Partizipative Evaluation
Evaluation im Bereich politischer Bildung steht vor besonderen Herausforderungen. Wo es nicht um das Erlernen und Anwenden-Können von Faktenwissen, sondern um eigene Verhaltens-, möglicherweise sogar Einstellungsänderungen geht, ist der Erfolg von Bildungsmaßnahmen schwer messbar.
Evaluation im klassischen Sinne, als "der Blick von außen", wird zudem häufig als Bedrohung und Verunsicherung erlebt. Die Ergebnisse solcher Evaluationen bleiben oft ohne Konsequenzen.
An dieser Stelle schlägt das Konzept der Partizipativen Evaluation einen anderen Weg vor: schon die Gestaltung der Evaluationsfragen geschieht durch die Einbeziehung aller Beteiligten und Betroffenen ("stakeholder").
Am Ende steht nicht eine Bewertung von außen, sondern Daten in einem Abschlussbericht, der eine umfassende Perspektive aller Beteiligten auf ein Projekt, eine Organisation oder ein Programm wiedergibt und Empfehlungen für das weitere Vorgehen benennt.
Der Ansatz der Partizipativen Evaluation wurde 2001 von Susanne Ulrich und Florian Wenzel am C·A·P in München entwickelt. Zunächst wurde er von drei verschiedenen Instituten der Universitäten Freiburg, Köln und München zur Evaluation der Programme Achtung (+) Toleranz, Betzavta/Miteinander und Eine Welt der Vielfalt angewandt.
Seit 2005 führt die Akademie Führung & Kompetenz außerdem selbst partizipative Evaluationen für verschiedene Programme und Organisationen der politischen Bildung durch.
(Beispiele: Yehudi Menuhin Stiftung/Düsseldorf, Bertelsmann Stiftung/Gütersloh, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur/Wien, Modellprojekt "Gedenkstättenpädagogik und Gegenwartsbezug"/Dachau)
Die Akademie Führung & Kompetenz bietet sowohl Workshops zum Kennenlernen dieses Evaluationsansatzes an als auch die Evaluierung von Projekten und Organisationen selbst.
Ziele des Workshops
Grundverständnis für die Funktionen, Instrumente und Methoden von Evaluation im Allgemeinen entwickeln
das Modell Partizipative Evaluation und Beispiele der Anwendung kennen lernen
diese Herangehensweise in verschiedenen Übungen erleben und nachvollziehen
kompetenter und informierter Dialogpartner von Evaluatoren werden
die Möglichkeiten des Einsatzes von Partizipativer Evaluation in der eigenen Organisation erarbeiten
Leitprinzipien Partizipative Evaluation
1. Werte und Ziele reflektieren
Partizipative Evaluation orientiert sich am Nutzen der Beteiligten. Sie organisiert die Vernetzung unterschiedlicher Perspektiven und stellt häufig die erste systematische Reflexionsmöglichkeit von Zielen, Konzepten und Erfolgskriterien für die eigene Arbeit dar. Dies kann motivieren, Kräfte in konkretere Richtungen zu bündeln.
2. Selbstbestimmung fördern
Evaluation scheitert häufig, weil sie vor allem von den Befragten als "intolerant" oder entmündigend erlebt wird, und Werte wie Transparenz und Offenheit vermissen lässt.
Partizipative Evaluation ermächtigt die Beteiligten und Betroffenen (stakeholder) am Evaluationsprozess weitgehend selbstbestimmt teilzuhaben oder ihn sogar - im Falle einer Selbstevaluation- selbst in die Hand zu nehmen.
3. Expertise nutzen
Die Einbeziehung der "Stakeholder" im Rahmen einer partizipativen Evaluation erhöht die Qualität einer Erhebung immens, denn die Beteiligten und Betroffenen bringen zur rechten Zeit ihre spezifische Kenntnis des Evaluationsgegenstands zur Verbesserung der folgenden Faktoren ein:
- Relevanz der Fragestellungen,
- Angemessenheit der Erhebungsmethoden- und instrumente
- Stimmigkeit der Bewertungskriterien
4. An Ressourcen orientieren
Partizipative Evaluation setzt wertschätzend an dem Potenzial an, das bereits sichtbar ist. Sie nutzt und bestärkt es, um zu Handlungen und Aktionen zu motivieren, die sich aus positiven Erfahrungen ableiten lassen.