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Deutsche Kontraste

Neue Projektinitiative der Forschungsgruppe Deutschland

14.04.2009 · Forschungsgruppe Deutschland



Deutschland sieht sich – wie alle anderen Staaten – mit den Umwälzungen einer globalisierten Welt konfrontiert, die in alle Politikbereiche hineinwirken und viele Bürger verunsichern. Aber Deutschland muss – anders als andere Staaten – zusätzlich mit den spezifischen Herausforderungen umgehen, die sich auch fast zwanzig Jahre nach der deutschen Vereinigung stellen: Gegensätze zwischen Ost und West bilden noch immer eine Trennlinie.

Zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung 1990 ging man von einem mittelfristigen Prozess der Inneren Einheit aus. Inzwischen wurde diese Annahme revidiert. Es wurde deutlich, dass der Prozess der Inneren Einheit massive Auswirkungen auf die politische, ökonomische, kulturelle und gesellschaftliche Verfasstheit der Bundesrepublik hat. Andererseits hat sich der Gegensatz zwischen Ost und West in vielerlei Hinsicht aufgelöst, verbindet sich mit anderen Konfliktlinien oder wird von diesen überlagert. Wo die Grenzen zwischen Ost und West verlaufen, lässt sich daher immer schwerer bestimmen.

Mit dieser Frage nach dem Stand des nationalen Einheitsprozesses beschäftigt sich ein von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördertes Projekt der Forschungsgruppe Deutschland. Im Zentrum des Publikationsprojekts stehen zwei Fragenkomplexe:

  1. Welche Traditionslinien – bundesdeutsche oder solche der DDR – wurden seit der Wende wie fortgeführt? Inwieweit besitzen Traditionslinien der Bundesrepublik inzwischen auch in Ostdeutschland und bei der in der DDR sozialisierten Bevölkerung Gültigkeit? Ist andererseits auch eine Veränderung des Westens durch Traditionslinien der DDR zu beobachten? Welche neuen – ost-, west- oder gesamtdeutschen – Entwicklungen gibt es?
  2. Wenn ein Voranschreiten des Einheitsprozesses zu identifizieren ist: kommt dies einer politischen und gesellschaftlichen "Bewältigung" des SED-Staates gleich? Wird in der neuen, wiedervereinigten deutschen Demokratie mit den strukturellen, personellen und mentalen Hinterlassenschaften der DDR konstruktiv umgegangen, oder werden diese stattdessen bewusst wie unbewusst verdrängt oder verschwiegen?

Unter Leitung der Herausgeber – Manuela Glaab, Michael Weigl und Werner Weidenfeld – werden diese Fragen mit  über 20 Wissensschaftler/inne/n von Universitäten und Forschungseinrichtungen aus dem gesamten Bundesgebiet in gemeinsamen Workshops diskutiert. Ziel ist es, bis Herbst 2010 eine Bestandsaufnahme hierzu vorzulegen.

Das Publikationsprojekt "Deutsche Kontraste" knüpft an die von der Forschungsgruppe Deutschland/C·A·P veröffentlichten Bände "Handwörterbuch zur deutschen Einheit", "Handbuch zur deutschen Einheit" und "Deutschland-TrendBuch" an, ohne sie lediglich fortzuschreiben. Stattdessen verbindet der Konzeptband "Deutsche Kontraste" die zeithistorische Perspektive des "Handbuches zur deutschen Einheit" mit dem Fokus auf gesellschaftliche Entwicklungen des "Deutschland-TrendBuches" und erarbeitet so eine analytisch dichte Landkarte deutscher Kontraste in den zwei Jahrzehnten nach der Wiedervereinigung. Dabei wendet sich das Buch nicht nur an eine wissenschaftliche Fachöffentlichkeit, sondern ebenso an die politisch-historisch interessierte Öffentlichkeit.


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