5. Gesellschaft und Soziales

5.3. Bildungssystem

Nach dem Ende des Osmanischen Reiches wies die Türkei eine sehr hohe Analphabetenrate auf. Nur 18,7 Prozent der türkischen Männer konnten lesen und schreiben, bei den Frauen nur 9,6 Prozent. Durch die Einführung eines neuen „Türkischen Alphabets“ 1928, das auf dem lateinischen Alphabet basiert, wurde das bis dahin verwendete arabische Alphabet auf Initiative Atatürks ersetzt. Diese Reform senkte die Analphabetenzahl in der Türkei erheblich: 1999 lag der Alphabetisierungsgrad der Männer bei 94,2 Prozent und bei den Frauen bei 77,4 Prozent. Diese Quoten sind jedoch nicht über das gesamte Land gleich verteilt. Die Stratifikation, also die soziale Herkunft, spielt in der Türkei bei der Hochschulzugangsberechtigung und Schulabschlüssen eine sehr große Rolle.

Im europäischen Vergleich hinkt die Türkei bezüglich der Studenten- und Schülerzahlen hinterher. Während in der EU-27 durchschnittlich 77,8 Prozent der Bevölkerung zwischen 20 und 24 Jahren die Sekundarstufe II erreichen, sind es in der Türkei nur 44,7 Prozent (2006). Vergleicht man den Anteil der Absolventen der Sekundarstufe II geschlechterspezifisch, so zeigt sich, dass die türkischen Jungen mit 38,9 Prozent (EU-27: 74,8 Prozent) im europäischen Vergleich schlechter abschneiden als die Mädchen mit 51,7 Prozent (EU-27: 80,7 Prozent).

Die Mobilität unter den türkischen Studierenden ist im europaweiten Vergleich sehr hoch. 2005 studierten 34700 türkische Studenten in einem anderen EU-25- beziehungsweise EWR- oder EU-Beitrittsland. Zum Vergleich: mehr Studierende im europäischen Ausland konnten nur Deutschland (45600), Frankreich (40500) und Griechenland (39900) aufweisen. Hingegen scheint die Türkei als Ziel für einen Auslandsaufenthalt während des Studiums für europäische Studenten weniger attraktiv zu sein. Im Jahr 2005 studierten nur 2900 europäische Studenten in der Türkei (höchster Wert: Deutschland: 121600 Studenten anderer europäischer Staaten).

Erwähnenswert ist der Anteil der frühen Schulabgänger, dass heißt derer, die nur einen sehr niedrigen Schulabschluss besitzen. Der Anteil dieser Jugendlichen ist in der Türkei mit 50 Prozent im europaweiten Vergleich – mit Ausnahme von Malta – am größten. Allerdings fällt der Anteil der frühen Schulabgänger seit Jahren stetig.

Im Jahr 2003 nahm die Türkei erstmals an der PISA-Studie der OECD teil. Dabei platzierte sich das Land in allen drei untersuchten Kategorien (mathematische, naturwissenschaftliche, Lese-/Problemlösungskompetenz) auf Rang 28. Damit liegt die Türkei unter dem OECD-Durchschnitt.

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PISA-Studie der OECD

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