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Seminarkonzept "Achtung (+) Toleranz"

Das Seminarkonzept Achtung (+) Toleranz wurde 1997-2000 von Susanne Ulrich in Kooperation mit verschiedenen Experten und Kolleginnen im Rahmen des Projektes "Erziehung zu Demokratie und Toleranz" am Centrum für angewandte Politikforschung (C·A·P) in München entwickelt.

Es beschäftigt sich mit der Frage toleranten Verhaltens im Alltag. Das hierbei zugrunde liegende Toleranzverständnis versteht Toleranz nicht als Charakterzug oder Tugend, sondern als Maxime des Handelns auf der Grundlage eines demokratischen Freiheitsverständnisses.

Das Seminarkonzept thematisiert vor allem die Voraussetzungen und Kriterien für tolerantes Handeln. Für das eigene Verhalten in Konflikten spielen persönliche biographische Erfahrungen sowie individuelle Wertvorstellungen eine entscheidende Rolle.

Ebenso wichtig sind (die daraus resultierenden) stillschweigenden Annahmen und Vorurteile, die Menschen über ihre  Konfliktpartner haben. Daher werden in den verschiedenen Seminarbausteinen unter anderem folgende Fragen thematisiert:

  • Welches sind Werte und Sicherheiten, die für meine eigene Identität fundamental sind? Was sind Dinge, die ich als fremd ansehe?
  • Mit welchen eigenen Prägungen und Vorurteilen sehe ich die Welt und welche Rolle spielen diese für den Umgang mit Konflikten?
  • Wo ist meine persönliche Grenze der Toleranz und welches Verhalten ist für mich angemessen, wenn diese Grenze erreicht ist?
  • Auf welche Weise kann mir eine partnerschaftliche Kommunikation helfen, Regelungen für Konflikte zu finden und dennoch meinen eigenen Standpunkt zu vertreten?

Das hierfür entwickelte, alltagsrelevante Modell der Toleranzampel bietet seinen Nutzern die Möglichkeit, das eigene Verhalten besser einschätzen zu lernen und Sicherheit in Konfliktsituationen zu gewinnen.

mit freundlicher Genehmigung des BayernForums

Das Modell betrachtet unter anderem die Frage, welche Motivation einem Verhalten jeweils zugrunde liegt. Dabei geht es nicht darum, das Verhalten moralisch zu bewerten. Vielmehr soll eine Auseinandersetzung angeregt werden über die individuellen und strukturellen Konsequenzen, die ein tolerantes, intolerantes oder aber „scheintolerantes“ Verhalten haben kann.

Mit der Kenntnis über die Wirkung des eigenen Verhaltens kann ein stärkeres Selbstbewusstsein und mehr Sicherheit im Konfliktfall entstehen. Ziel ist es, die eigenen Handlungsoptionen zu erweitern und Konflikte nicht nur als Belastung, sondern als produktive Herausforderung und Chance zur kreativen Weiterentwicklung zu begreifen.

mit freundlicher Genehmigung des BayernForums

Methode

Bei der Beschäftigung mit diesen Fragen wird dem Erfahrungslernen ein zentraler Ort im Seminaraufbau eingeräumt. Das Seminarprogramm enthält verschiedene, auch kreative methodische Elemente, in denen die Teilnehmerinnen selbst aktiv werden und durch die Freude am spielerischen Tun - beispielsweise in Rollenspielen - neue Handlungsweisen ausprobieren können.

Die in den Übungen gesammelten Erfahrungen werden gemeinsam mit den anderen Teilnehmenden reflektiert und mit dem eigenen Alltags- und Berufsleben in Verbindung gebracht.

Die angebotene Toleranzdefinition bietet an diesem kritischen Punkt des Lernprozesses ein Instrument zur Selbstanalyse und neue Orientierungsmöglichkeiten, die jeder Teilnehmende für sich selbst bewerten und anwenden kann.

Damit wird ein langfristiger Prozess initiiert, der allmählich zu neuen Wahrnehmungen und damit auch zu neuen  Handlungsweisen führen kann.

Setting

Demokratie als Lebensform kann man nicht alleine sondern nur im Miteinander erfahren. Bei unseren Programmen bildet die Seminargruppe den Rahmen, in dem die Teilnehmer mit eigenen und fremden Wahrnehmungen, Vorannahmen und Verhaltensweisen konfrontiert werden.

Ein offener Prozess - ausgerichtet an dem, was in der jeweiligen Gruppe thematisch am wichtigsten erscheint, ermöglicht alltagsnahe Lernerfahrungen.

Das Seminar bietet so die Chance, innerhalb einer pluralen und vielschichtigen Gesellschaft kompetenter kommunizieren und handeln zu lernen.

Kurzüberblick als PDF Download.

Evaluation politischer Bildung - Achtung (+) Toleranz PDF

Publikationen

Achtung (+) Toleranz. Wege demokratischer Konfliktregelung. Praxishandbuch für die politische Bildung, Gütersloh 2005

Toleranz. Grundlage für ein demokratisches Miteinander, Gütersloh 2002

Toleranz Bilder. Fotobox für die politische Bildung, Gütersloh 2002