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Zur Entwicklung Nordkoreas und den Lernerfolgen aus der NGO-Arbeit vor Ort

Kolloquium mit L. Gordon Flake und Scott Snyder

07.11.2003 · Forschungsgruppe Europa



Am 4. November 2003 besuchten L. Gordon Flake, Executive Director der Mike and Maureen Mansfield Foundation, Scott Snyder von der Asia Foundation sowie Michael Schloms vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung das C·A·P. Anlässlich der Veröffentlichung ihres Buches "Paved with Good Intentions. The NGO Experience in North Korea" nahmen sie an einem Kolloquium teil und berichteten über die Erfahrungen US-amerikanischer, südkoreanischer und europäischer Nichtregierungsorganisationen in Nordkorea.

Die Arbeit ausländischer NGOs wird von Nordkorea mit großer Skepsis beäugt, zumal schon der Begriff "Nicht-Regierungs-Organisation" in einem totalitären Regime wie Nordkorea weitestgehend unbekannt ist. Von daher werden ausländische NGOs vielmehr wie ausländische staatliche Delegationen behandelt. Insbesondere NGOs aus den USA und aus Südkorea unterliegen dabei einem ständigen Spionageverdacht, der u.a. dazu führt, dass sie keinen permanenten Arbeitssitz in Nordkorea haben dürfen. Während südkoreanische Entwicklungshilfeorganisationen unter der Sonnenscheinpolitik relativ guten Zugang zu Nordkorea hatten, konzentriert sich Nordkorea seit Mitte 2002 maßgeblich auf staatliche Förderprogramme und hegt verschärften Argwohn gegenüber südkoreanischen NGOs. Europäische NGOs hingegen genießen etwas mehr Freiraum, wie z.B. das Privileg auf einen ständigen Arbeitssitz in Nordkorea, da sie als weniger gefährlich erachtet werden.

Ein wesentliches Problem aller NGOs vor Ort ist aber nicht nur die staatliche Überwachung allenthalben, sondern insbesondere der schlechte Zugang zur Bevölkerung. Eine Bedarfsanalyse z.B. für Nahrungsmittelhilfe kann daher nicht mit den eigentlich Bedürftigen abgestimmt werden, sondern es muss mit staatlichen Vorgaben gearbeitet werden. Gleiches gilt für die Implementierungsanalyse. Nichtsdestotrotz kann über die Arbeit ausländischer Entwicklungshilfeorganisationen gesagt werden, dass eine erneute Hungerskatastrophe in Nordkorea bislang abgewendet werden konnte.

Bezüglich der US-Politik gegenüber Nordkorea sehen die Referenten zwei Lager in den USA: Die einen, die Nordkorea noch nie für vertrauenswürdig hielten und jegliche Zugeständnisse ablehnen; die anderen, die die nordkoreanische nukleare Aufrüstung als self-fulfilling prophecy der eigenen, aggressiveren Nordkoreapolitik seit Amtsantritt der Bush-Administration sehen. Doch selbst wenn der Zusammenbruch Nordkoreas heute deutlich wahrscheinlicher sei als noch vor zehn Jahren, so werde das Land nicht unter seinem eigenen Gewicht zusammenbrechen. Die große Frage, wie sich die USA im Falle eines nordkoreanischen Atomtests verhalten und ob und wie sie den Kollaps des letzten stalinistischen Regimes extern fördern können, musste aber offen bleiben.

Publikation

PAVED WITH GOOD INTENTIONS.
The NGO Experience in North Korea,
Edited by L. Gordon Flake and Scott Snyder
Praeger Publishers, Westport 2003
ISBN 0-275-98157-6


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