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Quo vadis Europa?

Tschechische Ratspräsidentschaft, die bevorstehenden Europawahlen und die Jugendarbeit

11.05.2009 · Forschungsgruppe Jugend und Europa



Auf Einladung von Tandem - Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechische Jugendaustausch diskutierte Dr. Stefan Rappenglück, Leiter der Forschungsgruppe Jugend und Europa am C·A·P, mit Libor Roucek, Mitglied des Europäischen Parlamentes aus Tschechien, Anna Stvrtecky, Ersatzkandidatin für die SPE aus Bayern, sowie Neele Wulff (deutsche Sprecherin des Jugendtreffens) und David Neuwirth (tschechischer Sprecher des Jugendtreffens) zum Abschluss des 6. Deutsch-Tschechischen Jugendtreffens am 19.04.2009 in Celakovice bei Prag.

Das sechste Deutsch-tschechische Jugendtreffen stand unter der Schirmherrschaft der stv. tschechischen Schulministerin Eva Bartonová und des deutschen Botschafters in Prag, Helmut Elfenkämper. Im Rahmen von 14 Workshops wurden unterschiedlichen europäischen Themenstellungen angesprochen,  u.a. zur Zukunft des Lissabonner Vertrages und den Wahlen zum Europaparlament.


Rund 100 junge Menschen aus Deutschland und Tschechien verfolgten eine abschließende lebhafte Podiumsdiskussion unter Moderation von Thomas Rudner, Leiter von Tandem Regensburg  unter dem Motto "Quo Vadis Europa?".

Ausgangspunkt der Diskussion war das Zukunftsbild der Europäischen Union im Jahre 2040. In welchem Europa werden die Jugendlichen von heute dann leben?

Alle Podiumsteilnehmer brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die Europäischen Union weiterhin existiert und vor allem tatsächlich den viel gepriesenen europäischen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger umsetzen kann. Die Diskutanten gingen davon aus, dass sich die Europäische Union weiter erweitert haben dürfte, allerdings gab es unterschiedliche Einschätzungen in Hinblick auf den Beitritt der Türkei. Stefan Rappenglück verwies insbesondere auf die geänderte Demographie in der Europäischen Union und folgerte daraus, dass die europäischen Zukunftsfragen als generationsübergreifende Querschnittsaufgaben zu verstehen sind.


In der Beantwortung der Fragen aus dem Publikum wurde "Europa durch die Augen der Jugendlichen" betrachtet. Von den Podiumsteilnehmenden wurden die zunehmende Dichte des europäischen Einigungsprozesses und ihre Folgen für die zukünftige Generation thematisiert. Man war sich einig, dass auf der europäischen Ebene durch das Weißbuch "Jugend - Neuer Schwung für die Jugend Europas?" erhebliche Dynamik in die europapolitische Dimension gekommen sei, dass aber zugleich viele positive Entwicklungen und Veränderungen die Jugendlichen noch zu wenig erreicht haben. Anschließend wurde die bevorstehende Wahl zum Europäischen Parlament und die Beteiligung von jungen Leuten thematisiert. Ausgehend von einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Europäischen Parlamentes und aktuellen Studien der Forschungsgruppe Jugend und Europa war man sich einig, dass noch erhebliche Anstrengungen zu einer Verbesserung der möglichen Wahlbeteiligung von Jungwählerinnen und Jungwählern nötig sind, um zumindest das schlechte Ergebnis bei den letzten Europa-Wahlen (nur ein Drittel der Jugendlichen zwischen 18 und 24 Jahren haben sich an dieser Wahl beteiligt) erreichen zu können. Diese Zahlen stehen jedoch im Gegensatz zu einer grundsätzlich positiven Einschätzung der EU und der Mitgliedschaft des eigenen Landes. Kritisch wurden eine zunehmende Anzahl von Internetforen und kurzfristige Werbeaktionen bewertet, da sie keine nachhaltige politische Auseinandersetzung mit dem Zukunftsthema "Europa" ermöglichten.


Bei der anschließenden Diskussionsrunde mit den Jugendlichen wurde eine Vielzahl von Aspekten des gegenwärtigen europäischen Einigungsprozesses und ihre Relevanz für Jugendliche angesprochen. Als großes Plus wurde die zunehmende Mobilität bewertet, mit vielen kritischen Einwänden jedoch der Bologna-Prozess mit seinen Folgen für das Universitätsstudium.

Sehr bemängelt wurde die nach wie vor fehlende Rückbindung europäischer Entscheidungen an die Bürgerinnen und Bürger. Der von der Europäischen Kommission als neues Instrument eingebrachte strukturierte Dialog war für viele beteiligte Jugendliche unbekannt. Problematisiert wurde ferner eine fehlende Verknüpfung europäischer Entscheidung und Dialogformate mit der lokalen Ebene.

Abgerundet wurde die Plenumsdiskussion und das Jugendtreffen durch die von den Jugendlichen erstellte Erklärung von Čelákovice zur Zukunft der Europäischen Union und den Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien. Diese soll Entscheidungsträgern auf nationaler und europäischer Ebene zugeleitet werden.

Download

Erklärung von Celakovice

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