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Seminarkonzept
"Betzavta / Mehr als eine Demokratie"

 

Das Programm Betzavta (dt.: Miteinander) wurde 1988 am Jerusalemer Adam Institute for Democracy and Peace von Uki Maroshek-Klarman mit dem Ziel entwickelt, die Erziehung zur Demokratie in Israel zu fördern.

Betzavta/Miteinander macht demokratische Wege der Entscheidungsfindung mit ihren Chancen und Schwierigkeiten erlebbar. Die Besonderheit des Ansatzes besteht in der Grundannahme, dass Konflikte besonders kreativ bearbeitet werden können, wenn die beteiligten Personen anerkennen, dass das Recht auf freie Entfaltung für alle Menschen gleichermaßen gilt. Das Konzept wurde 1995 vom Centrum für angewandte Politikforschung (C·A·P) an der Universität München mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung für die Anwendung in Deutschland adaptiert.

Aktuelle Ausbildungstermine Betzavta finden Sie hier.

Thematische Bausteine des Programms sind demokratische Prinzipien, wie z.B. Freiheit, Wahlrecht, Mehrheit und Minderheit, Grundrechte und Gleichheit vor dem Gesetz. Auf dieser Basis greifen anschließend die "Vier Schritte demokratischer Entscheidungsfindung". Sie bieten den Konfliktparteien ein wertvolles Handwerkszeug für einen neuartigen Umgang mit Konflikten. Betzavta/Miteinander fördert die Konfliktkompetenz des Einzelnen. Es wird keine dritte Person zur Vermittlung zwischen den streitenden Parteien benötigt. Hierin besteht ein wesentlicher Unterschied zu Mediations- und Streitschlichtungsprogrammen.

Vorgehen

Die Anerkennung und Verwirklichung des gleichen Rechts aller Menschen auf freie Entfaltung braucht die Kompetenz des Einzelnen und der Gruppe zum demokratischen Umgang mit Freiheit. Das Programm arbeitet mit einer besonderen Methode und verknüpft dabei inhaltliche Impulse mit dem gruppendynamischen Prozess. Im Seminar werden durch ergebnisoffene Übungen Situationen geschaffen, in denen sich die Teilnehmenden mit sich widersprechenden Positionen, Einstellungen und Bedürfnissen konfrontiert sehen und handeln müssen. Der Prüfung der Bedürfnisse aller Beteiligten wird dabei vor der Entwicklung von lösungsorientierten Konzepten ein besonderer Stellenwert beigemessen. Betzavta/Miteinander lenkt den Blick von der vorrangigen Verfolgung eigener Interessen zu der Anerkennung der Gleichrangigkeit aller Interessen als grundlegendem Prinzip – unabhängig davon, ob die Mehrheit die eigenen Interessen teilt oder ob man gerade zur Minderheit gehört.

Konflikt-Dilemma-Konflikt-Methode

Die Konflikt-Dilemma-Konflikt-Methode basiert auf der Annahme, dass wir das gleiche Recht einer anderen Person auf freie Entfaltung am ehesten dann akzeptieren, wenn wir deren Position als eine Alternative anerkennen, die unter anderen Umständen auch unsere eigene sein könnte. Die andere Person wird nicht mehr als "Gegner" empfunden, sondern als eine Person, die "eine andere Wahl getroffen hat". Damit geraten wir in ein inneres Dilemma: beide Positionen aus dem Konflikt werden als gleichwertig erlebt. Ist dieser Schritt getan, braucht es eine erneute Positionierung, um in der gemeinsamen Entscheidung weiterzukommen. In den meisten Fällen wird es sich wohl um dieselbe Seite handeln, mit der man vorab "ins Dilemma gegangen" ist. Was ist also gewonnen durch diese "Prozedur"? Wenn man die Position des anderen nicht mehr als gegnerische und zu bekämpfende Position bewertet, sondern nur noch als die Position, für die man sich selbst in diesem konkreten Fall nicht entschieden hat, dann fällt es in einem nächsten Schritt möglicherweise leichter, diese Position von der Person zu trennen und anschließend nach einer Lösung des Konflikts zu suchen, die die Freiheit von beiden Parteien so wenig wie möglich einschränkt.

Kurzüberblick als PDF Download.

Evaluation politischer Bildung - Betzavta/Miteinander PDF

 

Publikationen

Miteinander - Erfahrungen mit Betzavta. Ein Praxishandbuch für die politische Bildung auf der Grundlage des Werks "Miteinander" von Uki Maroshek-Klarmann, Adam Institut, Jerusalem. Gütersloh 2005

Demokratie - just do it!? Motivation zu demokratischem Handeln im Alltag - Ein Seminarkonzept, München 2003