Demokratie-Lernen in der Einwanderungsgesellschaft
Bericht zur Jahrestagung der Akademie Führung & Kompetenz in Hattingen
01.02.2010 · Akademie Führung & Kompetenz
Eingeladen waren Trainerinnen und Trainer der Akademie-Ausbildungsprogramme, sowie Multiplikatoren der schulischen und außerschulischen politischen Bildung und Vertreterinnen der Landeszentralen und der Bundeszentrale für politische Bildung.
Begrüßung durch Susanne Ulrich (C·A·P) und René Koroliuk (DGB Bildungswerk)
Die Durchführung von drei Integrationsgipfeln und drei Islamgipfeln zeigt die wachsende Bereitschaft, sich im Einwanderungsland Deutschland aktiv mit den Herausforderungen von Heterogenität und Integration auseinander zu setzen. Leider beruhen diese Bemühungen häufig auf der Konstruktion zweier Parteien der "Einheimischen" einerseits und der Menschen mit Migrationshintergrund andererseits. Die Demokratie-Lernprogramme der Akademie Führung & Kompetenz verfolgen den Ansatz, Bildungsmaßnahmen nicht zielgruppenspezifisch, sondern breitflächig für alle Gruppen anzubieten und bereits dadurch integrativ zu wirken.
Eine weitere Möglichkeit, Chancen der Einwanderungsgesellschaft wahrzunehmen liegt in der Orientierung auf Ressourcen und Kompetenzen aller Beteiligten. Diese "Kompetenzorientierung", v. a. auch bei der Zertifizierung von Bildungsmaßnahmen im Bereich Demokratie-Lernen ist ein weiteres Thema, mit dem die Akademie sich aktuell beschäftigt.
Auf der Tagung kamen insgesamt fast 80 Teilnehmende zusammen, um sich über diese besonderen Herausforderungen des Demokratie-Lernens in der Einwanderungsgesellschaft zu informieren und gemeinsam in Workshops und Diskussionen nach Lösungsansätzen zu suchen.
Fortbildung, Austausch und Vernetzung
Im ersten Teil der Tagung fanden Fortbildungen für die Trainerinnen und Trainer der drei Praxisprogramme der Akademie: "Betzavta", "Eine Welt der Vielfalt" und "Achtung (+) Toleranz" statt. Die Teilnehmenden lernten neue Übungen kennen, diskutierten aktuelle Konzepte und hatten Gelegenheit zu intensivem kollegialen Austausch über individuelle Praxiserfahrungen und Implementierungsmöglichkeiten.
Am Freitag folgte zunächst ein Vortrag von Florian Wenzel, Akademie Führung & Kompetenz, zum Thema "Kompetenzorientierung als Chance für Demokratie-Lernen", anschließend fand dazu ein intensiver Austausch in Kleingruppen statt.
Florian Wenzel
Im zweiten Teil der Tagung wurde der Teilnehmerinnenkreis um Multiplikator/innen der institutionellen (Bundes- und Landeszentralen) und nicht-institutionellen politischen Bildung erweitert. Nach einer kurzen Vorstellung der neuesten Entwicklungen und Aufgabenfelder der Akademie, insbesondere des Xenos-Projekts folgte ein so genanntes Speed-Dating, bei dem sich die Teilnehmer/innen zunächst in jeweils zwei Minuten sieben Projekte der Akademie und ihrer Partner vorstellen lassen konnten und dann Gelegenheit hatten, weitere sieben Projekte als Ausstellungsbesucher kennenzulernen.
Speed-Dating
Daran anschließend gab es 12 Workshops, von denen die Teilnehmenden je zwei auswählten, um sich über die verschiedenen Themenfelder der Akademie und ihrer Partner ein genaueres Bild zu machen:
- Betzavta/Miteinander
- Eine Welt der Vielfalt
- Technology of Partizipation (ToP)
- Social Justice Trainerausbildung
- Web 2.1 Innovation für demokratisches Lernen in der politischen Bildung
- Seminartheater
- Appreciative Inquiry
- Gedenkstättenpädagogik und Demokratie-Lernen
- Netzwerk für Demokratie und Courage
- Partizipative Evaluation
- sprache-macht-demokratie
- Achtung (+) Toleranz
Workshop Achtung (+) Toleranz
Wie ticken unsere Zielgruppen? Und wie können wir sie erreichen?
Der letzte Tag begann mit einem Experten-Input von Jutta Reich-Claassen vom Institut für Pädagogik der LMU München. "Soziale Milieus als Zielgruppen. Vom Nutzen der Milieuforschung für die Weiterbildungspraxis". Vorgestellt wurde eine Studie, die die bekannten Milieus der Sinus-Milieu-Studie mit speziellen Fragen der Weiterbildung in Verbindung bringt. Welche Zielgruppen erreichen wir bereits gut und wie könnten Angebote aussehen, die auch bisher nicht erreichte Zielgruppen ansprechen?
Jutta Reich-Claassen, LMU München
Die anschließende Diskussion unter Leitung von Susanne Ulrich, Leiterin der Akademie Führung & Kompetenz, drehte sich vor allem um die Frage, wie insbesondere in der Einwanderungsgesellschaft Angebote aussehen müssten, die alle oder zumindest mehrere Zielgruppen zusammen bringen und somit schon durch ihre Zusammensetzung integrierend wirken können. Die TeilnehmerInnen thematisierten mehrheitlich die Schwierigkeit, dass die Gruppe der MigrantInnen in der Sinus-Studie explizit ausgeschlossen wurde und somit die Verwertungsmöglichkeit dieser Studie für das Thema Einwanderungsgesellschaft stark eingeschränkt sei. Einigkeit bestand in der Bewertung, dass gerade die Möglichkeit zur Integration durch integrierende Bildungsangebote dringend ausgebaut und genutzt werden sollte.
Erste positive Reaktionen der TeilnehmerInnen zeigten, dass die Tagungsinhalte sehr gut aufgenommen wurden. Sowohl die Möglichkeit, sich in angenehmer und inspirierender Atmosphäre mit KollegInnen auszutauschen und fortzubilden, wie auch die inhaltlichen Beiträge wurden als anregend und fruchtbar empfunden.
Gespräche im Foyer
Etwas früher als dem nun schon traditionellen 2-Jahresrhythmus entsprechend, wird die nächste Tagung im Herbst 2011 Weimar stattfinden. Der genaue Termin wird sobald wie möglich hier bekanntgegeben.
News zum Thema
Zertifikate für 12 Trainerinnen des Programms verliehen
28.11.2024 · Akademie Führung & Kompetenz
Mit Schulklassen aus München unterwegs
10.06.2024 · Akademie Führung & Kompetenz
1. Bayerischer Demokratietag
15.12.2023 · Akademie Führung & Kompetenz
1. Demokratietag in Bayern am 21.11.2023
23.10.2023 · C·A·P