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Europa in Augsburg – von Kindern für Kindern

Rezension von Esther Hinney

Stadt Augsburg (Hrsg.): Europa in Augsburg. Von Kindern für Kinder. Broschüre, 33 Seiten, Augsburg 2009.

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27.07.2009 · Forschungsgruppe Jugend und Europa



Die Initiative zur Broschüre "Europa in Augsburg" wurde bereits 2007 vom EUROPE DIRECT Informationszentrum in Augsburg ins Leben gerufen. Dabei nahmen rund 600 Kinder im Alter von 6-13 Jahren der verschiedensten Schultypen an unterschiedlichen Workshops unter der Leitung von Dr. Roberta Moncalero teil, die sich mit der Europäischen Union und deren Mitgliedsstaaten beschäftigten. Die Arbeitsergebnisse werden nun in einer Broschüre präsentiert, die im Juni 2009 von der Stadt Augsburg herausgegeben wurde. Verantwortlich ist das dort ansässige EUROPE DIRECT- Informationszentrum des Europa-Büros der Stadt.

Von Kindern ...

Eupaxi nennt sich das Maskottchen des Hefts, das von den Kindern selbst gestaltet wurde. Es weist im kreativen Römergewand auf allerlei Informationen hin und führt so durch die Broschüre.

Ansprechend für die junge Leserschaft sind die ebenfalls von Kinderhand verfassten Grußworte sowie persönliche Ansichten zum Thema Europa und zur EU. Diese beinhalten hauptsächlich Positives wie Gemeinschaft, Frieden und Familie, zielen aber auch auf die Vielfältigkeit durch die 27 verschiedenen Mitgliedsstaaten und deren Kulturen. Über diese berichten die jungen Autoren auch anhand von eigenen Urlaubserlebnissen im europäischen Ausland und illustrieren die Texte mit eigenen Zeichnungen von Landschaften und Landestypischem.

Des Weiteren werden alle Mitgliedsstaaten der EU sowie deren Hauptstädte in kurzen Texten vorgestellt. Etwas schade ist, dass diese jedoch getrennt voneinander abgedruckt sind, sodass die Hauptstädte nicht den entsprechenden Ländern zugeordnet sind. Es werden bekannte Sehenswürdigkeiten, Personen und sonstige Wahrzeichen genannt, versehen mit Zwischenfragen als Denkanregungen für die Kinder und mit Abbildungen der Nationalflaggen sowie mit Photos von wichtigen Skulpturen und Monumenten. Die Texte sind durchweg informativ und gehen stets auf geschichtliche Hintergründe ein, so dass bestimmt auch der eine oder andere Erwachsene hier noch etwas lernen kann.

Dass dem so ist, zeigt sich klar und deutlich bei den Ergebnissen der Umfrage "Was wissen und denken Erwachsene über Europa", die ebenfalls von den Jungexperten durchgeführt wurde. Hier wird deutlich, dass die befragten Augsburger überraschend wenig wussten; beispielsweise, wie viele Mitgliedsstaaten die EU aktuell hat, konnten lediglich fünf von 109 Befragten sagen. Ob die eher wissenschaftliche Darstellung dieser Ergebnisse in Form von Kreisdiagrammen mit Blick auf die Zielgruppe sinnvoll gewählt ist, bleibt jedoch fraglich. Besteht doch die Wahrscheinlichkeit, dass vor allem jüngere Kinder eine solche Seite rasch überblättern würden.

Dennoch sind die Ergebnisse durchaus interessant, da der Eindruck geweckt wird, dass die "kleinen" Augsburger dem Bündnis und deren Mitgliedern insgesamt positiver und gemeinschaftlicher gegenüberstehen als die "Großen".

... für Kinder

Ferner geht das Heft ausführlich auf Augsburg selbst ein und berichtet von den Spuren verschiedener Europäer aus vergangenen Zeiten. Drei verschiedene Rallye-Touren durch die Stadt werden im Innenteil des Hefts ausführlich vorgestellt. Diese führen zu alten Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel zum Rathaus, Dom und zum Fuggerstadtpalast. Hier erhalten die Leser viele Informationen über die Bedeutung Augsburgs im Wandel der Zeit sowie zu bekannten Persönlichkeiten, die sich hier aufhielten. Jedoch erscheint die Sprache an dieser Stelle nicht überall kindgerecht, da die Texte einerseits recht lang und andererseits zuweilen mit Fremdwörtern gespickt sind. Weitere Bilder zur Veranschaulichung wären hier hilfreich, die Lesen für junge Menschen attraktiver gestalten würden.

Dies fällt auch auf einer dreiseitigen Abhandlung über die Geschichte der Europäischen Union sowie deren Institutionen auf. Sie beleuchtet die Entwicklung des Bündnisses von seiner Entstehung an bis heute. Zwar ist diese sehr nett geschrieben und lehrreich auch für Menschen jenseits des Kindesalters, doch bei einem Leseanfänger würden einige Bilder sicher den Spaß sowie das Vorstellungsvermögen beim Lesen steigern. Dennoch ist es gut gelungen, komplexere Sachverhalte wie den des Kalten Krieges und der Wiedervereinigung sachlich und gut verständlich für große wie kleine Leser zu erklären.

Am Ende der Broschüre wartet ein Spiel auf die Kinder, für das eine Europa-Karte als Spielfeld dient. Dazu werden Fragen rund ums Thema gestellt, deren Antworten sich im Heft finden lassen. So können die Schülerinnen und Schüler ihr neu erworbenes Expertenwissen gleich unter Beweis stellen.

Deshalb zeichnet Maskottchen Eupaxi seine Leserschaft abschließend als "echte Europa-Experten" aus - und da ist mit Sicherheit etwas dran, denn aus einer fröhlichen und abwechslungsreich gestalteten Broschüre wie dieser lässt sich einiges lernen.

Ein vielseitiges Projekt

Insgesamt ist die Broschüre von einem Dokumentationscharakter gekennzeichnet, indem die einzelnen Schulprojekte nacheinander vorgestellt werden. Hierdurch lässt sich stellenweise einen fließenden Übergang beziehungsweise eine mögliche Verknüpfung vermissen. Durch diese Abgrenzung können jedoch die verschiedenen Zielgruppen jeweils deutlicher angesprochen werden. Sind die von den Kindern eigens verfassten Texte für Leseanfänger ansprechender, richten sich die längeren Sachtexte an etwas ältere Kinder. Auch liefert die gelungene Dokumentation vielfältige Anregungen und Material für Pädagogen und lädt zu möglichen eigenen Projekte ein. Beispielsweise sind die Rallye-Touren durch Augsburg auch als Modellansatz für Interessierte aus anderen Städten interessant. Ein schönes Projekt also, da es zum Nachahmen verleitet und ein Bewusstsein für das Leben in der Europäischen Union als Gemeinschaft vermittelt.


Esther Hinney ist Schülerin der 12. Klasse der Elisabeth-von-Thadden-Schule in Heidelberg und absolviert derzeit ein berufsorientiertes Gymnasialpraktikum bei der Forschungsgruppe Jugend und Europa am C·A·P. 


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