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Transformationspartnerschaft mit Tunesien

Blockseminar „angewandte Politikwissenschaft“ in Tunis

19.12.2011 · C·A·P



Das Centrum für angewandte Politikforschung am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft der LMU München hat unter Leitung von Dr. Reinhardt Rummel und Edmund Ratka ein viertägiges Blockseminar „angewandte Politikwissenschaft“ in Tunis durchgeführt. Im Rahmen dieses interaktiven, interdisziplinären und praxisorientierten Seminars wurden Fragen des tunesischen Transformationsprozesses diskutiert und grundlegende methodische und analytische Fähigkeiten vermittelt.

An dem Seminar nahmen 35 Studierende auf Master- und Promotionsniveau aus dem Bereich Politik-, Sozial-, Rechts- und Kommunikationswissenschaft von fünf Hochschuleinrichtungen aus dem Großraum Tunis teil. Das Dozenten-Team wurde von Thando Sililo, Lehrbeauftragter am Geschwister-Scholl-Institut, und von Mathieu Rousselin von der Universität St. Gallen verstärkt.

Beteiligte tunesische Universitäten:

  • Faculté de Droit et Sciences Politiques de Tunis el Manar

  • Faculté des Lettres, des Arts et des Humanités de l’Université La Manouba

  • Faculté des Sciences Juridiques, Politiques et Sociales de Tunis

  • Institut de Presse et de Sciences de l’Information (IPSI) de l’Université La Manouba

  • Institut National du Travail et des Etudes Sociales (INTES) de l’Université Carthage

Thematische Schwerpunkte des Seminars waren Staatsorganisation und Verfassungsentwicklung, Zivilgesellschaft, Medien und Parteien als zentrale Akteure in der Demokratie sowie die Beziehungen Tunesiens zu Deutschland und Europa. Neben der Vermittlung von Analysekompetenzen räumte das Seminar der Arbeit in Kleingruppen großen Raum ein und förderte dadurch Eigeninitiative, Kreativität und anwendungsorientiertes Lernen der Studierenden. Diese konnten auf diese Weise ihre Erfahrungen und Expertise strukturiert einbringen und gemeinsam Lösungsvorschläge für die gegenwärtigen Herausforderungen Tunesiens erarbeiten. Ein weiterer zentraler Bestandteil des Seminars war die Diskussion mit Vertretern aus der beruflichen Praxis. Als Gastredner beteiligten sich Vertreter des Solarprojekts DESERTEC, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sowie der Deutschen Welle.

Die Veranstaltung war das erste internationale politikwissenschaftliche Seminar im post-revolutionären Tunesien, das sich explizit an Studierende richtete, und entsprach dem dortigen Wunsch nach innovativen und internationalen Ausbildungsformaten. An der Abschlusssitzung nahmen neben den Studierenden auch Professoren der beteiligten tunesischen Hochschulen sowie mehrere Vertreter deutscher Mittlerorganisationen wie der Friedrich-Naumann-Stiftung, des Goethe-Instituts sowie des DAAD teil. Das Seminar wurde vom DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert. Ein Pressebericht über das Seminar in arabischer Sprache ist hier  abrufbar.


Ideenwerkstatt: In der Schlusssitzung des Seminars diskutieren die Studenten ihre Arbeitsergebnisse mit Vertretern aus der tunesischen Professorenschaft und dem öffentlichen Leben. Vertreten waren unter anderem das tunesische Hochschulministerium, der DAAD, das Goethe-Institut und deutsche politische Stiftungen.


Theorie und Praxis: Mathieu Rousselin erläutert die Rolle des Bürgers in der Demokratie aus Sicht der Politikwissenschaft, Thando Sililo zeigt anschließend beispielhaft, wie sich die Stadt München um Bürgernähe bemüht.


Staatsorganisation in Deutschland und Tunesien: Thando Sililo diskutiert in einer englischsprachigen Gruppe kommunale Daseinsvorsorge und das Konzept des Public-Private-Partnership. Dr. Reinhardt Rummel (im Hintergrund) moderiert eine deutschsprachige Gruppe, die sich mit dem Modell der sozialen Marktwirtschaft beschäftigt.


Medienkompetenz stärken: Tunesische Studierende analysieren in einer Gruppenarbeit mit Edmund Ratka die aktuelle Berichterstattung in der tunesischen Presse und erarbeiten Vorschläge für eine Stärkung der Medienlandschaft.


Angewandte Methodenlehre: Mathieu Rousselin moderiert eine Gruppensitzung, in der die Aufgaben von Parteien herausgearbeitet und auf die gegenwärtige Situation in Tunesien übertragen werden.


Entwicklungszusammenarbeit gestalten: Marion Geiss vom Büro Tunis der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) stellt die Arbeit der GIZ vor und diskutiert mit den Studenten die Rolle der Entwicklungszusammenarbeit in Tunesien.


Dialog mit der Wirtschaft: Edmund Ratka stellt René Buchler vor, den Regionalkoordinator Nordafrika (Marokko, Algerien, Tunesien) des Solarprojekts DESERTEC.


Öffentliches Interesse: Seminarleiter Dr. Reinhardt Rummel im Gespräch mit der tunesischen Journalistin Mabrouka Khedir über das erste internationale politikwissenschaftliche Seminar im post-revolutionären Tunesien, das sich explizit an Studierende richtet.


Pionierprojekt der tunesisch-europäischen Hochschulkooperation: Prof. Jehel Ezzine, Direktor für Internationale Zusammenarbeit im tunesischen Hochschulministerium, würdigt die Seminarorganisation und die engagierte Teilnahme der Studenten. Zu den Teilnehmern an der Abschlusssitzung zählte auch Dr. Anis Ben Amor von der Friedrich Naumann-Stiftung (rechts im Bild).


Neue Netzwerke: Durch das intensive gemeinsame Arbeiten über vier Tage hinweg bildeten sich zahlreiche Verbindungen zwischen den tunesischen Studenten heraus, die fünf verschiedenen Hochschuleinrichtungen im Bereich der Politik-, Sozial-, Rechts- und Kommunikationswissenschaften angehören.


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