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Captive States - Divided Societies

Eröffnungskonferenz des Projektes in Constanta / Rumänien vom 07.-10.07.2005

28.09.2005 · Forschungsgruppe Europa



Im Januar 2005 begann die Arbeit an dem Projekt Captive States, Divided Societies. Political Institutions of Southeastern Europe in Historical-Comparative Perspective, ein dreijähriges Forschungsprojekt unter Beteiligung des  Centrums für angewandte Politikforschung (C·A·P) und der in Bukarest ansässigen Forschungsinstitutionen Romanian Academic Society und Romanian Institute for Recent History. Gefördert wird das Projekt durch die Förderinitiative der VolkswagenStiftung "Einheit in der Vielfalt. Grundlagen und Voraussetzungen eines erweiterten Europas."


Tagungsteilnehmer an der Eröffnungskonferenz

Die Hauptzielsetzung des Projektes ist es, im Jahr 2007 – wenn mit der wahrscheinlichen Aufnahme weiterer Staaten in die EU Südosteuropa erneut oben auf der europäischen Agenda stehen wird – ein akademisches Handbuch zu den politischen Institutionen Südosteuropas im 19. und 20. Jahrhundert zu publizieren, das sowohl die prägende Vergangenheit als auch die gegenwärtigen Entwicklungen integriert. Parallel hierzu werden die wichtigsten Forschungsergebnisse in einer Broschüre für Südosteuropa-Interessierte aus Politik und Medien veröffentlicht. Mittels des institutionalistischen Ansatzes sollen strukturelle Charakteristika und Gemeinsamkeiten der Region und ihrer politischen Institutionen im 19. und 20. Jahrhundert beleuchtet werden, ohne daß Gestaltungsmöglichkeiten endogener und internationaler Reformstrategien unterschätzt werden. Auch gilt es, Kongruenz und Divergenz des Balkans als historischer Raum zu sowohl Europa als auch zu Osteuropa zu erörtern und die Kluft zwischen historischer Tiefe und heutiger politischer Relevanz zu überbrücken. Repräsentativität oder Vollständigkeit wird nicht angestrebt. Statt dessen gilt es für die Autoren, eine theoretisch fundierte Argumentation (insbesondere bezüglich Modernisierung, Transformation und Nationsbildung) aufzubauen, mit Fallbeispielen aus verschiedenen Epochen, Staaten und Subregionen, ohne die gesamten zwei Jahrhunderte beleuchten zu müssen. Ein weiteres Ziel ist die Etablierung eines Forschernetzwerkes, das Wissenschaftler herausfordert, sich mit perspektivischen Alternativen zur 'klassischen' Nationalgeschichtsschreibung oder komparativen Transformationsstudien vertraut zu machen. Ihre Ergebnisse können als Multiplikator fungieren um andere Forscher dazu anzuregen, aus dieser Perspektive die eigene Geschichte bzw. das eigene Thema zu reflektieren. Der perspektivische Ansatz und die gleichzeitige Anforderung an die Autoren, die bislang marginalisierte Institutionenforschung auf der Ebene des Vergleiches von mindestens zwei südosteuropäischen Ländern zu betreiben, scheinen geeignet, die bereits angesprochenen strukturellen Charakteristika und Gemeinsamkeiten der Region herauszuarbeiten. Der hierbei zentrale Begriff politische Institution wird im Rahmen des Projektes breit ausgelegt, nämlich als formelle und informelle Arrangements, die Gesellschaft und Politik durch ihre normative Vorstellungen ordnen und ihnen Orientierung bieten. Drei Themenschwerpunkte –Staat, Politische Gesellschaft und Zivilgesellschaft – die zwölf Unterkapitel enthalten, wurden zur Bearbeitung vorgegeben. Dem entsprechend wurde die Eröffnungskonferenz in Constanţa an der rumänischen Schwarzmeerküste gestaltet, wo zwischen dem 7. und 10. Juli 2005 die Organisatoren, Projektmitarbeiter und Reviewer zusammentrafen. Dabei präsentierten die Projektmitarbeiter zum ersten Mal ihre eingereichten Themenvorschläge und stellten diese im größeren Kreis zur Diskussion. Einleitend legten die Organisatoren die Konzeption des Projektes, den Zeitplan und die Zielsetzung dar.


