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Mehr politische Bildung an Mittelschulen

Runder Tisch der Forschungsgruppe Jugend und Europa in München

05.06.2014 · C·A·P



Wie interessiert man junge Menschen, speziell sogenannte schwer erreichbare Zielgruppen für Politik? Welchen Beitrag kann und sollte das schulische Umfeld leisten? Diese Frage beschäftigte Schulsprecherinnen und Schulsprecher an bayerischen Mittelschulen. Beteiligt waren 14 Schüler und Schülerinnen der Carl-Steinmeier-Mittelschule Riemerling, der Mittelschule an der Guardinistraße, München, der Mittelschule München-Moosach, begleitet von ihren Lehrkräften, Frau Ewelt und Herrn Förster.


Fazit: Mehr politische Bildung. Aber wie, das galt es zu diskutieren

Insgesamt drei Mal traf sich die Runde im Rahmen einer gemeinsamen Initiative der Bayerischen Landeszentrale für Politische Bildung (LpB) und der Forschungsgruppe Jugend und Europa am C·A·P - mit Christina Schröter (Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst), Uta Löhrer und Jan Liedtke (LpB), Sebastian Hinsche (Stellvertreter für die Mittelschulen im Landesschülerrat in Bayern) und Eva Feldmann–Wojtachnia (Forschungsgruppe Jugend und Europa des C·A·P).

Bei einem ersten Treffen am 17.02.14 wurde nach den Ursachen dafür gesucht, dass gerade Mittelschüler sich kaum am politischen Geschehen beteiligen und eher weniger für Politik interessieren. Schnell wurde man sich einig, dass sie in Bezug auf politische Bildung vernachlässigt und nicht ernst genommen werden. Gleichwohl spricht die Politik die Jugendlichen zu wenig an. Im Anschluss begann man damit, in Diskussionsrunden und später in kleineren Arbeitskreisen, gemeinsam Ideen zu erarbeiten. Folgende Leitfragen wurden gestellt: Was erwarte ich von politischer Bildung? Was bedeutet Integration für uns? Was können Schule und Vereine tun? Was kann ich tun? Abschließend wurde beschlossen, den Runden Tisch fortzusetzen um diese Ideen weiter zu verfolgen und zu konkretisieren.


Wie können wir aktiv werden? Brainstorming am C·A·P

Beim zweiten Treffen am 26.03.2014 diskutierten die Teilnehmenden des Runden Tischs darüber, wie politische Parteien Jugendliche besser erreichen könnten. In Gruppenarbeit wurde die Frage vertieft, wie die Politik selbst bei Jugendlichen politisches Interesse wecken kann. Hierzu wurden möglichst unterschiedliche Wege der Ansprache für sinnvoll erachtet sowie darüber nachgedacht,  ob es zielführend wäre, eine eigene 'Jugendpartei´ zu gründen oder Schülerparlamente an Schulen einzuführen. In einem Punkt waren sich alle einig, dass die Politiker persönlicher und verständlicher werden sollten, wenn sie Jugendliche erreichen wollen. Als zentrales Element wurden ansprechende, jugendgerechte politische Nachrichten und Informationen erachtet, beispielsweise mittels einer schulintern gestalteten Zeitung oder Radiosendungen mit politischen, aufbereiteten Nachrichten.

Das Abschlusstreffen fand am 05.05.2014 statt, wenige Tage vor Beginn der Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss. Trotz dieser Zusatzbelastung ließen es sich die Schüler nicht nehmen, am dritten Runden Tisch teilzunehmen, um von eigenen Initiativen zu berichten. Jugendliche der Mittelschule an der Guardinistrasse schilderten ihre Idee, vor der Europawahl Plakate aufzuhängen, die über Europa und die Europawahl informieren. In Riemerling kreierten die Jugendlichen für ein Schulfest Plakate mit einem Politik-Quiz. Mit Fragen von „Wofür steht verdi?“ bis „Was sind Tarifgespräche?“ konnten sie sogar viele Erwachsene aus der Reserve locken...

Für die Schüler der Carl-Steinmeier-Mittelschule ist es Dank ihres engagierten GSE (Geschichte-Sozialkunde-Erdkunde)-Lehrers, Herrn Förster, mittlerweile selbstverständlich, sich mit aktuellen politischen Geschehnissen auseinanderzusetzen. Viermal in der Woche hören die Schüler um Punkt 8:00 Uhr in der Schule Radio-Nachrichten und protokollieren diese in ihr Nachrichtenbuch. Dieses Ritual trainiert gleichzeitig aktives Hörverstehen, die Erweiterung des Wortschatzes und das politische Verständnis.


Die Schüler protokollieren regelmäßig Radio-Nachrichten an der Schule

Auf eine andere Art widmet sich Frau Ewelt in der Mittelschule an der Guardinistraße dem Thema Politik. Jeden Montag gibt sie ihren Schülern Raum, über die aktuellen Vorkommnisse und die Nachrichten der letzen Woche zu diskutieren. Der Input kommt von den Schülern – sie sollen sich im Voraus zu Hause informieren.

Beide Ansätze sind beispielhaft und werden von den Schülern sehr geschätzt, um jungen Menschen in der Schule die Funktionsweise von Politik anhand von aktuellen Themen näher zu bringen. Hierbei ist es den Jugendlichen wichtig, dass ihnen in der Schule das nötige Hintergrundwissen als Basis für die eigene Meinungsbildung vermittelt wird. Andererseits sollte es auch ausreichend Raum geben, die Diskussionen und Themen von Schülerseite aus selbst zu gestalten.

An Ideen zur Aktivierung der Mittelschule für mehr politische Bildung hat es beim Runden Tisch nicht gemangelt: Man könne wöchentliche Durchsagen gestalten, die in einfacher Sprache die wichtigsten Nachrichten der Woche wiedergäben, Nachrichten-Infoscreens anbringen oder eine Projektgruppe 'Politische Bildung' zur peer-to-peer-Education an der Schule gründen,  um nur einige Ideen zu nennen. Weitermachen! Darin waren sich zum Schluss alle einig. Die Jugendlichen wollen die nächste Generation aus den neuen 10. Klassen unbedingt von der Idee überzeugen, sich auch für mehr politische Bildung an der Mittelschule zu engagieren. Sie stellen sich als Ansprechpartner und „Coaches“ zur Verfügung.

Alle Beteiligten zeigten sich mit dem Format 'Runder Tisch' sehr zufrieden und sprachen sich für eine Weiterführung dieses Austauschs zur Entwicklung weiterer konkreter Handlungsfelder aus.

Die jugendlichen Teilnehmenden am Runden Tisch 2014 waren: Suleman Bakhtar, Magdalena Butigan, Amir Hassan, Yahia Hassan, Anil Celik, Felice Notari, Verena Modlmeier, Isabelle Beisler, Florian Crull, Antonio Mellinie, Christoph Schwiekal, Cedrigue Makoma, Schamssullag Schaker.

Bericht: Elisabeth Fobo (München); sie absolviert derzeit ein dreimonatiges Praktikum bei der Forschungsgruppe Jugend und Europa am C·A·P.


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