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Dynamik in Ostasien - Spannungsverhältnis Japan und China

Tagung in Tutzing, 28.-30. September 2006

PDF-Download: Tagungsflyer

27.06.2006 · C·A·P



Seit einigen Jahren bestimmt der dramatische Wandel des Verhältnisses von Japan und China die politische Großwetterlage in Ostasien. 2005 zeigten sich die erheblichen Spannungen in den Beziehungen nicht zuletzt in gewaltsamen Protesten chinesischer Bürger gegen den japanischen Umgang mit der Vergangenheit. Wie sehr die Kriegs- und Kolonialgeschichte des 20. Jahrhunderts auch Japans Beziehungen zu den Staaten der koreanischen Halbinsel belastet, wurde aktuell anhand territorialer Streitigkeiten zwischen Japan und Südkorea deutlich.

In diesen Auseinandersetzungen geht es um weit mehr als Vergangenheitsbewältigung oder die Symbolik der Erinnerungspolitik in Ostasien. Sie sind vielmehr Teil einer fundamentalen Neupositionierung Japans und Chinas im Ringen um Einfluss in der Region. Im Hintergrund steht einerseits der vom Aufstieg Chinas zur Wirtschaftsgroßmacht begleitete Wandel des ökonomischen Krafteverhaltnisses zwischen Japan und China, andererseits eine tiefgreifende Revision sicherheitspolitischer Konstellationen, wie sie etwa für Japan fast 50 Jahre lang Geltung beanspruchten. Während es nicht an Versuchen mangelt, Visionen einer politischen Integration Ostasiens als Zukunftsperspektive zu entwerfen, zeigen die zahlreichen territorialen Streitigkeiten, dass selbst ein Minimalkonsens in grundlegenden Fragen nur mühsam zu erreichen ist.

Wohin wird die gegenwärtig zu beobachtende Dynamik in Ostasien führen? Schon lange war Japan in der Region außenpolitisch nicht mehr so isoliert wie heute – welche Richtung wird die Politik Japans gegenüber Ostasien in der post-Koizumi-Ära einschlagen? Welche innenpolitischen Determinanten gibt es für Japans Außen- und Sicherheitspolitik? Die VR China wird hierzulande gern als "Wirtschaftswunderland" apostrophiert. Ein differenzierter Blick zeigt die Vielschichtigkeit, die nicht nur immense ökonomische, gesellschaftliche und ökologische Probleme umfasst, sondern bei der wie in Japan Identitätssuche und Nationalismus als Faktoren zu bercksichtigen sind. Ganz gleich, in welche Richtung sich Gesellschaft, Wirtschaft und Politik Chinas entwickeln werden – von den Auswirkungen wird die gesamte Region nachhaltig betroffen sein.

In der Tutzinger Tagung werden wir diese Fragestellungen im übergeordneten Zusammenhang der neuen Konstellation zwischen Japan und China für die Region Ostasien diskutieren. Neben Konfliktpotenzialen, ihren Ursachen und regionalen Kooperationsnotwendigkeiten wird auch die globale Perspektive in die Debatte einbezogen: Welche Interessen verfolgen die USA in der Region? Wie wirken sich die jeweils so unterschiedlichen Beziehungen der USA zu Japan bzw. China aus? Können die Integrationserfahrungen Europas ein stabilisierender Faktor bei dem Bemühen sein, den dynamischen Wandel in Ostasien friedlich und konstruktiv zu gestalten?

Alle Interessierten sind sehr herzlich zu dieser mit internationalen Fachleuten besetzten Veranstaltung eingeladen. Besonders richtet sich unsere Einladung an alle, die zu Fragen von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur in Ostasien forschen und arbeiten. Ebenso sind alle an Fragen der Entwicklung globaler Politik Interessierten eingeladen, sich auf das Fallbeispiel Ostasien einzulassen und aus der vergleichenden Perspektive etwas für die internationale Debatte und die europäischen Handlungsmöglichkeiten zu lernen.

Dr. Martin Held, Evangelische Akademie Tutzing

Prof. Dr. Klaus Vollmer, Japan-Zentrum, Department für Asienstudien der Universität München

Dr. Franco Algieri, Centrum für angewandte Politikforschung


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