Projektleiter: Wim van Meurs, Andrei Pippidi und Alina Mungiu-Pippidi

Die vielfältigen Tagungsbeiträge können an dieser Stelle nur kursorisch vorgestellt werden. In den beiden ersten dem Staat und seinen Institutionen gewidmeten Panels standen folgende Themen und regionale Vergleiche im Vordergrund: "Die Ausbildung und das Funktionieren der konstitutionellen Monarchien in Bulgarien, Rumänien und Griechenland" (Edda Binder-Iijima gemeinsam mit Ekkehard Kraft), "Der Aufbau von Bürokratien in den jungen südosteuropäischen Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts" (Andrei Pippidi),  "Politische Gewalt in Rumänien und Bulgarien" (Charles King), "Militär und Politik in Griechenland und der Türkei während des Kalten Krieges" (Mogens Pelt) und "Die fiskalische Organisation in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens" (Vladimir Gligorov). Die zivilgesellschaftlichen Entwicklungen in Südosteuropa wurden im darauf folgenden kleineren Block betrachtet, in dem vergleichende Beiträge zur "Kirchlichen Institutionenbildung in Rumänien und Jugoslawien/Serbien" (Holy Case) und die "Politischen und zivilgesellschaftlichen Prozesse in Serbien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts" (Jovo Bakić) in das Blickfeld rückten. Die zwei abschließenden Panels galten gesellschaftspolitischen Gestaltungsprozessen in Südosteuropa und darin zu verortenden (in)formellen Institutionen. Dabei reichten die Themen von "Die marginalisierten albanischen Gemeinschaften Montenegros, Kosovos und Mazedoniens in Zeiten des Umbruchs" (Isa Blumi), der "Herausbildung von Staatsbürgerschaften in Südosteuropa bis zum Zweiten Weltkrieg" (Constantin Iordachi), der Untersuchung von "Lokalpartikularismen und Staatsbildungsprozessen in Südosteuropa" (Dimitar Bechev) und der Frage nach "Integration und Identifikation der Bevölkerungsgruppen, die Gegenstand des Bevölkerungsaustausches zwischen Griechenland und der Türkei (1923) waren" (Vangelis Kechriotis) bis zu "Faschismus und Kommunismus als subversive politische Bewegungen in der Zwischenkriegszeit in Jugoslawien und Rumänien" (Damiela Heimerl gemeinsam mit Wim van Meurs).

Zeitlich bewegten sich also die meisten Beiträge in der postosmanischen Zeit während sie sich inhaltlich stark mit der Frage nach Implementierung westlicher Modelle im Rahmen der Nationalstaatsbildung in Südosteuropa beschäftigten.

Innerhalb der einzelnen Panels wurden die jeweils ausgearbeiteten Problem- und Fragestellungen auf Übereinstimmung mit den von den Organisatoren vorgegebenen Projektkoordinaten und auf ihre Machbarkeit hinterfragt, wobei hinzuzufügen ist, daß die meisten Autoren auf umfangreiche Vorarbeiten rekurrieren können. Inhaltliche Verbesserungsvorschläge und Anregungen seitens der Organisatoren und Reviewer halfen, die zu Beginn der Tagung aufgeworfene Fragestellung nicht aus den Augen zu verlieren und das zu bearbeitende Thema gezielter auszurichten.

Nun folgt eine eineinhalbjährige Forschungsphase, in welcher notwendige Archiv- und Bibliotheksrecherchen in den Staaten Südosteuropas unternommen werden. Erste Resultate werden dann in München auf einer zweiten Tagung Ende 2006 präsentiert.


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