sprache - macht - demokratie
Das Seminarkonzept sprache - macht - demokratie basiert auf der Publikation The Power of Language, die vom C·A·P in Kooperation mit neun weiteren internationalen Organisationen im Feld der Demokratie- und Menschenrechtserziehung mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung 2001 veröffentlicht wurde.
Dieses Handbuch wurde 2005-2006 im Rahmen eines entimon-Projektes von Susanne Ulrich und Florian Wenzel an der Akademie Führung & Kompetenz am C·A·P in München weiterentwickelt und für die deutsche Bildungslandschaft adaptiert.
Es greift eine Thematik auf, die in vielen Alltagssituationen und auch Seminaren präsent ist, aber oft unreflektiert und wenig bewusst methodisch angegangen wird: Wie wird mit Sprache und Sprachenvielfalt umgegangen, welche produktive, aber auch diskriminierende Macht hat Sprache? Welche Rolle spielt Sprache für die Teilhabe an demokratischen Prozessen?
Talente und Qualifikationen von Migrantinnen und Migranten gehen aufgrund des defizitären Ansatzes in vielen pädagogischen Maßnahmen häufig verloren.
Die Würdigung der Sprachenvielfalt bedeutet oft eine schwierige Gratwanderung: einerseits der Versuch, die eigene Sprachidentität zu erhalten und andererseits, die notwendige Anpassungsleistung an die Gemeinschaft, in der man lebt.
Sprachen oder Dialekte, die in einer Gesellschaft als unwichtig und für das Arbeitsleben als irrelevant angesehen werden, können schnell zur Minderung gesellschaftlicher Partizipationschancen führen.
Integration bedeutet also auch, die verschiedenen sprachlichen Ressourcen als positiven Beitrag zu einer pluralen Gesellschaft anzuerkennen.
Das Seminarkonzept sprache - macht - demokratie dient dazu,
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Angehörige der "Einwanderungsnation" wie Menschen migrantischer Herkunftsländer gleichermaßen für den sprachlichen Umgang miteinander zu sensibilisieren und den Blick für das beidseitige Ressourcenpotenzial zu schärfen
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einen kreativen Umgang mit sprachlicher Vielfalt in einem demokratischen Miteinander zu ermöglichen und aufzuzeigen, wie die eigene und die fremde Sprachidentität eingebracht und als wichtige Ressourcen gesehen und genutzt werden können.
Dabei gilt es zu verdeutlichen, dass mit Landes-, Regional- und Milieusprachen auch immer bestimmte Sichtweisen und Interpretationen der Welt verbunden sind, und jede sprachliche Identität einen Anspruch auf Geltung besitzt.
Mit der Übung "Sprichworte" etwa wird anhand des Versuchs, Sprichworte und Redewendungen in andere Sprachen zu übersetzen, zum einen gezeigt, inwiefern Sprache zum Ausdruck von Normen und Werten wird und zum anderen wo die Grenze der Übersetzbarkeit von spezifischen kulturellen Traditionen verläuft.
So wird bewusst gemacht, wie das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Sprachkulturen fast zwangsläufig zu Missverständnissen und Konflikten führt, mit denen es umzugehen gilt.
Um die Verantwortung für einen sinnvollen Umgang mit der Problematik von Sprache, Macht und Demokratie selbst zu erproben, beinhaltet das Seminarkonzept zwei Planspiele, in denen konkrete Handlungsoptionen für den Alltag entwickelt werden können.
Das Seminarkonzept eignet sich prinzipiell für alle interessierten Personengruppen ab ca. 16 Jahren. Ein besonderer Mehrwert ergibt sich für Multiplikatoren und Multiplikatorinnen, die in ihrem beruflichen Umfeld mit multikulturellen Aspekten und Sprachenvielfalt zu tun haben.