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Deutsch-polnische Partnerschaft in Europa

Interaktives Diskussionsforum von AEGEE München für die junge Generation

14.02.2007 · Forschungsgruppe Jugend und Europa





Im Rahmen der Allianz Lectures "Reden über Europa" hat das europäische Studierendenforum AEGEE München am 3. Februar 2007 eine Diskussionsrunde mit ca. 80 an Europa interessierten Studentinnen und Studenten zum deutsch-polnischen Verhältnis veranstaltet. Als Gast war Prof. Robert Traba, Leiter des Zentrums für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin eingeladen, moderiert wurde die Veranstaltung von Eva Feldmann-Wojtachnia, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsgruppe Jugend und Europa und Polenexpertin am C·A·P.

Eingangs erläuterte Daniel Soujon, der Organisator der Veranstaltung, dass die Diskussionsrunde eine Chance sei, gemeinsam und interaktiv die
verschiedenen Facetten der deutsch-polnischen Beziehungen im europäischen
Kontext zu diskutieren.


Prof. Robert Traba und Eva Feldmann-Wojtachnia

Hierzu hielt Prof. Robert Traba zunächst ein kurzes Einführungsreferat, bei dem er die Vielschichtigkeit der deutsch-polnischen Beziehungen seit 1989 beleuchtete und auf die zahlreich bestehenden Austauschstrukturen hinwies. Als Ausgangspunkt für die Neugestaltung der deutsch-polnischen Partnerschaft nach 1989 erinnerte er an die deutsch-polnischen Verträge, die im Geiste einer Werte- und Interessengemeinschaft begründet wurden. Prof. Traba verdeutlichte anschließend, dass das deutsch-polnische Verhältnis drei maßgeblichen Perspektiven unterliege und

  • eine kulturelle,
  • eine historische und
  • eine politische Dimensionen

beinhalte, die nicht immer kongruent zueinander stünden. Zwar sei die politische Dimension derzeit stark angespannt. Besonders seit den sogenannten "ethnischen Säuberungen" auf dem Balkan sei seit 1990 in der historischen Wahrnehmung beider Völker ein entscheidender Unterschied zu verzeichnen. Dennoch könnten in der Bilanz die Beziehungen aufgrund des lebhaften kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Austauschs weitreichend als positiv bewertet werden. Im Weiteren führte Prof. Traba jedoch die Asymmetrien in der historischen Rezeption beider Länder anhand einiger aktueller Beispiele - wie der Streit um das Vertriebenenzentrum in Berlin oder die Debatte um Günter Grass - näher aus.

Die nachfolgende Diskussion setzte an diesem Punkt an und versuchte zu klären, ob im deutsch-polnischen Verhältnis letztlich aneinander vorbei geredet werde, welche Ressentiments und Skepsis nach wie vor zwischen beiden Ländern bestehen und auf welche Weise die gemeinsame und schmerzlich trennende Geschichte zu einem konstruktiven Raum des Dialogs werden kann. Prof. Robert Traba wies nachdrücklich darauf hin, dass zwei Faktoren hierbei unerlässlich seien:

  • zum einen dürfe Geschichte nicht zum Instrument politischer Interessen werden, die reflektierte Auseinandersetzung beinhalte immer auch eine kritische Beleuchtung der Fakten und ihres Kontextes
  • zum anderen sei dabei der deutsch-polnische Austausch auf allen Ebenen unerlässlich, um nicht zwei unterschiedliche historische "Wahrheiten" zu produzieren und die gemeinsamen Werte aus den Augen zu verlieren.

Abschließend wies die Moderatorin Eva Feldmann-Wojtachnia darauf hin, dass die deutsch-polnischen Beziehung im gemeinsamen Europa nur dann auf einer tragfähigen Basis stehen, wenn - unabhängig von den derzeitigen scharfen politischen Misstönen - Polen von den Deutschen nicht weiterhin historisch unterschätzt werde. Sie unterstrich hierbei die Wichtigkeit solcher offenen Diskussionsrunden: Das bloße Nebeneinander von Deutschen und Polen in Europa führe nicht automatisch zum gleichberechtigten Dialog. Hierzu sind neben engagierten Akteuren gezielte Initiativen und gemeinsame Projekte notwendig. Aufgrund der lebhaften und ehrlich geführten Diskussion erwies sich die Veranstaltung speziell für junge Menschen als ansprechendes Forum, welches den Rahmen der Allianz Lectures "Reden über Europa" konstruktiv erweitern konnte und hoffentlich zahlreiche deutsch-polnische Ideen für Europa konkret nach sich zieht.


Herrn Thoss und Prof. Traba


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