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Internationale Beziehungen und Globale Diplomatie: Neue Herausforderungen für die internationale Kooperation der US Regierung

Fachgespräch mit Nicholas Kralev

17.10.2017 · C·A·P




Nicholas Kralev und Eva Feldmann-Wojtachnia

Im Rahmen der Aktivitäten der studentischen Forschungsgruppe zu den EU-USA Beziehungen, die in Kooperation mit der Europäischen Kommission am C·A·P initiiert wurde, fand am 10. Oktober 2017 am C·A·P ein Fachgespräch mit dem renommierten US-Autor, Journalisten und Kenner der US-Außenpolitik Nicholas Kralev statt. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der internationalen Diplomatie, der strategischen Kommunikation und in der Beratung und Analyse im Wirtschaftssektor. Im Laufe seiner Berufslaufbahn hat er als Korrespondent der Financial Times und der Washington Times die US-Außenminister Hillary Clinton, Condoleezza Rice, Colin Powell und Madeleine Albright begleitet. Zudem ist er Exekutivdirektor der Washington International Diplomatic Academy, einer unabhängigen Bildungseinrichtung, die sich der Stärkung der globalen Diplomatie über Aus-, Fort- und Weiterbildung von Diplomaten widmet.

Nicholas Kralev beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der Rolle der USA in der Welt, der US-Diplomatie und der aktuellen Weltordnung vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Fragestellungen. Exemplarisch zeigte er die unterschiedlichen Strategien der US-Außenpolitik seit 1945 anhand der drei Zäsuren der Truman Doktrin, des Zusammenbruchs der Sowjetunion und den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf. Kurz skizzierte Kralev auch das sich verändernde Sicherheitsempfinden der Amerikaner im zeitlichen Vergleich zwischen dem Ende des zweiten Weltkriegs und den Terroranschlägen auf das World Trade Center, bevor er seinen zentralen Begriff von „Globaler Diplomatie“ erläuterte. Diese hat zum Ziel, möglichst allen Staaten der Welt „Good governance“ zu ermöglichen. In der Tradition des neoliberalen Institutionalismus sieht Kralev die Handlungsmaxime der US-Außenpolitik – wie die Außenpolitik eines jeden Staates – durch nationale Interessen bestimmt: Gewährleistung von Sicherheit, Wohlstand und Vermittlung von Werten.

Diesen drei Maximen folgend hob er die hohe Relevanz des Ökonomie-Faktors für die Außenpolitik der USA hervor. Neben eines funktionierenden Welthandels bedarf es für die USA dabei auch funktionierender nationaler Märkte, einerseits um die Lieferung von Rohstoffen und Zulieferprodukten sicherzustellen, andererseits um Absatzmärkte für amerikanische Produkte zu erschließen. Dabei ist aktuell zu beobachten, dass die Tradition amerikanischer Außenpolitik den derzeitigen Verlautbarungen des US-Präsidenten in vielerlei Punkten diametral entgegen steht.

Wie die Diskussion im Anschluss zeigte, erwies sich die Frage, wie sich die aktuelle Politik von Donald Trump in die außenpolitische Tradition der USA einordnen lässt, jedoch als ein Blindfleck seines Vortrags. Die Auswirkungen der Trump Regierung für die amerikanische Diplomatie wurde eher in materiellen Gesichtspunkten dargestellt – wie dem Vergleich der Etats zwischen Militär und Diplomatischen Dienst, als in der ideellen und wertbasierten Begründung außenpolitischen Handelns.

Das Fachgespräch hat daher gezeigt: In der aktuellen politischen Lage zeigt sich die Rolle der US-Diplomatie zur „Ordnung der Welt“ unter Trump als unklar. Um so mehr muss der Dialog zwischen der EU und den USA auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Formaten intensiviert werden, damit sich das bisherige gegenseitige Verständnis nicht im Zeitalter der Globalisierung – geprägt durch Komplexität und vielfältiger Krisen – verliert. Angesichts der Verunsicherung durch die unkalkulierbaren Sprünge des derzeitigen US-Präsidenten erweist sich - wie das Fachgespräch verdeutlichte - der bisher als selbstverständlich wahrgenommene Austausch verschiedenster Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zwischen der EU und den USA als eminent wichtig.


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