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Hochqualifizierung ist nicht entscheidender Faktor für Integration

Transatlantic Academy stellt Studie am C·A·P vor

19.06.2009 · C·A·P



Am Montag den 15.Juni 2009 war Stephen Szabo, Direktor der Transatlantic Academy, zusammen mit vier seiner Mitarbeiter zu Gast am C·A·P, um Ergebnisse ihrer aktuellen Studie "No Shortcuts: Selective Migration and Integration" zur Diskussion zu stellen.


Jeroen Doomernik

Die Transatlantic Academy ist ein Diskussionsforum für Herausforderungen in transatlantischen Beziehungen, an dem sich verschiedene Gruppen von Wissenschaftlern beider Seiten des Atlantiks beteiligen. Zu der Veranstaltung hatten die Forschungsgruppe Jugend & Europa und die Akademie Führung & Kompetenz eingeladen.

Jeroen Doomernik vom Institute for Migration und Ethnic Studies und Ines Michalowski, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Wissenschaftzentrums Berlin stellten überblicksartig Entwicklung und Ergebnisse der Studie vor, die sich kritisch mit der verbreiteten Annahme auseinandersetzt, dass hochqualifizierte Migranten einen sofortigen Nutzen darstellten, leichter integriert würden und nur geringqualifizierte Migranten gezielte Integrationsprogramme bräuchten. Hierzu wurde die unter den meisten OECD Mitgliedern gängigen Modelle der "selektiven Migration" skizziert, die beispielsweise mit Punktesystemen arbeiten, damit am Arbeitsalltag jedoch vorbei zielten und mit Skepsis zu betrachten seien.


Bei den in der Studie untersuchten Erfahrungen mit Integrationsprogrammen hat sich insbesondere gezeigt, dass neben der beruflichen Qualifizierung auch andere sozio-ökonomische Aspekten eine Rolle spielten, nämlich ob diese Qualifikationen vom Aufnahmeland anerkannt würden und soziale Netzwerke bestünden. Auch die Annahme, sozio-ökonomisch gut gestellte Immigranten würden politisch mehr partizipieren, kann laut Studie der Realität nicht stand halten. So führte die Studie zu dem Ergebnis, dass eine hohe Qualifizierung von Zuwanderern keinen Rückschluss auf einen geringeren Integrationsbedarf erlaubt, da hierfür andere Faktoren eine viel größere Rolle spielen und es unter bestimmten Umständen eher die weniger qualifizierten ImmigrantInnen sind, die sich politisch engagieren.

Konkrete Empfehlungen, welche die Transatlantic Academy aus ihren Forschungsergebnissen ableitet, ist die Anerkennung ausländischer Qualifikationen, gezieltes Diversity-Management und eine "klägerfreundlichere" Anti-Diskriminierungspolitik, Integrationsprogramme die allen gleichermaßen anzubieten sind sowie eine Aktivierung vorhandener Netzwerke durch "Mittelsmänner" wie NGO's.

In der anschließenden Diskussion mit Expertinnen und Experten vom C·A·P sowie externen Gästen aus dem Arbeitsfeld Migration/Integration kamen zwei Aspekte besonders zum Tragen: die kontrovers gesehen Rolle der sozialen Netzwerke als Schlüsselkategorie für Integration und der daraus resultierende Umgang mit Familienmigration einerseits, sowie die allen Maßnahmen und Bemühungen vorzuordnende Frage nach dem Verständnis und den politischen Zielen von Integration andererseits. Im Hinblick auf diese Frage fehle, wie Prof. Dr. Werner Weidenfeld anmerkte und Frau Michalowski bestärkte, eine elementare Selbstverständnis- und Wertedebatte.  

Weitere Fellows der Transatlantic Academy, die an der Diskussion teilnahmen waren Jonathan Laurence vom Boston College und Rahsaan Maxwell von der University of Massachusetts, Amherst.



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