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Public Affairs als angewandte Politikwissenschaft

Dr. Holger Friedrich zu Gast am C·A·P

10.02.2011 · C·A·P



Politik ohne Beratung gab es im Grunde nie. In Deutschland hat sich aber seit dem Ende der Bonner und den Anfängen der Berliner Republik das Geschäft mit der Politikberatung signifikant professionalisiert und differenziert. Nach unterschiedlichen Schätzungen sind in der Hauptstadt derzeit etwa 5.000 Personen im Bereich Lobbying, Governmental Relations oder Public Affairs tätig. Das schließt die 2.200 offiziellen Lobbyorganisationen ebenso ein, wie kleine Beratungsunternehmen, PR-Agenturen oder zunehmend auch Kanzleien. Lobbyismus hat in Deutschland noch immer einen etwas anrüchigen Klang, weswegen mittlerweile eine Fülle von Begriffen und Tätigkeitsbeschreibungen existiert, die das Geschäft mit der Vernetzung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft umschreiben.


Prof. Dr. Werner Weidenfeld und Dr. Holger Friedrich

Dr. Holger Friedrich vom Beratungsunternehmen Steltemeier & Rawe interessieren dabei vor allem die strategischen Aspekte gesellschaftlicher Herausforderungen. Klassisches Lobbying sei daher auch nur ein kleines Teilsegment seiner Arbeit. Für Friedrich steht die Kluft der unterschiedlichen Handlungslogiken in Wirtschaft und Politik im Vordergrund. Zum unerlässlichen Handwerkszeugs der Public Affairs gehöre daher ein umfassendes Verständnis des Politikprozesses: Wie wird aus einem Referentenentwurf ein Gesetz? Wer ist an welcher Stelle des Verwaltungsapparates wofür zuständig?

Die Tatsache, dass es bei seiner Arbeit um die Interessen der Mandanten beziehungsweise Auftraggeber geht, möchte Friedrich gar nicht verhehlen. Im Kern geht es bei Public Affairs aber darum ein Netzwerk zu schaffen, das für alle Beteiligten einen Mehrwert verspricht. Politik und Verwaltung profitieren von der Expertise und dem fachlichen Detailwissen, das wirtschaftliche Akteure in den Diskurs einbringen können. Für die Wirtschaft wiederum eröffnet sich so gegebenenfalls die Möglichkeit eigene Anliegen direkt mit den politisch Verantwortlichen zu erörtern. Für Holger Friedrich ist Transparenz dabei das oberste Gebot. Er interpretiert Public Affairs nicht als geheime Interessenvermittlung in dunklen Hinterzimmern, sondern vielmehr als relativ offenen Kommunikationsprozess.

Ebenso geht es ihm nicht um Einzelmaßnahmen, sondern um die Etablierung tragfähiger Arbeitsbeziehungen und Strukturen, die eine win-win-Situation für alle Akteure darstellt. Dafür eine effektive Strategie zu erarbeiten sieht er als größte Herausforderung. Mehrfach hat Friedrich dabei betont, wie sehr ihm seine frühere Beschäftigung am C·A·P und seine Promotion am Lehrstuhl für Politische Systeme und Europäische Einigung bei seiner heutigen Tätigkeit zu Gute kommt. Parallelen zog er vor allem in Bezug auf den akteurszentrierten Ansatz, wie er sowohl bei Steltemeier & Rawe als auch am C·A·P zum Einsatz kommt.


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