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Die Zukunft der Telemedizin

Ein Artikel von Prof. Dr. Werner Weidenfeld und Jürgen Turek

06.06.2009 · Telemedizin Report



Telemedizin ist nicht nur eine sinnvolle Ergänzung klassischer Versorgungsmethoden. In einem neuen Konzert der staatlichen und privaten Gesundheitsökonomie wird sie sich als feste Größe der modernen Gesundheitsversorgung in der Zukunft fest etablieren. Der Hintergrund dafür sind nicht nur demographische Aspekte oder medizinische Fortschritte in unserer Gesellschaft; das Gesundheitswesen wird darüber hinaus insgesamt zum wirtschaftlich bedeutsamen Faktor. Der Hintergrund dabei ist: In der Marktwirtschaft treten nicht nur kurze und mittlere Wirtschaftsschwankungen auf, sondern auch lange Zyklen mit einer Periode von 40 bis 60 Jahren. Sie beruhen auf Basisinnovationen, welche die Weltwirtschaft in einen kräftigen Wachstumsprozess führen. Sie gelten als Auslöser ganzer Wirtschaftszyklen, die man als Theorie nach dem russischen Wirtschaftswissenschaftler Nikolai Kondratieff auch Kondratieff-Zyklen nennt. Die Dampfmaschine, die Elektrotechnik, die Chemie, die Informations- und Kommunikationstechnologie sind Beispiele solcher Basisinnovationen, die man bisher in fünf Kondratieff-Zyklen eingeteilt hat. Sie haben das Tempo und die Richtung des Innovationsprozesses über mehrere Jahrzehnte weltweit bestimmt. Mit bahnbrechenden Entwicklungen und Innovationen in der modernen Medizin steht die Weltwirtschaft nach den oben genannten Basisinnovationen mutmaßlich wieder am Beginn eines neuen Zyklus, dem sechsten Kondratieff. Der Megamarkt des nächsten Kondratieff wird dabei der Gesundheitssektor sein. Gesundheit wird hierbei ganzheitlich verstanden: körperlich, seelisch geistig, ökologisch und sozial. Gerade die Informations- und Kommunikationstechnologien sind hierbei für die Erschließung und Weiterentwicklung der Gesundheitsmärkte unverzichtbar. Gesundheitstelematik und Telemedizin avancieren so zum Zukunftsgut.

Angewendet bei chronischen Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Diabetes oder akuten Problemen wie Herzinfarkt steht sie für eine innovative Betreuungsform, die elektronische Mittel für Vorsorge und Beratung nutzt. Ihr Potenzial und weit reichende Erfahrungen in anderen Ländern lassen erkennen, dass sie sich auch in Deutschland langfristig durchsetzen wird. In Israel etwa ist sie flächendeckend im Einsatz. Israel ist Benchmark, da das Land insgesamt ein kohärent organisiertes Gesundheitssystem mit optimierten Behandlungszyklen und Versorgungsmaßnahmen hat, das vergesellschaftete und private Versorgungskomponenten verknüpft und weltweit hinsichtlich Technik und Eigenverantwortung als besonders innovativ gilt.

Angesichts der Zunahme des Lebensalters und der Anzahl chronischer Erkrankungen werden medizinische wie gesundheitsökonomische Aspekte der Versorgung immer wichtiger. Alleine in Deutschland leben 1,6 Millionen Menschen mit Herzinsuffizienz und über fünf Millionen Menschen mit koronarer Herzkrankheit, die es heute und in Zukunft gut und ökonomisch vertretbar zu versorgen gilt. Weitere chronische Krankheiten wie Diabetes oder periphere Verschlusskrankheiten kommen zu diesem Potenzial hinzu. Die Gesundheitstelematik zeigt hierfür praktikable Wege und überraschend gute Lösungen auf. Der medizinische Nutzen der Telemedizin ist darüber hinaus durch zahlreiche Studien belegt und sie wird international erfolgreich eingesetzt. Dies gilt auch für die USA. Auch dort ist ein starkes Wachstum des Gesundheitsmarktes zu beobachten und Telemedizin gilt hier als probates Mittel, um die Kosteneffizienz der Behandlung signifikant zu steigern. Telemedizin ist darüber hinaus ein Mittel, um die strategischen Ziele des "eHealth Action Plan" für alle Bürger der Europäischen Union zu erreichen. Diese von der Europäischen Kommission formulierten Ziele sind besserer Zugang, bessere Qualität und höhere Effizienz hinsichtlich der Gesundheitsdienste. Alles dies zusammen – demographischer Wandel, medizinischer Fortschritt, Funktionalität und politischer Rahmen – deutet eine großartige Zukunft gesundheitstelematischer Innovationen an.


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