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Die aktuelle Lage der Weltwirtschaft

C·A·P-Forschungskolloquium mit Prof. Dr. András Inotai

05.12.2009 · C·A·P



Das Jahr 2009 barg große Herausforderungen für die Weltwirtschaft. Die durch die Pleite des Traditionshauses Lehman Brothers dramatisch verstärkte Finanzkrise weitete sich empfindlich auf die Realwirtschaft aus, sodass die makroökonomischen Kennzahlen in zahlreichen Volkswirtschaften sanken. In seinem Vortrag im Rahmen des C·A·P-Forschungskolloquiums beleuchtete Prof. Dr. András Inotai, Direktor des Instituts für Weltwirtschaft der ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest, wie die Krise in den mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten verlaufen ist und welche Lösungsoptionen bestehen.


Prof. Dr. András Inotai und Prof. Dr. Werner Weidenfeld

Prof. Dr. Inotai eröffnete seinen Vortrag mit der Bemerkung, dass 20 Jahre nach der Einleitung der Systemtransformation und fünf Jahre nach dem Beitritt zur Europäischen Union zahlreiche Kommentatoren die Anpassung der mittel- und osteuropäischen Volkswirtschaften an marktwirtschaftliche Strukturen für eine Sackgasse hielten. Zwar befänden sich die Länder tatsächlich in einer schwerwiegenden Krise, dennoch hielt Inotai diesen Einschätzungen entgegen, dass die Situation auch zahlreiche Chancen biete.

Als Hauptgrund für die derzeitigen Schwierigkeiten nannte Inotai insbesondere die Tatsache, dass die Aufholprozesse der neuen EU-Mitgliedstaaten in einer unverhältnismäßig hohen Geschwindigkeit durchgeführt worden seien. Dies habe eine "frühgeborene Konsumgesellschaft" hervorgerufen, die maßgeblich zu den schwerwiegenden Auswirkungen der Finanzkrise beigetragen habe.

Weitere Herausforderungen, denen sich die mittel- und osteuropäischen Staaten aktuell stellen müssten, sah Inotai in der hohen Exportabhängigkeit der Länder und dadurch in einer großen Anfälligkeit für die globale Krise. Auch die Spezialisierung auf die Automobilindustrie habe zu Problemen geführt. Darüber hinaus trugen die nur unzureichend entwickelten marktwirtschaftlichen Strukturen in kleinen und mittleren Unternehmen zur Gesamtsituation bei, so Inotai. Nicht zuletzt müsse auch die hohe soziale Verwundbarkeit, die ihren Ausdruck beispielsweise in einem gesteigerten Populismus finde, kritisch betrachtet werden.

Mit Blick auf die Lösung dieser Schwierigkeiten verwies Inotai auf die Notwendigkeit eines geschlossenen Vorgehens im Rahmen der Europäischen Union. Entscheidend werde sein, wie viel Vertrauen die einzelnen Mitgliedstaaten in die Fähigkeit der Union hätten, die Krise in solidarischer Weise zu bewältigen.


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