Chance an, um ein Zeichen zu setzten, dass effektive Projekte gegen die globale Erwärmung möglich sind.
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