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Europa, die USA und die künftigen Machverschiebungen in Asien

Forschungskolloquium mit Heinrich Kreft

Dr. Heinrich Kreft ist seit August 2004 stellvertretender Leiter des Planungsstabes im Auswärtigen Amt. Davor leitete er die Wirtschaftsabteilung der Deutschen Botschaft in Washington.

20.04.2005 · C·A·P




Dr. Heinrich Kreft und Prof. Dr. Werner Weidenfeld.

Nicht nur während des Bush-Wahlkampfes hieß ein Thema in den USA "China, China, China", so Heinrich Kreft im Rahmen des Forschungskolloquiums am Centrum für angewandte Politikforschung zum Thema "Europa, die USA und die künftigen Machtverschiebungen in Asien". In den Vereinigten Staaten beobachtet man den Aufstieg Chinas mit Sorge. China könnte zu einer Supermacht "auf Augenhöhe mit den USA" aufsteigen. Diese Wahrnehmung scheine bei den europäischen Partnern völlig zu fehlen, konstatiert Kreft. Durch diesen "threat perception gap" entwickle sich die aktuelle Diskussion über ein Aufheben des Waffenembargos gegen China zu einer ernst zunehmenden Konfliktquelle für die transatlantischen Beziehungen. Die USA lehnen im Gegensatz zu einigen europäischen Staaten das Aufheben des Waffenembargos strikt ab.

Um die Machtverhältnisse in Asien analysieren zu können, ist es wichtig, sich nicht nur die neueste Vergangenheit vor Augen halten. China und Japan seien nie gleichzeitig mächtig gewesen, so Kreft. Japan hatte die letzten 150 Jahre die Vorherrschaft in Asien. Nun sind es die Chinesen, die eine größere Wirtschaftsdynamik aufweisen. Dennoch warnt Kreft vor einem ausschließlichen Engagement der Europäer in China. Der stellvertretende Leiter des Planungsstabes im Auswärtigen Amt hält es gerade auch bei deutschen Großunternehmern für unabdinglich, mehr zu diversifizieren. Auch wenn China der sichtbarste Aufsteiger sei, dürfe man Indien beispielsweise nicht unterschätzen.

Für die Beziehungen zwischen den drei asiatischen Mächten China, Japan und Indien seien die USA seit einem halben Jahrhundert der einzige Stabilitätsgarant, stellt Kreft fest. Dabei ist vor allem das Offenhalten der amerikanischen Märkte, aber auch eine angemessene Bündnispolitik entscheidend. Allein die Sicherheitsallianz zwischen den USA und Japan habe die Nuklearisierung Japans verhindern können. Eine Perspektive für europäisches Engagement in Asien sieht er vornehmlich in Kooperationen im rechtsstaatlichen Bereich. China habe großes Interesse daran, der staatlichen Erosion Einhalt zu gebieten, die Korruption effektiv zu bekämpfen und den enormen wirtschaftlichen Aufschwung auch in quantitatives Wachstum umzuwandeln.

Den Blick in die Zukunft gerichtet wünscht sich Heinrich Kreft eine bessere Zusammenarbeit zwischen US-amerikanischen und europäischen China-Experten. Es fehle nicht an strategischen Dialogen, aber an einer lebhafter Auseinandersetzung. Außerdem benötige gerade Deutschland mehr Expertise über China, so das Fazit von Kreft.


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