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Evaluation politischer Bildung. Ist Wirkung messbar?

Publikation von Uhl, Ulrich und Wenzel (Hrsg.)

Katrin Uhl, Susanne Ulrich, Florian M. Wenzel (Hrsg.): Evaluation politischer Bildung. Ist Wirkung messbar? 1. Auflage 2004, 200 Seiten, Verlag Bertelsmann Stiftung Gütersloh, ISBN 3-89204-720-0, 25,00 EUR.

06.07.2004 · Akademie Führung & Kompetenz


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Die Bedeutung von Bildungsprogrammen zur Demokratie- und Toleranzerziehung hat in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland stark zugenommen. Die Programme sind eine Reaktion auf die Etablierung einer rechtsextremen Jugendkultur in Teilen Deutschlands und der generell gestiegenen Gewaltbereitschaft junger Menschen. Wie jedoch ist die Wirkung solcher Programme zu beurteilen? Leisten sie die Prävention, die sich Stiftungen, Ministerien, Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen von diesen pädagogischen Interventionen erhoffen? Der vorliegende Aufsatzband präsentiert auf der Grundlage der Erfahrungen, die in dem Projekt "Erziehung zu Demokratie und Toleranz" am C·A·P gesammelt wurden, beispielhaft Methoden, Chancen und Schwierigkeiten der Evaluation von Trainingsprogrammen zum sozialen Lernen und stellt diese zur Diskussion.

Anhand der Evaluation dreier Trainingsprogramme im Bereich Demokratie-Lernen werden konkrete Wirkungen politischer Bildung vorgestellt und diskutiert. Der eigene Ansatz einer Partizipativen Evaluation wird vorgestellt und in seiner methodischen Umsetzung erläutert. In der Auseinandersetzung mit dem Themenfeld der Evaluation, das bisher weder durch eine einheitliche universitäre Ausbildung noch durch eine einheitliche Begriffsdefinition gekennzeichnet ist, bilden folgende vier Kernthesen den Rahmen für die Publikation:

Vier Thesen zur Evaluation Politischer Bildung

1. Reflexion der Werte und Ziele dessen, was evaluiert wird

Evaluation muss zu Demokratie lernen und interkultureller Erziehung "passen". Dies ist nicht im Sinne eines Erfüllungsgehilfen zu verstehen, sondern in der Konsistenz der Werte und Ziele. Evaluation scheitert bisher häufig, weil sie in Vorgehen und Erhebung als "intolerant" erlebt wird, und Werte wie Transparenz und Offenheit vermissen lässt. Evaluation sollte im besten Falle partizipativ vorgehen, und schon in der Erarbeitung einer Evaluationsfrage alle Beteiligten und Betroffenen (stakeholder) mit einbeziehen und sie ermächtigen, den Evaluationsprozess weitgehend selbst in die Hand zu nehmen.

2. Wertschätzende Perspektive

Politische Bildung fokussiert häufig auf gesellschaftliche Probleme und Kontexte, die als defizitär erlebt werden. Diese Defizitorientierung versperrt häufig den Blick für kreatives Innovationspotential. Evaluation verstärkt diese Abwärtsspirale, indem sie nur nach dem fragt, was nicht funktioniert. Wertschätzende Evaluation dagegen setzt an dem Potential an, das bereits sichtbar ist, nutzt es und bestärkt es, um in der Konsequenz zu Handlungen und Aktionen zu motivieren, die sich in positiven Erfahrungen gründen.

3. Verortung in Klärung, Reflexion, Dokumentation von Innovation

Evaluationen werden häufig in Auftrag gegeben, um Wirkungen und gesellschaftliche Veränderungen wissenschaftlich darzulegen. Dieser Anspruch an Evaluation ist - vor allem bei gegebenen Ressourcen - kaum je einlösbar. Evaluation sollte sich an dem Nutzen für die Beteiligten und Betroffenen orientieren und deshalb eine klärende und dokumentierende Funktion einnehmen. Evaluation ist häufig die erste systematische Reflexionsmöglichkeit von Zielen, Konzepten und Erfolgskriterien für die eigene Arbeit. Dies kann motivieren, Kräfte in konkretere Richtungen zu bündeln. Zudem erfüllt sie damit die Funktion von Organisationsentwicklung, die zur strukturellen Qualitätssteigerung entsprechender Projekte beiträgt.

4. Integration Beteiligter und Betroffener in Evaluationsprojekte

Evaluation sollte ihrem Anspruch nach keine externe Bewertung sein, sondern von Beteiligten und Betroffenen selbst in die Hand genommen werden. Besonders Selbstevaluation eignet sich hierfür. Um dies zu ermöglichen, ist ein pragmatischer and handlungsorientierter Umgang mit Vorgehen und Erhebungsmethoden nötig. Ziel einer Evaluation politischer Bildung ist nicht eine quasi wissenschaftliche Darlegung von Messdaten, sondern die soziale Vernetzung unterschiedlicher Perspektiven, die als hilfreich für die eigene Arbeit erlebt wird. Deshalb sollte das methodische Vorgehen möglichst nah an den pädagogischen Kompetenzen der Beteiligten und Betroffenen orientiert sein.