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Nachgefragt: Aufbruch zu neuen Grenzen

Prof. Dr. Werner Weidenfeld analysiert die Innovationskraft der Politik

Der Druck auf die Politik wächst. Zumindest in einem Punkt scheint sich die Mehrheit der Politiker aber einig zu sein: Innovationen weisen den Weg aus der Krise. Aber stimmen dafür überhaupt die politischen Rahmenbedingungen? Professor Dr. Dr. Werner Weidenfeld, Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München, über Innovationen in der Politik.

PDF-Originalartikel

06.05.2009 · Innovationsoffensive / FAZ-Verlagsbeilage



Herr Weidenfeld, ist Innovationspolitik ein probates Mittel zur Stärkung der Wirtschaftskraft, sowohl in der Krise als auch nach der Krise?

Weidenfeld: Innovationspolitik ist die Voraussetzung für eine wirtschaftliche Leistungssteigerung. Verschiedene Länder zeigen, wie so etwas erfolgreich funktioniert. Ein Grund, weshalb die USA in den vergangenen Jahren große wirtschaftliche Erfolge verbuchen konnten, ist die Kombination von dramatischer Forschungsförderung durch die Politik mit der Risikobereitschaft einzelner wirtschaftlicher Akteure. Der Aufbruch zu neuen Grenzen gehört in den USA zur Kultur. Das ist in Deutschland noch nicht ausgereift. Wir sind eher sicherheits- und stabilitätsorientiert.

Wie schätzen Sie die politischen Rahmenbedingungen für Innovationen in Deutschland ein?

Weidenfeld: In der aktuellen Lage lässt sich beobachten, dass sich der Druck erhöht hat und die Politik dadurch nun schneller handeln und Innovationen fördern will. Aber die Politik verhält sich gegenwärtig noch zu detailorientiert, zu wenig gesamtstrategisch. Ein Unternehmen beispielsweise treibt sich selbst in den Ruin, wenn es nur das nächste Tagesgeschäft im Blick hat. Phänomene wie die Internationalisierung und Globalisierung fordern ständig dazu auf, sich der Innovation zuzuwenden. Das muss aber konzeptionell und strategisch angegangen werden.

Inwieweit ist in unserer Gesellschaft in ausreichendem Maße eine Innovationskultur verankert?

Weidenfeld: Eine Innovationskultur ist hierzulande noch nicht wirklich entwickelt. Einerseits hängen die Wettbewerbsfähigkeit und die Attraktion des Standorts ganz wesentlich von der Innovationsfähigkeit ab. In diesem Bezugsrahmen hat der Begriff "Innovation" als Kategorie schon einen Spitzenwert. Aber beide Subkulturen – die Politik wie die Wirtschaft – entwickeln unterschiedliche Sichtweisen und haben sich dazu noch nicht in ausreichendem Maße ausgetauscht.

Welche politischen Innovationen sind nach der Bundestagswahl in diesem Herbst zu erwarten?

Weidenfeld: Der demografische Wandel ist ein herausragendes Thema. Die Gesamtkomposition der Gesellschaft ist immer noch am 19. Jahrhundert orientiert. Die Demografie zwingt uns zu einer umfassenden Korrektur des sozialen Sicherheitsdenkens. Damit verbunden werden auch Innovationen im Gesundheitswesen sein. Außerdem wird sich unsere Mitverantwortung in der Weltpolitik erheblich verändern. Jahrzehntelang hatten wir mit all diesen weltpolitischen Verwebungen nichts zu tun. Wenn wir uns wirtschaftlich fortentwickeln wollen, müssen wir in der Lage sein, uns auf einem großen, globalen Markt zu bewegen.

Das Gespräch führte Markus Garn. Das vollständige Interview können Sie in der kommenden Ausgabe des Magazins INNOVATIONSMANAGER lesen: www.innovationsmanager.de


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